Bild: Thomas Kuball
Die mit Sicherheit schönsten Buchten, Klippen und Strände der Côte d’Azur befinden sich an der gut 20 km langen zum Naturschutzpark erklärten Corniche zwischen Marseille und Cassis. Kristallklares Wasser, weißer Sand und steile Klippen laden zum Baden, Schnorcheln, Sonnen, Kraxeln und einfach zum Ah- und Oh-Machen ein. Allerdings liegen diese Strände nicht so direkt in Marseille, sind also leider nicht „fussläufig“ zu erreichen und beanspruchen nicht nur wegen ihrer Schönheit wegen mehr Zeit. Ich hingegen möchte meinen Strandbesuch in den Marseille-Alltag mit einbauen.
Bild: Thomas Kuball
Wie sehr das Meer und „Mal-eben-schwimmen-gehen“ zu Marseille gehört, sieht man schönen warmen Tagen im ganz normenden Straßenbild. Hauptsächlich Jungs in Shorts und T-Shirt, Espadrilles an den Füßen, das Handtuch lässig über die Schulter geworfen, sieht man sie durch die Geschäfts- und Büroviertel schlendern – eindeutig mit dem einen Ziel – Mittelmeer! Wenn auch nicht erlaubt, aber doch irgendwie tolerier springen viele dieser Jungs besonders gern im kleinen Hafenbecken rund ums Mucem in das kristallklare Wasser und holen sich so die schnelle Erfrischung.
Bild: Thomas Kuball
Die Mädels hingegen in ihren Jeans-Hotpants und geknoteten Blusen, auf schicken Korb-Keilabsätzen unterwegs, sind da nicht ganz so lässig und planen ihren Standbesuch ein bisschen besser – und bequemer, indem sie ihren kleinen Mini Cooper, Fiat 500 oder auch den Vespa-Scooter nehmen.
Auch wenn ich nun wahrlich kein Mädchen bin, aber doch inzwischen über 50, bin ich auch mehr für diese Variante zu begeistern.
Allerdings lasse ich das Auto in der Tiefgarage stehen lassen und schwinge mich auf eines der „Allbikesnow“, sprich Leihfahrräder, die man hier wie in allen Großstädten weltweit inzwischen an fast jeder Ecke findet. Ein Tages/Wochenpass ist fix für 5€ gebucht und schon schwinge ich mich in den Sattel und bin noch mehr Zuhause als eh schon. Nur beim Joggen entlang der des Vieux Pour und der Küsten fühle ich mich in Marseille noch heimischer.
Bild: Thomas Kuball
Entlang am Vieux Port Richtung Stadtteil Le Pharo, am „Cercle de Nageurs“ vorbei, einem richtigen Schwimmbecken direkt in die Klippen über dem Mittelmeer gebaut, direkt daneben schon der erste kleine Strand „Plage des Catalans“ mit seinen Volleyball-Plätzen und herrlich weißem Sand.
Weiter geht es am 30er Jahre Hotel „Peron“ und dem gleichnamigen Restaurant gegenüber vorbei – von wo man am Abend bei Dorade und leichtem Rosé einen unglaublichen Blick auf die Marseille vorgelagerten Inseln und dem Château d’If genießen kann – die Corniche du Président John Fitzgerald Kennedy entlang, rechts das imposante Kriegerdenkmal „Porte d’Orient“, welches 1927 für die in Nordafrika und der Fremde gefallen französischen Soldaten errichtet wurde, Richtung „Vallon des Auffes“, einem winzig kleinen Fischerhafen, der unter einer Großen Brücke gelegen ist – hier scheint die Welt stehengeblieben zu sein … keine 100 Meter weiter sieht man schon wieder ein kleines altes Hafenbecken, welches heute zum Schwimmen einlädt.
Bild: Thomas Kuball
Weiter und weiter radelt man die Küste entlang, hier und da sieht man die Einheimischen auf den Klippen liegen, Mutige von dort direkt ins Wasser springen, auf der Landseite große und kleine Stadthäuser, Villen und parkähnliche Anwesen, bis man zu den ersten größeren Stränden wie dem „Plage de Prophet“, „Plage de Pharo“ oder „Plage de la Pointe Rouge“ kommt. Danach reihen sich noch so viele kleine Strände aneinander, zu viele zum einzeln auflisten. Aber alle, bis hin zur Affen-Bucht, der „Baie des Signes“, haben ihren Reiz und laden zum Baden im klaren Wasser ein. Hier beginnen spätestens die Eingangs erwähnten Calanques.
Bild: Thomas Kuball
Ich allerdings komme heute gar nicht erst so weit, hatte mein Ziel doch schon nach knapp zwei Kilometern direkt hinter dem „Restaurant Peron“ erreicht. Schnell mein Rad an der nahegelegenen Station angeschlossen und auf ins „Le Bistrot Plage“, wo schon viele von den zuvor erwähnten Mädchen eingekehrt sind, auch von den Handtuch-Jungs erkenne ich den einen oder anderen wieder. Überhaupt ein buntgemischtes Publikum von Jung bis Alt, Muselmannin bis sonnengegerbter Eisente, beide übrigens im knappen Bikini, Muskelprotz bis dünnem Hering versammelt sich hier alles – allerdings glaubt man schnell, dass Louis Vuitton Damier Rucksäcke in anthrazit im Dutzend günstiger abgegeben wurden und ohne Vilebrequin-Badehose kein Mann hier Einlass erhält. Dabei ist dieses recht einfache Strandbad, das direkt an die Klippe geklatscht wirkt, mit seinen mehreren Terrassen auf denen orang-rot gesteifte Liegestühle für nur einen 10er am Tag zu ergattern sind, alles andere als prätentiös. Hier gehört Lable einfach zum „savoir vivre“ dazu, wie Pac à l’eau, un petit café, Pastis oder ein Piscine Rosé!
Bild: Thomas Kuball
Auf einer gerade noch erstandenen Liege bleibe ich ich nicht lange ausgesteckt liegen, zu sehr reizt es mich doch sofort eine der kleinen schmalen Leitern hinab zu klettern, an dessen Ende sich das kristallklare türkisfarbene Mittelmeer befindet. Die Felsen und hier und da auch weißem Sand am Meeresboden unter meinen Beinen schwimme ich ein ein bisschen hinaus aufs offene Meer, bestaune auf dem Rücken liegend die Küste mit die Klippen, die Häusersilhouette von Marseille und fühle mich nicht nur wohl wie ein Fisch im Wasser, sondern wahrlich wie Gott in Frankreich!
Bild: Thomas Kuball
Anmerkung
Der Beitrag wurde von Thomas Kuball verfasst, einem guten Freund und Stammleser – dem wir ganz herzlich danken!
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siegmar
22. August 2016 at 14:35sehr, sehr schön, lieber Thomas mehr Berichte aus der Region, bitte 🙂
thomash
22. August 2016 at 15:12kuball statt baedecker! man möchte eigentlich gleich mit ins kühle nass springen, genauso erfrischend liest sich das. und die fotos erzählen die geschichte mindestens genauso schön. wenn man nur öfter nach marseille käme…
thomas
22. August 2016 at 23:21Danke für euer Lob, Jungs