Meine, deine, unsere besten Modeblogs

 

Drei mal Drei macht Vier, widde, widde, widd und Drei macht Neune, ich mach mir die Welt, widde, widde, wie sie mir gefällt…..

Es wurde Zeit, mal wieder einen kritischen Bericht in Angriff zu nehmen. Zum einen, dösen Teile meiner grauen Zellen dahin, wenn ich alles ausblenden muss, was mir an Missständen auffällt und aus gegebenem Anlass der Veröffentlichung eines Berichts über die zwanzig bedeutendsten Modeblogs in Deutschland musste das ohnehin sein. Es geht um seriöse Erfolgsmessungen –vs- PR- Geplapper.

Los geht es: Wenn ihr Lust habt, guckt euch bitte das oben erwähnte Ranking auf der www. pr-blogger.de PR-Blogsite des Münchener PR-Unternehmens Eck Kommunikation, das auf Online PR und professionelles Online Reputation Management spezialisiert ist, mal näher an. Dort schreibt sich die Autorin Judith Gerlach unter der verheißungsvollen Headline Die 20 einflussreichsten Modeblogs Deutschlands ihre ganze Begeisterung über die eigenen Lieblingsblogs von der Seele, was erst mal keinen Bericht wert wäre, wären solcherlei Rankings nicht symptomatisch für eine Branche ohne relevante Messinstrumente.

Und dieser Mangelzustand trifft ausgerechnet auf eine boomende Branche, die täglich neue Akteure zu verzeichnen hat, die hungrig nach Werbegeldern sind. Woher ich das habe, dass es sich bei der Auswahl der zwanzig Blogs wohl um die persönlichen Favoriten der Autorin handeln dürfte, die aber Im Artikel als deutschlandweite Elite klassifiziert wird?
Es werden keinerlei Erhebungsverfahren erwähnt. Also weder taugliche noch weniger geeignete. So was brauchte die Autorin anscheinend nicht. Macht ja doch nur Arbeit und was würde dann wohl aus einem ihrer Lieblingsblogs, dessen aktuellster Blogeintrag allen Ernstes vom 4. März diesen Jahres datiert. Sie bezieht sich lieber auf das vor einem Jahr auf demselben Blog von einer anderen Autorin veröffentlichte Ranking Die 11 wichtigsten deutschen Modeblogs, für deren Evaluation und Dokumentation es der Autorin aus 2010 aber reichte, sich auf einen netten bis harmlosen Artikel in der ZEIT zu beziehen, bei dem es gar nicht um die wichtigsten, besten oder gar bedeutendsten Modeblogs Deutschlands ging.

Deutschlands Qualitäts-Wochenzeitung stellte fünfzehn Bloggern für das ZEIT Magazin jeweils diese drei Fragen: Folgenreichster Eintrag? Lieblingsblog? Was tragen Sie auf dem Foto? …und veröffentlichte die Antworten unkommentiert unter der Überschrift Die Macht der Straße und der Subline: Eine Umfrage unter wichtigen deutschen Modebloggern. Was für ein aufregendes und relevantes Ausgangsmaterial für beide Jahrgänge der Rankings auf PR-Blogger, nicht wahr?
Sollte man den Autorinnen zugutehalten, dass sie jeweils brav und artig nach Ideen für neue gute Modeblogs fragten? Die guten Vorschläge kamen dann auch prompt in den Kommentaren von dreimal-dürft-ihr-raten-wer-ich-bin und Freunden… Wenn ihr wolltet, könnte ich euch das fiktive Ranking für 2012 verraten, nachdem ich ein paar der Kommentare zu 2011 gelesen habe.

Um den eigenen Wahrnehmungen Gewicht zu verleihen, konstatiert die Autorin, man sagte Modebloggern sehr oft nach, sie würden ohne fundiertes Fachwissen und journalistische Ausbildung einfach drauflos schreiben und laienhafte Beurteilungen zu Modeerscheinungen und Trends abgeben. Und so weiter. Ihre Schlussfolgerung: Tatsache ist, dass es erst einmal überhaupt keine Rolle spielt, ob jemand das nötige Fachwissen hat oder nicht. Viel wichtiger ist, ob andere Leute deinem Urteil vertrauen und an deiner Meinung interessiert sind.

Ich übersetze das mal für euch: Hinz und Kunz können ohne Fachwissen, ohne schreiberisches Talent oder Ausbildung dafür – und vor allem ohne guten und sicheren Geschmack tolle Modeblogs schreiben; Du schreibst, hast eine Digitalkamera und einen Kleiderschrank mit Klamotten, also bist du bedeutend? Sollte das wirklich so einfach sein. Ganz bestimmt nicht. Naturgemäß kann jeder schwärmen, wofür er will; kann Zeit sinnvoll verwenden oder sich auf fünfzig Blogs täglich verfransen. So weit gehe ich mit.

