(Mark de Lange; Foto: Goekhan Tas)
Leser aus Hamburg werden es vielleicht schon mitbekommen haben: Das niederländische Brillenlabel Ace & Tate hat vor wenigen Tagen einen Store im Schanzenviertel eröffnet.
Mit der Idee, die Räumlichkeiten mit der Stadt zu verbinden, hat Ace & Tate „Hide & Seek“ als Thema für ihren Store gewählt und wurde dafür in der Umsetzung von der dänischen Designagentur Standard Studio unterstützt.
Hide & Seek? Das Raumkonzept sieht also vor, den „Entdeckergeist“ des Kunden einzufangen, weshalb sich Ace & Tate und Standard Studio mit dem Hamburger Künstler Stefan Marx und dem Plattenlabel Smallville Records zusammengetan haben. Okay, klingt spannend. Trotzdem blieben einige Fragen bei unserem Besuch des Stores offen. Also trafen wir uns mit Mark de Lange, dem Gründer von Ace & Tate, zu einem Gespräch über günstige Preise, die Gefahr, als Discounter wahrgenommen zu werden und warum er sich selbst einmal als „schlechtesten Manager der Welt“ beschrieben hat …
Welche Idee steht hinter der Gründung von Ace & Tate?
Mark de Lange: Die Idee von Ace & Tate ist einfach: Wir möchten qualitativ hochwertige Brillen mit aussagekräftigem Design zu einem fairen Preis anbieten. Für uns spielt vor allem Preistransparenz eine große Rolle.
Brillen mit Korrekturgläsern sind bei euch bereits für 98 € erhältlich. Wie macht ihr diesen Preis möglich?
Mark de Lange: Generell sind die Margen in der Eyewear-Branche relativ hoch – sowohl für Korrekturbrillen als auch für Kontaktlinsen. Ace & Tate bezahlt keine Einzelhändler oder teure Lizenzen. Durch einen hauseigenen Designprozess und den direkten Verkauf an unsere Kunden, können wir unsere Brillen ab 98 €, inklusive Korrekturgläser, anbieten.
Foto: Wouter van der Sar
Ace & Tate ist relativ einzigartig in Deutschland. Hattet ihr schon mal Angst, dass eure Produkte als Discount-Produkte angesehen werden?
Mark de Lange: Tatsächlich sind unsere Brillen erschwinglicher als die anderer Anbieter, und vielleicht sogar etwas mehr als man erwarten würde. Dennoch ist Qualität unser Schlüssel zum Erfolg. Wir arbeiten nur mit den besten Lieferanten zusammen und verwenden ausschließlich hochwertige Materialien. Außerdem versuchen wir stets den bestmöglichen Service anzubieten, sowohl Online als auch Offline, und sind ehrlich und transparent in der Kommunikation unserer Preise.
Zusätzlich legen wir als Marke viel Wert auf Design, und haben es uns als Ziel gesetzt das klassische Image einer Brille zu verändern. Um das zu realisieren, stecken wir unter anderem viel Zeit in die Arbeit an inspirierenden Projekten (z.B. Ace & Tate Creative Fund). Durch saison- und trendbewusste Kollektionen, inspirierende Inhalte, interessante Kollaborationen, und der Organisation von Events, versuchen wir eine Beziehung zur lokalen Gemeinschaft aufzubauen.
Wir wollen sicher stellen, dass unsere Kunden den Kauf ihrer Brille als einzigartige Erfahrung wahrnehmen, sowohl Online als auch Offline. Unser Ziel ist es, unsere Kunden zu inspirieren und zu überraschen.
In einem früheren Interview hast du mal gesagt, dass du einmal zu den schlechtesten Managern gezählt hast. Um ehrlich zu sein, kann ich mir das gar nicht vorstellen. Wie hast du das gemeint?
Mark de Lange: Hahaha, es war nur eine Frage der Zeit bis dieser Satz wieder auf mich zurück fällt. Als wir Ace & Tate gegründet haben, waren wir eine Gruppe von drei Männern, die um einen Küchentisch herum saßen. Von da an ist das Unternehmen schnell und stark gewachsen. Wie über Nacht habe ich mich auf einmal inmitten einer Gruppe von über 100 Mitarbeitern wiedergefunden und hatte mehrere Stores zu managen – ohne jegliche Erfahrung. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe.
Letztes Jahr habt ihr den Ace & Tate Creative Fund ins Leben gerufen. Kannst du mir etwas mehr darüber erzählen? Wie genau funktioniert das und wer kann sich bewerben?
