(Bild: Courtesy of Louis Vuitton)
Modenschauen der Superlative – Auch wenn es mittlerweile schon ein „paar“ Tage her ist (was im schnelllebigen Modealltag gerne kritisch bemessen wird), lassen wir es uns nicht nehmen, in aller Ruhe die Louis Vuitton Modenschau in Brasilien Revue passieren zu lassen. Wir beamen uns kurzerhand zurück, nicht an die Copacabana mitsamt Drink in der Flosse und Füßen im Sand. Vielmehr sitzen wir irgendwo mittendrin im regen Treiben des 30 Kilometer entfernten Niteroi-Museums. Bestenfalls hätten wir einen Platz mit perfekter Sicht auf Bucht und Entwürfe erwischt, Catherine Deneuve als Sitzpartnerin – der Gedanke fühlt sich schon einmal schön an und vielleicht hält man ja einen kurzen Plausch über die sehr jugendlich wirkenden Looks.
Bild: Courtesy of Louis Vuitton
Ähnlich wie auf dem heimischen Küchenstuhl in lerntauglicher Jogging-Montur (so habe ich nämlich in Wahrheit den Livestream der Show verfolgt), würden mir dabei vermutlich folgende Gedanken durch den Kopf schießen: Mon dieu, quelle histoire? Was für ein Prachtbau! Nach dem ikonischen Anwesen von Bob Hope in Palm Springs, wir erinnern uns an die mehr als gelungene Modenschau im vergangenen Jahr, kommt jetzt die Niemeyer-Ikone mit Standort Niterói. Das französische Traditionshaus und seine Leitung um Nicolas Ghesquière scheint ein ziemlich gutes Händchen in Sachen Location Scouting zu haben, da sieht das Bubble-House von Pierre Cardin (2015 von Dior ausgewählt, den Artikel gibt’s hier zum Nachlesen) beinahe überschaubar aus. Das MAC, Museum für Gegenwartskunst in Niterói scheint mir noch ein, zwei Zacken schärfer – wobei ich mich persönlich immer für die Côte d`Azur entscheiden würde, egal wie imposant die Symbiose aus Mode und Architektur auf Fotos und Videos wirkt.
Bild: Courtesy of Louis Vuitton
Das liegt nicht nur an der Zika-Mücken-Geschichte, die mir, von den Medien verstärkt, sehr bedrohlich daherkommt, sondern auch an der zunehmend gesellschaftlichen Spannung vor Ort. Olympische Spiele? Da mag ich gerade kaum dran glauben! Bevor ich mich jedoch an irgendeiner Destination auslasse, die ich insgeheim natürlich gerne irgendwann einmal kennenlernen möchte (mein aktuelles Befinden soll keinesfalls signalisieren, dass ich Brasilien und gerade Rio nicht un-un-unbedingt kennenlernen möchte), erinnere ich mich daran, dass es bei der Cruise-Kollektion in erster Linie um die Assoziationskraft von Reisen geht. Also: Brasilien passt super! Musik ab, Mode los…
Bild: Courtesy of Louis Vuitton
Hoch, höher, höchster Schlitz – Die Models zeigen in den Entwürfen trendtypisch Bein und auch bei der bunten Zusammenstellung der einzelnen Outfits wird eher geklotzt als gekleckert – Zipper, Knopfleisten und Cut-Outs en masse ergänzen sich spielerisch zu einem farbenfrohen Auftritt. Es geht ziemlich unkonventionell weiter, sehr sogar. „Da ist Bewegung drin“ bekommt beim Anblick der Kollektionsstücke eine ganz neue Bedeutung und liegt mir als Aufruf in der Hocker-Front-Row, pardon am Küchentisch, auf der Zunge: Mini-Kleider über und unter dem Überwurf, ausgestellte Röcke, Lederjacken als Statement-Piece und auffällig gestaltete Tops in leuchtenden Farben. Dazu jede Menge Details, Gürtel und Taschen. Nicht zu vergessen, flache Sandalen und Schlaghosen. Salut, Inspiration Asien!? Kaum zwei Looks später wird die ungewöhnliche und doch ghesquière-typische Silhouette von eng geschnittenen Jäckchen, Overalls und sportlichen Elementen abgelöst. Eine Kollektion, die vieles ist, nur nicht fassbar: Kaum schaut man auf die neuen Designs der Handtaschen, verpasst man die glänzende Faltenlegung des glitzernden Poncho-Rock-Ensembles.
