Bild: Chanel
Die „Les Exclusifs“-Düfte sind so etwas wie die „Arts et Métiers“-Kollection des Hauses Chanel, die nur in den Chanel-Boutiquen und einigen exklusiven Parfümerien verkauft werden. Sie fangen besondere Lieblingsdüfte von Coco Chanel ein oder großartige Momente, die das Haus bis heute prägen. Sie sind raffiniert und in kompliziertesten Techniken mit besonderen Zutaten der traditionellen Parfümeurs-Kunst komponiert.
Links: Strawinsky, Gabrielle Chanel, Misia und José Sert; rechts: Gabrielle Chanel; Bilder: Chanel
Der Siegeszug der „Les Exclusifs“-Duftschätze begann vor ein paar Jahren mit den Lieblingsdüften von Gabrielle Chanel, wie „No.22“, „Bois des Îles“ oder dem an ihre Affäre mit dem russischen Großfürsten Dimitri erinnernden „Cuir de Russie“. Langsam, sorgsam und stetig erweiterte sich die Palette und es kamen Kreationen wie „Beige“, „Sycomore“, Chanels Lieblings-Holz, oder „Coromandel“, das an Chanels berühmte chinesische Paravents in ihrem Appartment erinnert, hinzu.
Die Inspiration für die Paravents bekam Chanel von einer Muse, oder genauer gesagt, von dem Mann der Muse, dem berühmten Inneneinrichter José Maria Sert. Er war der dritte Mann einer Frau, die Coco als eine Art Role Model, wie man heute sagen würde, diente und sie ungeheuer beeinflusste: Misia Sert.
Misia Sert war Spross einer polnisch-belgischen Künstlerfamilie und zweifach geschiedener Mittelpunkt der Pariser Gesellschaft. Sie galt als eine der größten Kunstmäzeninnen ihrer Zeit und förderte unter anderem die Ballets Russes. Bei ihr lernte Gabrielle Chanel Diaghilev, Picasso, Cocteau und Strawinsky kennen und lieben.
Misia war es auch, die Coco in ihren schwärzesten Tagen, nach dem Tod ihrer großen Liebe, Arthur Capel, eine neue Welt eröffnete und sie auf ihre erste Reise ins Ausland, nach Venedig, mitnahm. Der Löwe, die byzantinischen Schmuckstücke, Ornamente und die kostbaren Stoffe Venedigs – diese Reise sollte ihr Leben und ihren Blick auf die Dinge für immer verändern. Alles Elemente, die noch in den heutigen Kollektionen zu spüren sind und Karl Lagerfeld ebenso inspirieren.
Kein Wunder also, dass diese wahnsinnig moderne und skandalöse Frau, die Chanel so tief prägte, die Herausforderung und Inspiration für Olivier Polge gab, seinen ersten eigenständigen Duft als Parfümeur bei Chanel zu entwickeln. Ein kleines Meisterstück, das voller Sinnlichkeit steckt. Edel und aufregend zugleich, wie die Namensgeberin auch war.
Veilchennoten, zarte, pudrige Irisakzente und die exklusive Mairose aus Grasse beschwören den mondänen Zauber der Zwanzigerjahre herbei. Tonkabohne und Benzoe aus Laos umschmeicheln die Haut und entfalten in einem Hauch das ewig Weibliche mit vollendeter Verführungskraft. Femininität mit Selbstbewusstsein und Emanzipation die Leitbilder von Coco Chanel bis heute.
Olivier Polge, aufgewachsen in bester Chanel-Tradition, setzt mit „Misia“ den Anfang für sicherlich viele aufregende Kreationen, die in zukünftig die Werte des Hauses in einen neuen aufregenden Kontext setzen, und gibt mit „Misia“ ein grandioses Debüt.
Ab dem 7. März kann man ausprobieren, wie die Muse duftet und seine eigenen Assoziationen dazu entwickeln …
Siegmar
26. Januar 2015 at 11:24Sehr schöner Artikel über Misia, vor kurtzem ein Buch gelesen “ Misia, Pariser Erinnerungen “ empfehlenswert. Ich wußte auch nicht das ihr Mann auch Inneneinrichter war, ich kenne Arbeiten von ihm als Maler in San Sebastian.