(Echtpelz; Bild: Horstson)
John Galliano verzichtet in zukünftigen Kollektionen auf den Einsatz von Pelz. „Schuld“ an diesem Sinneswandel ist ein eher zufälliges und ehrlich gesagt etwas merkwürdig anmutendes Treffen mit Dan Mathews. „Ich war mit Penélope Cruz in Saint-Tropez im Meer schwimmen. Und gerade dann kam Dans Gesicht aus dem Wasser. Es war wie in dem Film „Der weiße Hai“ – sehr beängstigend,“ wie Galliano in einem Interview mit der französischen Elle erklärte.
Ob der Designer und der Vizepräsident der Tierrechtsorganisation PETA im Meer auch über die gute alte Zeit geplaudert haben, ist nicht bekannt – 2004 erklärte Mathews noch, dass PETA sämtliche Fotoagenturen nach einer Aufnahme Gallianos abgeklappert hat, die am besten die egoistische, grausame Haltung des Designers gegenüber Tieren widerspiegelt. Eingesetzt wurde das gefundene Bild in der “Pelz: Getragen von wunderschönen Tieren und hässlichen Menschen“-Kampagne von PETA und werbewirksam vor einer DIOR-Präsentation enthüllt.
Diese Zeiten sind nun aber für John Galliano vorbei – auf die Frage, was für ihn Luxus bedeutet, antwortete er: „Es geht um Authentizität. Und Erfindergeist … Heute wollen wir kein Produkt, wir wollen Ethik, eine Firma, die die Werte verteidigt, die wir bewundern.“
Gallianos zufällige Begegnung mit Dan Mathews war der Beginn einer Entwicklung, die den Designer nicht nur dazu veranlasste, in seinen Kollektionen auf Pelz zu verzichten, sondern auch vegetarisch zu werden: „Mein Leben ist ausgeglichener“, wie er erklärte. „Ich bin Vegetarier geworden, um mich in Form zu bringen. Ich mache Sport, kümmere mich um mich selbst und war noch nie so klarsichtig.“
Mit John Gallianos Entscheidung folgt das Modehaus Margiela einem Trend: Neben Labels wie Calvin Klein, Armani, Hugo Boss oder Stella McCartney schloss sich erst vergangenen Oktober Gucci der „Fur Free Alliance“, der weltweit größten Koalition von Tierschutzorganisationen gegen Pelz, an. Auch Donatella Versace erklärte vor wenigen Wochen, dass sie auf den Einsatz von Pelz verzichten wird.
Eine gute Entwicklung, wobei der Einsatz von Kunstfasern, die zum Teil statt Echtpelz eingesetzt werden, auch Probleme mit sich bringen: diese werden aus Erdöl hergestellt, wozu viel Energie notwendig ist – weit mehr als bei der Baumwollproduktion. Die meist genutzte Kunstfaser ist Polyester. Sie hat inzwischen einen Anteil von über 60 Prozent der in Textilien eingesetzten Fasern. „Beim Waschen lösen sich Mikrofasern, aus unserer Kleidung. Für Mikrofasern aus Synthetikstoffen gilt: Sie sind nichts anderes als Mikroplastik, und genau wie Kunststoffkügelchen aus Kosmetikprodukten und Abrieb von Plastikverpackungen landen sie letztlich im Meer,“ wie ich bei Greenpeace nachlesen konnte. Und weiter: „Sie werden nicht durch natürliche Prozesse abgebaut und bleiben über Hunderte von Jahren im Umlauf.“
Es braucht anscheinend grundlegende Änderungen im Textilbereich …
fred
6. April 2018 at 13:03Eine mehr als richtige und sinnvolle Entscheidung. Aber auch lange überfällig. Als nächstes sollte der Einsatz von Leder sich drastisch reduzieren. Ich finde es schade, wenn diese Belange erst dann ernst genommen werden, wenn sie von Prominenten angesprochen werden. „Normal-Konsumenten“ wurden lange als Freaks belächelt, wenn sie sich gegen Pelz verwehrt haben. Es sollte jedes Label boykottiert werden, das Pelz verwendet. Man sagt „Pelz“. In Wirklichkeit steht dahinter aber ein grausam verstümmeltes, gefoltertes und ermordetes Lebewesen!
Reinhard
9. April 2018 at 23:46Warten wir 5 Jahre ab, wie Galliano dann zu Pelz steht 😉