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Nylon-Jacken im Oversize-Look erinnern mich unweigerlich an vergangene Bundesjugendspiele und für einen kurzen Moment bin ich in die Mannequins verliebt – ein sehr starkes, selbstbewusstes Casting. Plötzlich das: Auftritt im Umhang? Fortan dominieren eher dunkelfarbige Entwürfe den Laufsteg mit einzigartigen Blick auf den Zuckerhut. Ich fühle mich wieder einmal an etwas erinnert, diesmal nicht an sportliche Erlebnisse von damals, sondern vielmehr an futuristische Filme aus Kindheitstagen. Jetzt weiß ich auch, was mir immer wieder durch den Kopf schießt, wenn ich die Kollektionen von Nicolas Ghesquière bei Louis Vuitton sehe: So oder so ähnlich habe ich mir als Zehnjähriger die Zukunft vorgestellt. Damals gab es noch keine Smartphones, digitale Einparkhilfen oder Visionen von selbstfahrenden Fahrzeugen.
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Bilder: Courtesy of Louis Vuitton
Damals dachte ich noch: Wow, da wird die und die Schlaghose mit dem fancy Teil kombiniert und bestenfalls passt da noch die Rolling Stone-Frisur vergangener Tage zu – innovativ eben. Mehr oder weniger derbe Boots zu schmalen Kleidchen in den Breitengraden meines Dorfes? Wenn es nicht gerade aus der Punk-Rock-Richtung kam, undenkbar! In Brasilien neigt sich die Show dem Ende zu, ein Resümee kann ich auf den kurzen Blick (es blieb bekanntlich doch nur der Schauplatz Küchentisch samt Rechner) nicht ziehen. Future bleibt Future, egal ob als Zehnjähriger oder jetzt. Apropos, haltet mich für bekloppt und doch, diesen Gedanken muss ich an dieser Stelle wenigstens erwähnt haben: Bei der androgynen Riege an attraktiven weiblichen Models (athletisch, kahlgeschoren und/oder muskulös) hätte doch beim vorherrschenden Genderthema genau ein (männliches) Mannequin im Kleid gefehlt – Zachary Quinto`s Boyfriend und Männermodel Miles McMillan! Würde er nicht von der Statur und dem Look her perfekt ins Bild passen? Ich meine mit Will Smith’s Sprössling in der Kampagne, haben die Verantwortlichen Casting Direktoren des Traditionshauses doch schon einen Schritt in die richtige (und wirklich moderne) Richtung gewagt!
Bild: Courtesy of Louis Vuitton
Was haltet ihr von der Kollektion und apropos: Habt ihr schon gesehen, dass keine Geringere als US-Teeniestar Selena Gomez die neuen Kampagne von Louis Vuitton (mit-)ziert? Was halten wir davon?! Ich freue mich über euer Feedback und wünsche euch bis dahin eine schöne Zeit!
thomash
27. Juni 2016 at 17:38super bericht! das warten darauf hat sich gelohnt. man liest nicht nur viel lieber hier bei horstson darüber – auch die bilder und looks sind viel besser kuratiert, als ich es woanders gesehen habe. und damit macht die ganze show viel mehr spaß : -)
Siegmar
28. Juni 2016 at 16:29nun das Niemeyer-Gebäude ist sensationell, bei der Kollektion bin ich mir nicht sicher, ob das noch dem Vuitton Kunden gefällt.
Monsieur_Didier
28. Juni 2016 at 20:23…ich schrieb es an anderer Stelle bei Horstson schon mal:
SUPER… ein Raumschiff ist gelandet und spuckt eine Armada Aliens aus…
das finde ich eine ganz großartige Anmutung und tolle Idee…
auf die Fummel, die man im rheinischen auch gerne als Fuddel bezeichnet hätten sie verzichten können und sollen…
und ergänzend noch mal:
ICH WILL MARC JACOBS ZURÜCK, ZACK ZACK + SOFORT…!!!