(© Salvador Dalí. Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2016)
Die Rollen sind bei uns relativ klar aufgeteilt: Mein Freund kocht, ich esse. Manchmal ergibt sich auch ein Rollentausch, wobei ich zugeben muss, dass ich zwar gut essen kann, dafür aber nur über ein überschaubares Repertoire an Rezepten verfüge (die natürlich allesamt wahnsinnig gut schmecken, aber lassen wir das …). Hinzu kommt im Augenblick eine Diät, die kulinarischen Orgasmen einen Strich durch die Rechnung zieht. Trotzdem – oder gerade deshalb – möchte ich Euch ein Kochbuch vorstellen, das gleichermaßen ein Augen- und Gaumenschmaus ist, auch wenn ich aktuell gar nicht der Adressat für die kulinarischen Ergüsse bin – sagt zumindest der Autor, Salvador Dalí: „Les dîners de Gala ist einzig den Freuden des Gaumens gewidmet. … Sollten Sie ein Jünger jener Kalorienwieger und –wäger sein, die die Freuden des Mahles in Strafen verwandeln, so schließen Sie dieses Buch sofort: Es ist viel zu lebendig, viel zu aggressiv und viel zu herausfordernd für Sie.“.
Ich werde natürlich den Teufel tun, und dieses Kochbuch schließen. Das Auge isst schließlich bei einem Mann wie Dalí mit.
© Salvador Dalí. Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2016; Seiten 108-109
Bei Dalí. Die Diners mit Gala handelt es in erster Linie wirklich um ein Kochbuch, dass 1973 im Propyläen-Verlag veröffentlicht wurde. Der Nachdruck, der im September im TASCHEN Verlag erscheint, enthält alle 136 Rezepte in zwölf von Dalí eigens bebilderten Kapiteln mit Titeln wie „Weiche Uhren im Halbschlaf“, „Sodomitische Zwischengerichte“, „Monarchenfleisch“ oder „Krebschwanzmousse in Sauce Natua“. All diese Rezepte lassen sich natürlich zu Hause nachkochen, was allerdings nicht unbedingt etwas für Kochanfänger ist. Nimmt man es allerdings mit den Rezepten und der Personenzahl (einige Rezepte sind für 10 Personen berechnet) auf, kann man mit Sicherheit bei seinen Gästen mit einem perfekten, bzw. surrealistischen Dinner punkten. Wer kann sonst mit herbstlichen Kannibalismen aufwarten?
© Salvador Dalí. Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2016; Seiten 164-165
Neben der Kochkunst alter Schule, von Dalí eingesammelt in Pariser Edelrestaurants wie Lasserre, La Tour d’Argent, Maxim’s und Le Train Bleu, scheut sich der Künstler auch nicht, Saucen mit Kartoffelpürree-Pulver anzudicken. Da würden Kevin Fehling, Harald Wohlfahrt und Klaus Erfort – also die Koch-Elite Deutschlands – mit Sicherheit kapitulieren.
Die opulenten Dinnerpartys, die Salvador Dalí und seine Gattin und Muse Gala gaben, waren legendär – vielleicht auch, weil es bei ihnen nicht um Veganismus und Laktoseintoleranz ging, sondern um die Verbindung von Kunst, Dekadenz und Geschmack. Beneidenswert …
Dalí. Die Diners mit Gala; Cover der deutschen Ausgabe
Dalí. Die Diners mit Gala
TASCHEN Verlag
21,2 x 30,2 cm, 320 Seiten
49,99€
Das Buch ist ab September erhältlich.
PeterKempe
16. August 2016 at 12:26Das Buch brauch‘ ich definitiv! Endless Love!
thomash
16. August 2016 at 16:45super dass es eine neuauflage gibt. die originalausgabe findet man nicht so häufig in antiquariaten und nur zu einem höheren preis. oder man hat es eben selbst schon im schrank : -)
René
16. August 2016 at 17:08Super!
PeterKempe
2. Oktober 2016 at 12:22Das Buch ist in jeder Hinsicht ein wahrer Genuss