(Banco de Mexico Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust / VG Bild-Kunst, Bonn 2021; reproduction authorized by the Instituto Nacional de Bellas Artes y Literatura, 2021)
Karl Lagerfeld merkte im Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ einmal an, dass er nichts von Selfies hält: „Das Kinn ist zu groß, der Kopf ist zu klein. Nein, das ist elektronische Masturbation.“ Wie der Designer hingegen über Selbstporträts gedacht hat, lässt sich schwer sagen – insbesondere dann, wenn es sich um Werke von Frida Kahlo handelt.
Kahlo war, wenn man so will, eine der ersten Influencerinnen, die ihren Fokus auf Selfies legte: Immer wieder schuf sie Selbstdarstellungen – ungewöhnlich zur damaligen Zeit und dennoch ein zentrales Thema ihrer Werke. Sie sah es als vor allem als logische Konsequenz: sie male Selbstporträts, weil sie so oft allein sei; weil sie die Person ist, die sie am besten kennt. Die Malerei wurde nach ihrem Unfall in der frühen Jugend zu einem Mittel, um mit jedem Pinselstrich ihren Schmerz und ihre Freude zu vermitteln.
Anders als bei unzähligen Instagram-Selfies stand also nicht der repräsentative Idealtypus der eigenen Person im Mittelpunkt, sondern die genaue Beobachtung einer Künstlerin, die selbst ihr häufigstes Modell war – mystisch, zum Teil aber auch nahbar und ganz sicher nicht das, was unter der Kategorie „elektronische Masturbation“ fällt.
Nun fasst ein bildgewaltiges Buch sämtliche Gemälde von Mexikos berühmtester Malerin in einem XXL-Band zusammen. Diese Werke und zahlreiche Aufnahmen diverser Fotokünstler – unter ihnen Edward Weston, Manuel und Lola Álvarez Bravo, Nickolas Muray und Martin Munkácsi – machten Frida Kahlo zu einer Ikone der Kunst des 20. Jahrhunderts – spätestens durch ihre Heirat mit Diego Rivera im Jahr 1929 wurde sie weltweit an die Spitze der Kunstszene katapultiert.
„Nichts ist absolut. Alles verändert sich, alles bewegt sich, alles dreht sich, alles fliegt und verschwindet.“
— Frida Kahlo
Ihr außerordentliches Talent blieb auch ihren berühmten Malerkollegen nicht verborgen: 1939 stellte er ihre Arbeiten in Paris aus, wo Picasso, Kandinsky und Duchamp sie bewunderten.
Der im Taschen Verlag erschienene XXL-Band bietet Gelegenheit, Frida Kahlos Gemälden nahe wie nie zuvor zu kommen – in fesselnden Reproduktionen, in Formaten, die teilweise über die Größe der Originalwerke hinausgehen, und im Zusammenspiel mit berühmten Fotografien. Das Buch präsentiert Werke aus Privatsammlungen, die für die breite Öffentlichkeit schwer zugänglich sind, und zeigt Arbeiten, die bislang als verschollen galten oder seit mehr als 80 Jahren nicht mehr ausgestellt waren. Zeichnungen, Tagebuchseiten, Briefe sowie eine umfangreich illustrierte Biografie mit Fotos von Frida, Diego und der Casa Azul – Fridas Zuhause – machen den XXL-Band dann zu dem, was wohl sonst kaum ein Buch über Frida Kahlo geschafft hat: ein Überblick über das künstlerische Universum einer legendären Künstlerin.
Frida Kahlo. Sämtliche Gemälde
Luis-Martín Lozano, Andrea Kettenmann, Marina Vázquez Ramos
Hardcover, 29 x 39,5 cm, 5,42 kg, 624 Seiten
€ 150 | CHF 200
ISBN 978-3-8365-7421-1 (Deutsch)
Mehr Informationen: Taschen Verlag.