(Bild: Manfred Baumann // Aufgenommen auf dem Dach von Arianes Wohnhaus, über den Hügeln von Beverly Hills)
Vielgereiste Diplomatentochter, Studium der Politische Wissenschaften in Berlin und zudem noch „Deutschlands erstes It-Girl“ – Wer heute den Namen Ariane Sommer hört, ahnt viel zu selten, was für eine talentierte Autorin und Kolumnistin sich hinter dem berühmten Namen verbirgt. Beinahe jedem ist die blonde Schönheit und Nichte vom Journalisten Theo Sommer ein Begriff, vorschnelle Zuschreibungen à la Medienphänomen bleiben dabei selten aus. Dass die verflixt clevere Ariane (so darf ich es sagen, weil ich sie selbst schon erleben durfte) auf dem besten Wege zur Bestseller-Autorin ist, wissen die wenigsten: Mit ihrem aktuellen Roman „Lieben lassen“ trifft sie den Nerv der Zeit und gibt der Generation „Beziehungsunfähig“ ein Gesicht.
Gemeinsam mit ihrem Co-Autor Roman Libbertz schafft sie ein rasant daherkommendes Stück Literatur und zögert nicht eine Sekunde detailreich über Liebe, Lust und Einsamkeit zu berichten. Zudem arbeitet Ariane als Kolumnistin und Journalistin, mitunter für die TAZ. Immer wieder wird sie als Expertin für die Bereiche Kultur, Nachhaltigkeit, Ernährung, Lifestyle und Wellness in deutsche Fernsehformate eingeladen. Den ersten Teil des umfangreichen Interviews gibt’s hier zum Nachlesen, wir setzen beim Thema Showbusiness fort.
Liebe Ariane, wie definierst Du für Dich den Begriff Luxus?
Luxus bedeutet für mich vor allem die Freiheit, mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Zudem: Zeit mit Menschen verbringen zu können, die mir etwas bedeuten!
Von Deinem Werdegang und Deiner journalistischen Tätigkeit her bist Du immer mittendrin im Geschehen: Berichte mir von den Vorteilen im Showbusiness!
Innerhalb des Business kommt man vielfach mit sehr kreativen und innovativen Menschen in Kontakt. Das ist natürlich inspirierend und animiert einen dazu, neue Dinge auszuprobieren. Man lernt, offen für Richtungswechsel zu sein und muss dabei immer auch künstlerische Risiken in Kauf nehmen.
Irgendwelche Nachteile?
Wer sich nur aufgrund von Aufmerksamkeit und den damit verbundenen Impulsen, die man von außen bekommt, definiert, kann sich schnell verlieren. Auch drohen etwaige Wertvorstellungen gehörig durcheinander zu geraten, wenn man stets von Fans und Ja-Sagern umgeben ist.
Damals bist Du mit Deinem Mousse-au-Chocolat-Bad in mein pubertierendes Bewusstsein gerückt, seitdem hast Du Dich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückgezogen: Wie beobachtest du den Bedeutungs- und Imagewandel des „It-Girls“?
„It-Girl” ist, ähnlich wie andere Sammelbegriffe auch, ein inflationärer Begriff geworden. Je nach Zeit und Sujet kann eine solche Bezeichnung als Ritterschlag oder eben als Schlag ins Gesicht gedeutet werden. Die Bandbreite der Frauen, die das Label „It-Girl” tragen oder getragen haben, ist enorm groß. Das zieht sich von Frauen wie Victoria Beckham über Alexa Chung und Kim Kardashian bis hin zu ehemaligen Teilnehmerinnen von Big Brother oder ähnlichen Formaten.
Hand aufs Herz: Vermisst Du die Zeit von damals?
Ich denke gerne an meine bunte, durchaus wilde Jugend in Berlin zurück. Aber vermissen? Nein, das tue ich nicht! Im Vergleich zu damals finde ich mein jetziges Leben viel spannender, sagen wir erfüllter.
Würdest Du rückblickend irgendetwas anders machen?
Ich würde mir nicht so oft darüber Gedanken machen, was andere über mich denken könnten. Zudem hätte ich mehr an mich und an meine Fähigkeiten geglaubt – einfach aus der Mitte heraus gelebt. Dieses emotionale Auf und Ab, dieses Gefühl, sich selbst zu verlieren, ist, glaube ich, ziemlich normal. In den Teenagerjahren bis Anfang der Zwanziger ist das einfach notwendig, um sich selbst (wieder) zu finden.
