(Martin Kippenberger; Transportabler U-Bahn-Eingang, 1997; Eisen, Lack, 343 x 740 x 245 cm; Seit 2004 in Zuoz; Copyright: Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne und Walter; A. Bechtler Stiftung)
„Es gibt nur ein Engadin auf der ganzen Welt, wir sind hier restlos begeistert und schlürfen die Luft der Gemsen wie französichen Champagner! Kein Wunder, dass der gute Nietzsche hier übergeschnappt ist“ – Diese Worte stammen nicht von mir und doch könnten sie es, wenn es darum gehen würde, die Gegend um St. Moritz bestmöglich zu beschreiben. Sie stehen vielmehr in einem Artikel der NZZ (den empfehlenswerten Beitrag von Kurt Wanner gibt’s hier zum Nachlesen) und stammen aus einem Briefwechsel von keinem Geringeren als Richard Strauss, 1947 berichtete der Komponist von seinen Ferien in den Schweizer Bergen. Celerina, Pontresina, Sils oder Silvaplana, vor fünf Jahren war ich erstmals selbst mit meinem Freund vor Ort und bin seitdem jeden Sommer wiedergekehrt.
Peter Lindbergh; Settimo Torinese, 2016; Copyright: Peter Lindbergh
Mitsamt beeindruckender Kulisse des Piz Ot, schlägt das Engadin beinahe die Rocky Mountains bei Banff. Dass muss schon was heißen, schließlich kannte ich bis dato keine schönere Gegend als die kanadische Provinz Alberta. Hier oben zwischen den drei grünen Seen klettere ich wortwörtlich über Stock und Stein, vergesse den Trott samt Verpflichtungen. Mal wird auf der Halbinsel im Silsersee im kristallklaren gebadet, den Surfern auf dem Silvaplanersee nachgesehen oder in St. Moritz gespeist. Bislang dachte ich dabei weniger an Kunst, Kultur oder andere Themen, die meinen Universitäts- und Berufsalltag ausmachen. Bislang, denn als ich vor ein paar Tagen die Vorankündigungen der bevorstehenden St. Moritz Art Masters (SAM) in meinem Mailfach erspähte, war es um mich geschehen …
David Hockney; Maurice Payne, 1967; inscribed and dated “For Maurice with love from David” / 12th October 1967; ink on paper, 31,7 x 25,4 cm; Courtesy: Offer Waterman, London; Copyright: David Hockney Inc.
Lauter spannende Kunstausstellungen, Fotografie- und Design-Highlights stehen auf der Agenda des SAM-Programms. Da wären die Einzelausstellung der serbischen Künstlers Vladimir Velikovic zu nennen (seine Arbeiten werden im Forum Paracelsus gezeigt), die feine Auswahl an Hockney-Arbeiten in der Galerie Robilant + Voena und die zweiteilige Ausstellung „Art from the Pirelli World“. Hierfür werden im sagenumwobenen Kempinski Grand Hotel des Bains zum einen Fotografien von Peter Lindbergh ausgestellt, zum anderen werden das ikonische „Pirelli Design“ und die Entwicklung des Pirelli Pzero Projektes unter die Lupe genommen. Interessenten an Arbeiten der Leica-Fotografen Florian Wagner und Lenny Kravitz müssen nicht weit laufen, ebenfalls im Kempinski bekommt man Wagners „S2 on Safari“ oder „Flash“, den Kravitz’schen-Popstarblick auf Paparazzi und Fans zu sehen.
Joseph Marr; Vanitas Cola, 2016; sugar, resin and cola flavor; 100 x 30 x 30 cm; Copyright Joseph Marr, courtesy Galerie Freitag; 1830
Ein weiteres i-Tüpfelchen der St. Moritz Art Masters bietet die Galerie Karsten Greve, hier werden die Fotografien von Roger Ballen präsentiert. Ich für meinen Teil kannte den Autodidakten noch nicht, die Beschreibung in der Pressemitteilung von SAM klingt auf jeden Fall höchstspannend: „Die faszinierenden Aufnahmen […] sind Ergebnisse minutiöser Arrangements und komplexer Organisationen verschiedenartiger Elemente, die wie Requisiten in einem Bühnenbild angeordnet werden. Menschliche Akteure, deren Andersartigkeit offen zur Schau gestellt und vor dem Hintergrund ihrer desolaten häuslichen Umgebung zunehmend gesteigert wird, werden in vielschichtige Szenarien eingebunden. In ihnen sucht Ballen – vergleichbar mit der écriture automatique der Surrealisten und deren Ziel, die unberechenbare psychische Dynamik aufzuspüren – das Chaos der condition humaine zu erfassen, ohne es in eine sinnhafte Logik zu überführen.“
Roger Ballen; Window Shelf; Aip on paper, 2012; Courtesy Galerie Karsten Greve, St. Moritz
Bevor ich mich an dieser Stelle zu sehr ärgere, dass ich nicht selbst vor Ort sein kann, lasse ich euch noch ein paar Details zur zentralen Ausstellung der Jubiläumsausgabe von SAM – die internationale Kreativplattform feiert dieses Jahr zehnjähriges Bestehen – da: In der Protestantischen Kirche von St. Moritz wird das „Best of St. Moritz Art Masters“ kuratiert. Hierfür wurden Kunstwerke sämtlicher vergangener Jahre ausgewählt, welche in einer exklusiven Gruppenausstellung aufeinandertreffen. Ein Tête-à-Tête internationaler Topstars, Richard Long, David LaChapelle, Wim Delvoye, Lucio Fontana oder Julian Schnabel sind nur einige Namen aus der hochkarätigen Künstlerliste.
James Turrell; Skyspace Piz Utèr; Hotel Castell Zuoz, 2005; Copyright: James Turrell; Courtesy: Sammlung Walter A. Bechtler Stiftung
Falls jemand von Euch vorbeischauen sollte, ich würde mich riesig über Feedback und Eindrücke freuen. Zwischen dem 25. August und 3. September kann man die oben genannten Ausstellungen + jede Menge weitere Formate bestaunen – ein Besuch bei den St. Moritz Art Masters lohnt bestimmt. Bevor ich es vergesse: Genug Zeit und Wanderschuhe für einen anschließenden Spaziergang in der Engadiner Natur einplanen!
Weitere Informationen zu Adressen und Öffnungszeiten der einzelnen Ausstellungen gibt’s unter http://www.stmoritzartmasters.org/