„Julian Schnabel“; Bild: Taschen Verlag
Julian Schnabel ist neben seinem künstlerischen Schaffen vor allem bekannt für seinen extravaganten Stil: So verwandelte das Enfant terrible der Kunstszene eine ehemalige New Yorker Industrie-Parfumfabrik in einen venezianischen Palast – der Palazzo Chupi gilt selbst in einer Stadt, die schon alles gesehen hat, als Sehenswürdigkeit und dient dennoch, allen Touristen zum Trotz, als Schnabels Residenz.
Doch sein Zuhause in Greenwich Village ist bei Weitem nicht die einzige Extravaganz des Künstlers: Seine Uniform sind die knallfarbenen Pyjamas von Charvet, die er nicht nur während des Zeiten von Lockdown und Home Office trägt sondern in ihnen auch Gäste empfängt oder über den Roten Teppich geht.
Zu Schnabels Œuvre gehört ganz klar die Malerei, doch auch als Regisseur setzte er Maßstäbe – vor allem 1996 mit einer Basquiat-Biografie, die den US-amerikanischen Künstler endgültig zur Legende machte.
Seit mehr als 40 Jahren steht Julian Schnabel im Mittelpunkt jeder Diskussion über die Rückkehr der Malerei und den Boom der zeitgenössischen Kunst. Seine Werke, oft überlebensgroß, sprechen den Betrachter unmittelbar an, indem sie ihre Themen und ihr Material im Alltäglichen finden.
Berühmt wurde Schnabel durch seine Tellerbilder, er Anfang der 1980er-Jahre zerbrochenes Geschirr als schwer zu bemalenden Bildgrund nutzte. Überhaupt die Untergründe: Er malte auf Samt, Marktstand- und Armeeplanen, Kabuki-Theaterkulissen, Boxring-Böden – Materialien, die ihm im Rahmen seiner malerischen Erkundungen auf Reisen oder in seinen Außenstudios in die Hände fielen. So ist das wohl berühmteste Gemälde, das in Deutschland hängt, das Werk „Ahab“, das Schnabel auf einem zwölf Meter hohen und dreizehn Meter gebrauchtem Segeltuch gepinselt hat.
Doch nicht nur die Wahl des Untergrundes spielt bei dem Künstler eine Rolle: Der Ort ist immer ein wichtiger Faktor für Schnabel, sowohl bei der Schaffung seiner Werke als auch bei ihrer Installation an spezifischen Locations.
All diese unterschiedlichen Herangehensweisen entspringen demselben Geist und Ehrgeiz und werden nun in einer Collector’s Edition (Nr. 136-1.135, nummeriert und vom Künstler signiert) zusammengeführt. Schnabel selbst wählte die Werke für das 570 Seiten starke und fast acht Kilogramm schwere Buch aus und ließ es sich nicht nehmen, auch das Cover zu gestalten. Im Grunde genommen ist das Buch somit ein Werk, nur eben auf 1.000 Exemplare limitiert.
In drei kunsthistorischen Texten widmet sich Éric de Chassey den Gemälden, Bonnie Clearwater den Skulpturen und Max Hollein dem ortsspezifischen Werk, während der Schriftsteller Daniel Kehlmann das filmische Gesamtwerk untersucht.
Erschienen ist das Buch im Taschen Verlag.