Ich kann dem nur zustimmen, wobei ich mich noch mitten in diesem Emotionskarussell befinde! Hat die Ariane von heute Vorbilder, auf die sie schaut?
Selbstverständlich! Was kontemporäre Figuren im Bereich Journalismus oder kreatives Schreiben angeht, so sind die Journalistin und Unternehmerin Arianna Huffington oder Lena Dunham spannende Frauen für mich.
Beides Damen, die sich stark engagieren: Ich habe dich vor ein paar Monaten im Studio von Markus Lanz kennen lernen dürfen, wo Du fachlich versiert die politische Lage nach dem Terrorakt in Paris mitdiskutiert hast. Wie beurteilst Du die Situation nach den Anschlägen bei Euch in den Staaten?
Insgesamt ist die Situation vor allem psychologisch wesentlich angespannter als vor den Vorkommnissen in Europa. Die negativen Auswirkungen erleben wir hier in den USA unter anderem im Wahlkampf um das Amt des Präsidenten. Demagogen und Angsthetzer wie Donald Trump finden leider bei einem gewissen Teil der Bevölkerung leicht Gehör. Eine äußerst, äußerst ungute Situation, wenn du mich fragst.
Da kann ich Dir nur beipflichten und lenke lieber wieder auf Deine Arbeit als Autorin: Was dient Dir als Inspirationsquelle zur Erarbeitung von Geschichten?
Das Internet. Egal ob Artikel, Fotos, Dokumentarfilme, News, historische Archive, auf alles habe ich mit wenigen Klicks Zugriff. Ebenso gerne begebe ich mich auf Location Scouting für bevorstehende Projekte. Noch während ich an einem Manuskript schreibe, versuche ich, an alle Orte, die in der Geschichte vorkommen, zu reisen. Ich liebe es, all die kleinen Details, Geräusche und Gerüche live aufsaugen zu können. So kann ich die visuellen Eindrücke in meine jeweilige Story mit einfließen lassen.
Stichwort „Einfluss“: Lässt Du Dich von Modetrends dirigieren?
Modetrends machen Spaß, aber ich lasse mich ganz bestimmt nicht von ihnen verrückt machen. Passt ein Trend zu mir und meinem Stil, dann integriere ich ihn gerne in meine Garderobe, ansonsten lasse ich aber auch gerne die Finger davon.
Dein Lieblingsdesigner?
Was Handtaschen angeht, ist es Stella McCartney: coole Statement-Taschen, die zudem auch noch vegan hergestellt werden.
Wir sind (eigentlich) ein Männermodeblog: Was zeichnet einen echten Gentleman aus?
Er bleibt stets seinen Prinzipien treu, ohne auf denen anderer herumzutrampeln.
Ein gutgekleideter Mann sollte nie ohne … aus dem Haus gehen?
Niemals ohne einen Spritzer Parfum, der seinen Eigenduft und seinen Stil unterstreicht!
Lass uns abschließend in die Zukunft schauen: Was kann man von Dir erwarten?
Wahrscheinlich ist, dass ich irgendwann einmal als runde, runzlige Oma mit riesigem Hut und jeder Menge klimperndem Schmuck über die Kräuterbeete meiner Ranch spaziere. Dabei läuft mir dann vermutlich eine Meute dreibeiniger Hunde, einäugiger Katzen und psychotischer Ziegen hinterher. (Lacht) So eine kunterbunte Ranch, mit jede Menge Tieren, die ich über Tierschutzorganisationen gerettet habe – das ist mein Traum fürs Alter. Bis es erst einmal so weit ist, werde ich weiter Geschichten erzählen …
Ich bin begeistert von dem ausführlichen Gespräch und mehr als sicher, dass wir auch in Zukunft noch sehr viel von Ariane lesen und hören werden. Als sie mir abschließend erzählt, dass ihr Berufswunsch als Kind James Bond war, muss ich herzlich lachen. Wer weiß, vielleicht schreibt sie irgendwann einmal die Fortsetzungen für die berühmte Bücherreihe? Eins ist sicher: Über Leute, die sie unterschätzen oder in Schubladen stecken, kann sie nur professionell hinweglächeln! Ich würde in einer solchen Situation auf „Lieben lassen“ verweisen und bin derweil gespannt, was als Nächstes kommt …
Die Woche auf Horstson – KW 20/2016 | Horstson
22. Mai 2016 at 18:17[…] Ariane Sommer im Interview: Eine Karriere vom Bad in Mousse au Chocolat zur Redakteurin bei der […]