Ob Massimo Osti in seinen kühnsten Träumen dran gedacht hat, welchen modischen Einfluss seine Marke einmal haben wird, als er 1971 „Chester Perry“ gegründet hat? Vermutlich nicht, denn die Anfänge waren nicht sonderlich spektakulär.
Der italienische Grafikdesigner veredelte Anfang der 1970er-Jahren T-Shirts per Siebdruck. Das kam an, insbesondere Surfer griffen bei den Shirts zu, doch die Marke blieb eher bei Insidern bekannt. Im Jahr 1978 änderte Osti den Namen dann in C.P. Company (also die Anfangsbuchstaben von „Chester Perry“) um – reifer sollte es klingen, ob es aber erfolgreich sein würde, stand in den Sternen. Doch Osti lag richtig: Im Nachgang betrachtet war dieser trockenere Name der Start einer der einflussreichsten Kreativitätsschübe in der Geschichte der Sportbekleidung. Der Gründer machte sich als „Pate der urbanen Sportbekleidung“ einen Namen und sorgte ab den 1980er-Jahren mit der damals neu aufkommenden Sportswear und Popper-Mode für Furore.
Im vergangenen Jahr feierte C.P. Company dann sehr abwechslungsreich sein 50-jähriges Bestehen: Es gab Zusammenarbeiten mit Adidas Originals, Barbour und Emporio Armani, selbst eine Retrospektive widmete sich dem Label und dessen Einfluss auf die Mode.
C.P. Company Frühjahr/Sommer-Kampagne 2022 – fotografiert von Neil Bedford
Aktuell setzt C.P. Company das im Jahr 2021 entwickelte Jubiläumsprojekt fort, allerdings nicht mit einer weiteren Kooperation mit einer Brand. Vielmehr hat sich das Label entschieden, für die Frühjahr/Sommer-Kampagne fünf Personen zu fotografieren, für die sich C.P. Company mit kulturellen Erlebnissen überschnitten hat. Die Bilder, aufgenommen von Neil Bedford, zeigen Menschen, die sich in kulturellem Hintergrund, Alter, Geschlecht und Interessen sehr voneinander unterscheiden: Enzo Accardi, ein Künstler aus Marseille, Bonnie Carr, Design-Consultant aus London, Paul Dezentjé, Schriftsteller aus Rotterdam, Bentley Graham, Herrenmode-Designstudent aus London und Andrea Sferlazzo, einer Gymnasiastin aus Rom, interpretieren saisonale Jacken mit ihrem persönlichen Stil.
Bonnie Carr ist beispielsweise eine in London ansässige Designberaterin, die genre- und formatübergreifend arbeitet, von Journalismus über Start-ups bis hin zu Markenstrategie und Bekleidungsdesign. Dank ihres Instagram-Accounts Not For Archiving™️, in dem sie die Formel, sowohl technisch als auch kulturell, hinter berühmten und vergessenen Sportswear-Kleidungsstücken der letzten 30 Jahre klinisch seziert, hat sie online eine kleine, feine Kult-Anhängerschaft.
Bentley Graham hat die ersten zwei Jahre seines BA in Menswear an der University of Westminster verbracht und konnte aufgrund von COVID-Einschränkungen kein Klassenzimmer mit seinen Kollegen teilen. Das Westminster Menswear Archive, das von Professor Andrew Groves gegründet wurde, ist jedoch durchgehend offen und einsehbar geblieben. Und genau hier hat sich Graham umgeschaut und kam so auf C.P. Company.
Für sein Porträt wählte Graham eine Jacke aus der „Tracery“-Serie sublimationsbedruckter Outerwear, zusammen mit einer Hose, die er selbst genäht und mit dem feinen Cyanotypie-Verfahren bedruckt hat.
Die Kampagne beweist, dass es nicht unbedingt Influencer oder Models braucht, sondern es vielmehr Sinn ergibt, die Menschen in den Fokus zu rücken, die tatsächlich einen Bezug zum Label haben.