Foto: © Adrien Dirand
Nach dem Tod von Christian Dior schrieb die Modeeinkäuferin von Harrods, Miss K. D. S. Roberts, 1957 in der Harrods Gazette über den Designer: „Er liebte England und Harrods und war der Meinung, dass es kein anderes Geschäft gab, das damit zu vergleichen war.“ Zahlreiche Pop-up-Stores und Capsule-Kollektionen folgten in den nächsten Jahrzehnten.
Auch heute noch pflegen Harrods und das Haus Dior eine besondere Beziehung, die spätestens 1953 begonnen hat, als Christian Dior, seines Zeichens glühender Verehrer Englands, seine erste Markenboutique in Harrods eröffnet hat und sich in den letzten 70 Jahren durch exklusive Kooperationen weiterentwickelt und nun mit „The Fabulous World of Dior“ in die nächste Runde geht. Es handelt sich um eine spektakuläre Präsentation, die noch bis zum 3. Januar 2023 die heiligen Hallen sowie die Außenfassade und die Schaufenster des Luxuskaufhauses erleuchtet.
Verantwortlich für die Installation war der Künstler Pietro Ruffa, der Diors Cruise-Kollektion 2023 neu interpretiert hat. Im Herzen von Harrods erwarten die Kunden dann allerlei Überraschungen wie zwei Pop-ups sowie ein eigens für diesen Anlass konzipiertes Café und eine Ausstellung, die mit sowohl mit Lebkuchen als auch Proportionen spielt, um die Sinne zu verzaubern.
Doch von Anfang an: Für „The Fabulous World of Dior“ wurde Harrods in eine schillernde Installation gehüllt, die entlang der historischen Fassade in der Brompton Road führt. Als Vorlage dienten Skizzen, die im Rahmen des Dialogs zwischen Maria Grazia Chiuri und Pietro Ruffo für Diors aktueller Cruise-Kollektion entstanden sind und so lockt nun eine 17 Meter hohe Kompassrose die Kunden wie ein Hirtenstern den Weg ins Kaufhausinnere.
Als Hommage an die bezaubernden Momente, die den Winter erhellen, werden die vierundvierzig traditionellen Harrods-Weihnachtsfenster durch eine Szenografie, die die Kreativität von Dior widerspiegeln soll, neu gestaltet. Die Kulissen wurden zum Teil aus Lebkuchen hergestellt – eine typische englische Weihnachtsleckerei – unterbrochen von Gussformen und Details aus Zucker und Karamell. Apropos Zucker: Aus dem süßen Kristall wurden einige emblematische Dior-Kleider – wie die Modelle Tourbillon, Soirée d’Asie und Junon – in Form von Konfekt und Bonbons neu interpretiert.
Im Inneren des Kaufhauses haben zwei Dior-Pop-up-Boutiquen ihr Dekor einigen Weihnachtsmärchen entlehnt. Die erste, in Form eines Lebkuchenhauses, das das Atelier von Christian Dior repräsentiert, lädt die Besucher ein, die Virtuosität seiner Kreationen hinter den Kulissen zu entdecken.
Der zweite Pop-up versteht sich hingegen als ein (äußerst luxuriöser) Geschenkladen, in dem es neben Konfektionskleidung und Schuhen auch die Haushaltswaren der „Dior Chez Moi“-Kollektion angeboten wird. Dieser als Kuriositätenkabinett konzipierte Raum ist eine Hommage an die Kunst des Schenkens, eine Geste, die Christian Dior am Herzen lag und tief in der Geschichte und Identität des Hauses verwurzelt ist.
Im Mittelpunkt des britischen Kaufhauses wird eine märchenhafte Ausstellung eröffnet, die die Architektur der Dior-Standorte – von Granville bis La Colle Noire und 30 Montaigne – in verkleinerten Proportionen nachbilden soll.
So findet sich in ‚Granville‘ ein Lebkuchen-Monsieur Dior, der über die zukünftigen Silhouetten nachdenkt. Ein Stück weiter, im ‚Colle Noire‘, versucht sich der Designer im Sticken – umgeben von den Bienen des „kleinen Bienenstocks, der vor Aktivität summt“, wie Dior sein Atelier der Näherinnen nannte. In der ‚Avenue Montaigne‘ verwandelt eine Fee mit einem Schwung ihres Zauberstabs ein Bonbon in eine Bar-Jacke. Ein paar Schritte weiter in diesem „Refugium des Wunderbaren“ sind die „petites mains“ des Hauses und die Kunsthandwerker damit beschäftigt, die Grafik der charakteristischen Kanne auf die Tasche „Lady Dior“ zu nähen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit von Harrods und Dior wird exklusiv in dem Luxuskaufhaus eine Männer-Capsule-Kollektion lanciert. Hierbei sollen die Silhouetten der Herrengarderobe von Kim Jones mit stilistischen Elementen von Harrods kombiniert werden. So findet sich das Grün des britischen Kaufhauses in Accessoires wie Krawatten oder Fliegen wider. Als Detail greift das Haus die historische Plakette am Eingang des Londoner Gebäudes wieder auf und verwandelt sie in einen „Christian Dior Couture“-Aufnäher, der auf T-Shirts, Sweatshirts und langärmelige Pullover gestickt wird. Das CD-Diamant-Logo, das als All-Over-Muster auf Strickwaren zu sehen ist, wird in einem tiefgrünen Baumwollstoff neu interpretiert und auf Lederwaren und Sneaker des Hauses skizziert.
Sowohl die Schaufenster als auch die Dekorationen sind eine Anregung für etwas, das auf jeden Fall eine Renaissance wert wäre, denn in den letzten Jahren wurden viele Schaufenster unserer Innenstädte vernachlässigt. Dabei ist es immer noch die Visitenkarte der Geschäfte und ein Schaufensterbummel kann immer noch zum Träumen einladen. Vielleicht kann man ja auch Menschen ein wenig davon abbringen, weiterhin so viel online zu bestellen, indem man seine Schaufenster wieder zu Quellen der Fantasie und Inspiration werden lässt …