Alessandro Michele bleibt auch bei der Gucci-Pre-Fall-Kollektion der Devise treu, dass das, was man liebt, auch zusammenpasst. Neben zahllosen Zitaten aus der Modegeschichte und dem munteren Vermischen aller eklektischen Epochen lässt er immer seine eigenen Helden einfließen. So begab sich für das Lookbook der Fotograf Peter Schlesinger mit den Models an verschiedene Locations in Rom, an denen Micheles Lieblingsregisseur, Dario Argento, seine Horrorfilme in den Siebziger Jahren gedreht hat. Für alle, die ihn nicht kennen: Dario Argento ist ein italienischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er gilt als einer der prägenden Schöpfer des italienischen Giallo und hat den modernen Horror- und Slasherfilm stark beeinflusst.
Mit Alessandro Michele lernt man immer auch etwas über die Kultur des Landes. So nimmt er uns mit zu skurrilen Orte der italienischen Hauptstadt – Behind the Scenes in Rom, sozusagen. Das Coppedè Quarter, Dental Hospital George Eastman, Hotel Mediterraneo und die Casina delle Civette bilden den Hintergrund des flamboyanten Crossover der Damen- und Herrenkollektionen.
Grafische Pullis mit großen Logos und Cartoon-Figuren zu karierten Anzügen, Patchwork-Jeans, stark farbige Tracksuits und geblümte Sweatshirts sind ebenso vertreten wie die überaus erfolgreichen Gucci-Marmont-Taschen. Sportswear und Formalwear mixt Alessandro Michele, dazu unendliche Brüche – genau der Stil, den der Designer seit 2015 kultiviert und der Gucci nicht nur zu großen Umsatzzuwächsen verhilft, sondern auch die gesamte Fashionbranche stilistisch ständig mit Nahrung versorgt. Übersprudelnde Fantasie und immer wieder neue Zitate, Michele scheinen die Ideen nie auszugehen …
So erscheinen bei den Männern auch die ersten Looks aus der anstehenden „Gucci x Major League“-Kooperation. Garantierte It-Pieces werden die „gucciisierten“ Baseballcaps. Auch dabei der Rhyton-Sneaker und die mittlerweile zum Kultgegenstand gewordene Tigerkopf-Uhr.
Wie immer sei den Kritikern, die meinen, weniger wäre mehr, gesagt, dass man, wenn man die Looks dechiffriert, viele originelle Klassiker findet und, wie bei jedem Label, soll man ja eh nicht den Total Look tragen.
Dem oberflächlichen Betrachter sei verraten, dass, wenn man sich mit Mode beschäftigt, man immer wieder verblüfft ist, wie Michele es schafft, sich so intelligent auf Designer wie Ossie Clark, Yves Saint Laurent oder auch die großen Italiener wie Roberta di Camerino oder Roberto Capucci zu beziehen und sie in zeitgemäßen Bezug zu setzen.
Bei Materialien scheint es keine Kombination zu geben, die er scheut. Eigentlich liebt er auch die englische Garderobe des 19. Jahrhunderts – das ist besonders bei seinen Herrenlooks zu spüren. Big Logos und traditionelle Stoffdesigns zu verbinden, hat Michele populär gemacht.
Besonders schön finde ich in dieser Saison seine Baseball- und Sportswear-Teile, die durch Farben und Applikationen fast romantische Verwandlungen erfahren. Das mit den Einflüssen seines liebsten Horrorfilmregisseures zu verbinden, kann eigentlich nur Alessandro Michele.
Horst
21. Februar 2018 at 12:10Hm, also mich touchen da nur Einzelteile. Ich kann – was ja vermutlich die Idee dahinter sein soll – auch die einzelnen Kollektionen nicht mehr unterscheiden. Das hier Gezeigt hätte auch aus dem letzten Sommer sein können…
FS
22. Februar 2018 at 09:05So laufen viele Hambueger Kreative schon immer rum 🙂 Das ist zwar alles nicht meins, aber Alessandro Michele findet noch scharenweise Anhänger durch den immerwährenden Bad-Taste-Club. Schließe mich Horsts Kommentar an, eine Kollektion kann man nicht von der anderen unterscheiden. Aber das ist ja mittlerweile auch die Aussage von Gucci, man würde einfach eine fortlaufende Geschichte erzählen, die sich nicht in Kollektionen packen ließe. Bin gespannt, wie es bei Gucci eines Tages nach AM weitergeht…
fred
23. Februar 2018 at 12:01Ich geben den beiden anderen Recht. Es nervt und es ist langweilig. Es ist immer das selbe und es ist das tausendste Hippie-Revival. Wir brauchen das nicht mehr. Was war Gucci toll unter Tom Ford. Aber jetzt. es ist öde. Die einzelnen Teile sind mehr oder weniger gut, das Marketing läuft. Aber sonst ist der Hype überzogen. Da nützt es auch nichts, den Kopf unter dem Arm zu tragen. Ich sehe auch den Bezug zum heute nicht. Das was ich sehe, ich der Style, den Kunststudentinnen seit vielen Jahren anhaben. Alles vom Flohmarkt und übereinander angezogen. Es ist Kunsthochschul-Style. Unsexy und öde.