Dior und die Kunst ist eine unendliche Geschichte: 1928, also lange Zeit, bevor er Modeschöpfer wurde, eröffnete Christian Dior zusammen mit dem Kunsthändler Jacques Bonjean eine Galerie in Paris. Dior und Bonjean bewiesen ein gutes Gespür: 1931 präsentierten sie erstmals in Frankreich „La Persistencia de la Memoria“, in Deutschland eher bekannt als „Die zerrinnende Zeit“. Das Bild sollte zum bekanntesten Gemälde des surrealistischen Malers Salvador Dalí werden. Heute ist es im Museum of Modern Art in New York zu sehen – ein anonymer Käufer schenkte es 1934 der weltweit bedeutendsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst.
Vielleicht haben Dior und Bonjean aufgrund des Erfolges der „La Persistencia de la Memoria“-Präsentation Gefallen an surrealistische Kunst gefunden, denn nur zwei Jahre später widmeten sie sich in einer eine komplexe Ausstellung dieser Kunstrichtung: Werke von Pablo Picasso, Marcel Duchamp, René Magritte, Alberto Giacometti, Max Ernst und Juan Miró wurden gezeigt, Ein Mut, der damals als revolutionär galt.
Auch Diors Nachfolger lassen sich bis heute immer wieder von der Kunstwelt inspirieren: Ganz aktuell Kim Jones, der für die Dior Frühling-Sommer-Kollektion 2021 mit dem Künstler Amoako Boafo zusammengearbeitet hat. Der Creative Director von Dior Homme versuchte mit dem in Ghana geborenen und in Wien aufgewachsenen Künstler einen kulturellen Dialog zu initiieren – und was für einen.
Schaut man sich Amoako Boafos Kunstwerke genauer an, fällt auf, dass sie verschiedene Kulturen und Techniken vereinen – jeder Entwurf versteht sich als eine Kooperation, ein Dialog. Doch die Kunstwerke liefern bei Weitem nicht nur Inspiration, sondern geben auch Basis. Die Farben entspringen hierbei seiner leuchtenden, beinahe surrealen Palette: neongelbes Moiré neben Blau, Grün und Korallrot.
Die Prints sind der Grafikoptik seiner Werke nachempfunden. Ein Jacquard mit Pinselstrichen basiert auf einem Foto, das Kim Jones von dem strukturierten Gemälde in Boafos Studio machte. In Anlehnung an diese Dreidimensionalität werden die Oberflächen geformt, bedruckt und geschichtet; Rippstrick-Designs mit Jacquard-Mustern erinnern an Öl auf Leinwand. Kunst kommt eben von Können.
Regelrecht im Kontrast zur Kollektion steht die Location, wo das Lookbook von Jackie Nickerson aufgenommen wurde. Eine architektonisch schlichte Betonwand, die, fast wie im Museum, auf perfekte Weise dafür sorgt, dass man sich auf das konzentrieren kann, worum es bei Mode eigentlich geht: Um nichts anderes als die Kollektion.
Siegmar
28. Juli 2020 at 15:52Die Oberteile sind alle super schön, diese kurzen Hosen werden an den meisten lächerlich aussehen.
Peter Kempe
28. Juli 2020 at 16:32Ich finde die Kollektion wunderschön und trotz der afrikanischen Kunst Kooperation bleibt sie in der Tradition der Dior Heritage und des Handwerks von Dior. Meine persönlichen Highlights sind die von Jean Guy Vermont ( Stickerei Paraffection Dior) überstickten Hemden mit den Blättern und Mustern. Das ist wie Haute Couture für Männer. Traumstücke.