Interieur

Manufacture de Cogolin – Kollektion „Idylle“ von Christian Bérard

(Manufacture de Cogolin; Foto: Francis Amiand)

In der letzten Woche fand in Paris die internationale Interieur- und Designmesse „Maison & Objet“ statt, auf der sich Innenarchitekten aus aller Welt trafen, um die Einrichtungs – und Dekorationstrends zu entdecken. Gleichzeitig wurde in den Showrooms der namenhaften Galerien und französischen Designfirmen die Neuigkeiten gezeigt und im Rahmen der „Paris Design Week“ präsentiert.
Die Dinge, die uns dabei besonders ins Auge fielen, werde ich in loser Reihenfolge vorstellen. Den Anfang macht die Kollektion einer Manufaktur, die wir schon seit Längerem beobachten: Cogolin.
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Manufacture de Cogolin; Foto: Francis Amiand

Cogolin stellt für internationale Projekte die wohl schönsten Teppiche her, die man in Handarbeit erschaffen kann – und das bereits seit 1924. Alle großen Designer haben zu ihrer Zeit Entwürfe gezeichnet, die von den südfranzösischen Handwerkern umgesetzt wurden. Neben dem berühmten Art déco-Künstlern Ivan da Silva Bruhns und Robert Delaunay haben jeweils in ihrer Zeit Andrée Putman oder David Hicks gern auf das Know-how der Weber und Knüpfer aus der Traditionsmanufaktur zurückgegriffen. Heute entwirft unter anderem die Designerin India Mahdavi für Cogolin.
Die Firma schaffte es, Tradition und Moderne zusammenzuführen; sie entdeckte nach einem mehrjährigen Dornröschenschlaf ihr Alleinstellungsmerkmal zurück, Techniken zu beherrschen, die keine Manufaktur mehr leisten kann.
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Manufacture de Cogolin; Foto: Francis Amiand

Als vor einigen Jahren die Firma Tai Ping die Manufaktur Cogolin übernahm, machte man sich zur Aufgabe, die Wurzeln und die Tradition des Designs neu zu interpretieren und die Marke wieder zu ihrem einstigen Glanz zurückzuführen. Manufakturdirektor und Kreativkopf Jean-Pierre Tortil, ein in Frankreich bekannter Möbeldesigner, der unter Andrée Putman jahrelang die Kollektion von Ecart International betreut hat, machte aus den traditionellen Mustern von Cogolin aufregende, moderne Teppiche. Alberto Pinto, François Catroux und alle namenhaften Inneneinrichter kamen so peu à peu zu Cogolin zurück.
Mittlerweile gibt es nicht nur einen sehr schönen Showroom in der Rue des Saints-Pères in Paris, es werden auch Projekte in aller Welt mit Teppichen von Cogolin ausgestattet. Die Belegschaft wurde im selben Zuge aufgestockt und es können neue Handwerker ausgebildet werden. Eine einzigartige Handwerkstechnik und Tradition setzt sich in der Zukunft fort und neue Kollektionen entstehen.
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Manufacture de Cogolin; Foto: Francis Amiand

Neben den traditionellen Cogolin-Mustern entdeckte Tortil, der mittlerweile die Kreativdirektion der gesamten Tai-Ping-Gruppe übernommen hat, das umfangreiche Archiv der Manufaktur – lauter ungehobene Entwurfsschätze, die zwar als Zeichnungen existierten, aber niemals umgesetzt wurden. Außerdem öffnete er die Manufaktur für kontemporäre Künstler und besondere Kooperationen, übertrug die Vorreiterrolle, die Cogolin stilistisch einst spielte, wieder in die Gegenwart.
Jetzt wurde ein besonderer Schatz gehoben: Niemand Geringerer als der französische Maler, Illustrator und Bühnenbildner Christian Bérard hat die Vorlagen für die flamboyanten Teppiche der „Idylle“-Kollektion geliefert. Bérard arbeitete sehr eng mit dem legendären Interieurstar und Designer Jean-Michel Frank in den Dreißiger Jahren zusammen und entwarf Möbelstoffe und Teppiche für Klienten wie Marie-Louise de Noailles oder Nelson Rockefeller. Fauvistische Farben und abstrakte märchenhafte Romantik brachte Bérard zu den geraden Entwürfen Franks als Kontrapunkt ein. Zusammen kreierten sie einen Wohnstil, der bis heute als legendär gilt und von fast allen Ausstattern als Inspirationsquelle genannt wird. Originale von Bérard werden auf Auktionen für Unsummen angeboten.
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Manufacture de Cogolin; Foto: Francis Amiand

Die Teppiche für Cogolin sind den Originalzeichnungen und Kartons, so nennt man die Vorlagen, nach denen die Teppiche geknüpft werden, entlehnt. Sie sind jeweils nur in den Maßen und Farbvarianten zu bekommen, wie sie dem Original entsprechen.
Die Möbel auf den Fotos von der renommierten Pariser Galerie Alexandre Biaggi, sind wiederum Vintagestücke der Spitzenklasse und zeigen in ihren edlen Hölzern und zurückgenommenen Bezugsstoffen, wie wahnsinnig wirkungs- und stilvoll heute die bereits in den Dreißiger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts geschaffenen Designs sind.
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Manufacture de Cogolin

Das eindeutige Bekenntnis zu Farbe passt auch sehr gut zum Trend, auf Naturfarben und natürliche Materialien zu setzen. Teppiche erleben seit ein paar Jahren ein glanzvolles Comeback und dürfen dabei auch gerne etwas lauter sein und ein Statement setzen. Bérards Teppiche zeigen aber auch die Rückbesinnung auf die rasante Moderne der Vorkriegszeit, die mit dem französischen Art déco und dem strengen Deutschen Bauhaus, die Grundlage legte für die Stilistik der Fünfziger und Sechziger Jahre, die aktuell überall als „Mid-Century-Stil“ gehandelt wird und sich großer Beliebtheit erfreut.
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Manufacture de Cogolin

Die Teppiche von Christian Bérard werden in den Showrooms von Cogolin in der Rue des Saints-Pères in Paris und Tai Ping in, zum Beispiel, Hamburg oder London präsentiert. Jeder Teppich wird individuell von Hand gefertigt und man muss ein wenig Geduld haben, bis er geliefert wird. Dafür hält er aber ein Leben lang und entspricht einem klassischen Kunstwerk.
Christian Bérard galt bei seinen Freunden, zu denen Christian Dior, Coco Chanel oder auch Jean Cocteau gehörten, als Romantiker. Die besondere Ausstrahlung seines Stiles hat etwas sehr Eigenes und eine Zeitlosigkeit, die stilistisch nicht einzuordnen ist und immer ein wenig so wirkt, als wenn eine tiefe Sehnsucht mitschwingt. Seine Plakate und Zeichnungen für Harper’s Bazaar oder Vogue, seine Bühnenbilder und Gemälde sind jedes für sich Meilensteine. Genau das Potenzial haben die Teppiche auch, denn Entwurf und Handwerk verbinden sich wie in der Haute Couture zu Meisterstücken …

  • thomash
    14. September 2016 at 18:51

    die möchte man sofort in die wohnung legen. und wenn man nicht die passende wohnung hat, sofort in eine neue umziehen, damit die teppiche gut liegen.

  • Stephanberlin
    15. September 2016 at 14:58

    Ganz ganz toll…und endlich mal was ekklektrischeres als Jan Kath und die Kopien davon!!!