Mark de Lange: Die Idee für den Ace & Tate Creative Fund stammt ursprünglich aus meinen eigenen Erfahrungen als Entrepreneur. Als wir Ace & Tate gegründet haben, habe ich eigenhändig erlebt wie schwer es ist als junger ambitionierter Kreativer in diesem Bereich Fuß zu fassen. Ich war auf eine Menge Unterstützung und Menschen angewiesen, die mit mir zusammen an meine Idee glaubten. Mit dem Ace & Tate Creative Fund will ich junge kreative Menschen unterstützen, und somit neue und einzigartige Projekten ermöglichen.
Der Ace & Tate Creative Fund ist für junge Künstler und Menschen mit Visionen, unabhängig von ihrer Erfahrung oder ihrem Wohnort. Jeder kann teilnehmen. Die Auswahl erfolgt dann von einem Team aus Experten, bestehend aus Lernert und Sander, einem niederländischen Filmproduzenten-Duo, Will Hudson, Gründer und CEO von It’s Nice That, Mario Lombardo, Gründer der Design-Agentur BUREAU Mario Lombardo, und mir selbst.
Der Fund beginnt mit einem einmaligen finanziellen Zuschuss, und darüber hinaus bauen wir eine langfristige Beziehung auf. Wir nutzen unser Netzwerk um Unterstützung und Ideen anzubieten. Außerdem ermöglichen wir die Verbindung zu ausgewählten Medienpartnern und stellen unsere eigenen Kanäle als Plattform zur Verfügung. Somit bekommt jeder ausgewählte Kandidat die Möglichkeiten und Unterstützung, die er braucht.
Hayley Louise Brown ist die zweite Kandidatin unseres Funds und kommt aus Großbritannien. Ihr Projekt wird im laufe dieses Jahres veröffentlicht. Mehr Info über sie findet ihr aktuell hier.
Im Sommer 2015 habt ihr eine Pop-up Store Tour durch Deutschland gestartet. Mittlerweile habt ihr Stores in Berlin, München und Hamburg eröffnet. Welche anderen Städte werden folgen?
Mark de Lange: Unser Fokus liegt besonders auf dem deutschen Markt. Die Resonanzen unserer Pop-up Store Tour waren hier wirklich sehr positiv. Daher planen wir noch weitere Stores in Deutschland. Köln und Frankfurt werden unsere nächsten Städte sein, haltet also die Augen offen!
Foto: Wouter van der Sar
Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Standorte aus? Es haben bereits einige Brillengeschäfte im Schanzenviertel eröffnet und wie wir wissen, sind die Anwohner hier sehr kritisch – besonders gegenüber neuen Stores.
Mark de Lange: Die Suche nach einem neuen Standort ist für uns mehr eine Kunst als eine Wissenschaft. Wir nehmen uns viel Zeit für die Recherche möglicher Standorte, aber noch viel wichtiger für uns ist es, wie sich die Gegend „anfühlt“. Wir verbringen viel Zeit vor Ort, schauen uns die kulturelle Szene näher an, gehen shoppen, und sprechen mit Bewohnern um wirklich ein Gefühl sowohl für die Gegend als auch für die Leute und die Gemeinschaft zu bekommen. Nur wenn wirklich alles zu uns passt, beginnen wir mit der Suche nach einer potentiellen Lage. Wenn wir eine Lage gefunden haben, die uns zusagt, versuchen wir Kontakt und eine Beziehung zu lokalen Künstlern und der Gemeinschaft aufzubauen. – sowohl Künstler als auch lokale „Helden“ spielen dabei für uns eine entscheidende Rolle. In Hamburg beispielsweise haben wir mit Stefan Marx und Smallville Records zusammengearbeitet.
Hamburg ist zweifellos eine Stadt mit einer großen Vielfalt, für unseren Store wollten wir genau das festhalten und haben deshalb mit dem Thema „Hide & Seek“ gearbeitet. Es gibt viele versteckte Ecken und interessante Details zu entdecken. Wir haben uns mit unserem Freund und Hamburger Künstler Stefan Marx zusammengetan, der für unseren Store eine handgefertigte Neon-Installation entworfen hat.
Für Ace & Tate ist die Schanze es ein kreatives und aufstrebendes Viertel, das sich besonders durch viele unabhängige Geschäfte, Bars und Restaurants auszeichnet. Es fühlt sich für uns immer wie ein zweites Zuhause an, und war daher als neuen Standort sofort interessant für uns.
Mark, ich bedanke mich für das Gespräch!
Foto: Wouter van der Sar
Ace & Tate
Schanzenstraße 27
20357 Hamburg
Öffnungszeiten:
Täglich von 11 Uhr bis 20 Uhr