Aber nachdem Blogs ein Vertriebskanal für Online-Nachrichten sind und die Blogger nicht selten damit Geld verdienen wollen, sollten wir schon in der wirklichen Welt bleiben. Dort nämlich, wo es Werber, Werbungtreibende und Mediafachleute angesichts der Neuheit des Mediums noch schwer damit haben, die generelle Relevanz von Modeblogs und die einzelner Akteure richtig einzuschätzen. Meiner Einschätzung nach ist es abgesehen von der augenfälligen Relevanz der großen Blogs wie LesMads, hinter denen nur in Ausnahmefällen keine Wirtschaftsunternehmen stehen, angesichts so vieler PR-Nebelgranaten, wie sie abgesondert werden, zur Zeit noch unmöglich, den Wert der einzelnen Blogs als Plattform für Werbe-Engagements in adäquater Weise einzuschätzen.

Und richtig: Auch Wikio hilft da nicht wirklich weiter. Die Ranking-Ergebnisse der Vormonate, die man zum Vergleichen und dem Verfolgen der Kurven einzelner Blogs bräuchte, verschwinden in der Versenkung. Mir ist es jedenfalls bisher nicht gelungen, einen beliebigen Monat, der nicht der aktuelle ist, abzurufen. Das widerspricht ganz trocken bemerkt jeder Vorgangsweise bei der Erhebung von Statistiken und Rankings. Aber auch dort dürfte sich eben bemerkbar machen, wie neu die Branche in Deutschland noch ist. Wie sonst könnte man uns schlüssig erklären, weshalb unter den Top 7 der Top 100 Modeblogs im Mai ganze 3 Blogs gar keine Modeblogs sind, sondern Kosmetik- beziehungsweise Beautyblogs aus rein persönlicher Sicht geschrieben. Tolle Idee, liebe BloggerInnen, euch nicht mit der lästigen und oftmals sehr eloquenten Konkurrenz des Bereichs Beauty herumzuschlagen, weil man im Modeblogranking mit ein paar legalen Tricks ganz leicht nach oben rutscht. Was mitunter viel Geld wert ist.

Ich will hier nur mein Highlight aller Überraschungen aus dem aktuellen Wikio Ranking erwähnen. Daisys persönlicher bester Modeblog Deutschlands, Modepilot, ist einen Rang tiefer gerutscht, um Platz zu machen für einen Modeblog, auf dem Nagellacke, Lipgloss und Eyeliner im Ausmaß von Bruttoregistertonnen an der Bloggerin vorgestellt werden; und jeden Donnerstag pünktlich zu Germanys Next Topmodel der Bericht GNTM Snack Haul verrät und verbildlicht, was die Bloggerin so knabbert, während sie Heidi und ihren Mädels zuguckt. Wusstet ihr schon, dass man frischen Spargel auch à la Cordon Bleu verspeisen kann? Nein. Lest bitte mehr Modeblogs, die es bei Wikio ganz nach oben geschafft haben. Dort kann euch und mir geholfen werden…

Fazit: Ist nicht schlimm, wenn die Autorin von Die 20 einflussreichsten Modeblogs Deutschlands am liebsten Styletagebücher-Modeblogs liest und auf ihre Favoriten besteht. Aber bitte die Kirche im Dorf lassen, was die Relevanz dieses Rankings anbelangt, die ich im Bereich von vierzig Prozent Stichhaltigkeit vermute. Soweit es überhaupt möglich ist, Modeblogs, die sich zwar alle so nennen aber ansonsten den Inhalten, der Berichtezahl und der Stilistik nach so unterschiedlich sind, wie Birnen und Schokolinsen, miteinander zu vergleichen.

Aber es gibt auch in der heterogensten Branche objektivierbare Messungen, die meines Wissens noch nicht vorgenommen wurden. Trotzdem: Alles ist, wie es nun mal wirklich ist und kann nicht als frei erfundener – weil mit untauglichen Mitteln erhobener oder auf persönlichen Präferenzen beruhender – statistischer Parallelkosmos zur Erreichung eigennütziger Ziele neu definiert oder um erfunden werden… also lasst diese Nebelgranaten bitte, an die ohnehin nur ein paar Handvoll naiver BloggerInnen glauben…

Haben wir auch so ein Ranking im Ärmel, lieber Horst und liebe Leser?

Wer mag, liest hier nach, wie man zu einem guten Ruf im Internet kommt: Klaus Eck, Transparent und glaubwürdig. Das optimale Online Reputation Management für Unternehmen