(Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018, Scenography; Bild: Louis Vuitton / Ludwig Bonnet)
Vor wenigen Tagen präsentierte Louis Vuitton im Pariser Palais Royal unter der Leitung von Kim Jones die Frühling/Sommer-Männerkollektion. In dem bereits zum zweiten Mal aufgebauten Glaspavillon setzte Kim Jones mit der Präsentation ein sichtbares Symbol dafür, dass sich Männermode in einem starken Wandel befindet. Er schlug im bemerkenswerter Weide den Bogen zwischen Formalwear, die in ihrer traditionellen Form völlig überholt wirkt, und Athleisurewear.
Kim Jones schafft es, niemals die Ikonen und den Markenkern von Louis Vuitton zu vergessen und in völlig neuer Weise zeitgemäß umzuwandeln, indem er alle Elemente dekonstruiert, neu mischt und mit verblüffenden Neuinterpretationen ihnen ein neues Gesicht gibt, das sich stets der Zukunft und Gegenwart anpasst und ihr neue Impulse verleiht.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bild: Louis Vuitton / Ludwig Bonnet
Wanderlust, die Louis Vuitton seit jeher charakterisiert, bestimmt auch diese Frühling/Sommer-Kollektion, allerdings nicht im Sinne nur einer Destination, sondern vieler Reiseziele. Die luxuriöse Aktivität des Inselhoppings und dem damit einhergehenden Bewegen zwischen unterschiedlichsten Kulturen und Völkern ermöglicht eine Kollektion aus Hybriden und Gegenüberstellungen basierend auf der Kombination von Elementen mannigfachster Orte. Quasi ein Inselarchipel – auf dem Rücken getragen.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
„Jemand gab mir das Buch ‚Atlas of Remote Islands: Fifty Islands I Have Not Visited and Never Will‘ und ich realisierte, dass ich bereits auf nahezu allen war!“, wie Kim Jones erklärt. „Ich dachte zunächst an ganz spezielle Inseln – Neuseeland, die Osterinsel und vor allem an Hawaii – aber ebenfalls gefiel mir die Idee von der Insel an sich und einer damit verbundenen Reise. Der Gedanke, mich leicht von Ort zu Ort zu bewegen und diese unterschiedlichen Inselzivilisationen, jene unterschiedlichen Identitäten, parallel zu erleben.“
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
Die geografische Realität einer Insel – von Wasser umschlossen, isoliert – ermöglicht das Aufblühen verschiedener kultureller Identitäten. Der Inselstaat Hawaii diente hier als größte Inspiration. Das exotische Blattwerk der symbolischen „Aloha“-Hemden war Quelle für Prints und Intarsienstrick, für neue Hawaiianische Muster – speziell entworfen von Louis Vuitton. Der Extremsport jener Inseln, das Windsurfen, Klettern, Trekking oder Wandern, beeinflusste die Linienführung und die grafischen Logos – der Name „Louis Vuitton“ wird zum Slogan eines Sportteams, als „Aufkleber“ gedruckt auf Sweatshirts und T-Shirts.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
Die Outfits stehen für Verschmelzung. Statt die jeweiligen kreativen Ideen ineinander übergehen zu lassen, sind sie einzeln definiert und individuell – eben wie eine Insel oder zwei unterschiedlich maskuline Identitäten. Tailoring wird in zwei Mohairnuancen präsentiert, mittig gesplittet, als seien zwei separierte Hälften zusammengenäht worden, ein Cardigans überrascht mit Revers aus Strick. Auch die Silhouetten sind einerseits geprägt von der Stromlinienförmigkeit der Tauch- und Surfkleidung, dennoch kontrastiert von relaxter Maßschneiderei.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
Die Stoffe sind leicht, modern und fließend. Funktionsseide und Seersucker, ein papierdünnes Lammleder verbunden mit Neopren – es handelt sich um Textilien mit kinetischen Qualitäten, die sich praktikabel für die Reisen des modernen Inselhoppers einsetzen lassen und symbolisch für die funktionalen, technischen Wurzeln von Louis Vuitton stehen.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
Das Hauptthema der Fusion wird buchstäblich von den Accessoires widergespiegelt. Der neue Monogram-Split verbindet verschiedene Farbkombinationen auf Louis Vuittons Monogram Canvas, betont durch eine zentrale Naht in neuen Tönen wie Pazifik- und Kobaltblau. Dazu wird der Trend weiter geführt, allerlei Reiseziel-Embleme, Kordeln oder an Souvenirs erinnernde Plaketten an seine Taschen zu hängen. Die Tasche „Sac Plat“ wird zusammengefaltet und Elemente von Erfolgsmodellen aus der Geschichte von Louis Vuitton neu aufgemischt und werden so zu urbanen Begleitern für das Shopping in der Großstadt oder als Reisebegleiter.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bilder: Louis Vuitton
Die Wichtigkeit des Sportswearthemas findet ihren Höhepunkt in der neuen Linie „Monogram Outdoor“, die Canvas mit Sportgewebe, Tauchanzug-Zippern, Schnürungen und Hardware mixt – basierend auf dem schimmernden Metall der Karabinerhaken eines Kletterers. Es sind Kreationen, die durch und durch getränkt von der Energie und der Dynamik abenteuerlicher Outdooraktivitäten sind.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bild: Louis Vuitton / Ludwig Bonnet
Der Soundtrack ist ebenso einzigartig wie die Kleidung selbst, die diesmal ihre Kreativität ganz aus den eigenen Inspiration des wahnsinnig begabten Kim Jones zieht und nicht auf der x-ten Kooperation basiert. Der kanadische Rapper Drake hat einen Song – inspiriert von der Kollektion – aufgenommen, der anlässlich der Show seine Premiere feierte. Eine andere Form der Fusion: zwischen Musik und High Fashion.
Louis Vuitton Frühling/Sommer 2018; Bild: Louis Vuitton / Ludwig Bonnet
Eine der stärksten Kollektionen von Kim Jones, dessen Sicht auf die Menswear sich kontinuierlich steigert und der die Herrenlinien von Louis Vuitton in wenigen Jahren zu einer wirklich innovativen Triebfeder der Branche verwandelt hat. Dass es nicht des Schielens auf andere oder neue Zielgruppen durch Kooperationen bedarf und sein Feuerwerk der Ideen ausreicht, um Maßstäbe zu setzen, manifestiert Kim Jones mit den Looks, die nicht nur Lust auf den nächsten Sommer machen, sondern auch darauf, eine der fünfzig Inseln zu erkunden, auf denen man vielleicht noch nicht war. Bravo, Kim Jones – eine spannungsreiche Louis-Vuitton-Kollektion!