(Schwarmintelligenz; Bild: D. Dibenski /U.S. Fish and Wildlife Service)
Wenn man dem etwas aus dem Ruder gelaufenen Interview des „Manager Magazins“ mit Caro Daur etwas Positives abgewinnen möchte, kann man mit viel gutem Willen sagen, dass es eine im Dämmerschlaf befindliche Branche durchgerüttelt hat.
Fachlich war es, meiner Meinung nach, nicht die zwei Minuten wert, die man brauchte, um die etwas dünn geratenen Fragen durchzulesen. Vermutlich knallten aber die Champagnerkorken in der Redaktion, als man merkte, dass man mit so wenig so viel Reichweite erlangen kann. Lustig, denn wenig Inhalt eint die Interviewattrappe mit dem Content, den Influencer tagein, tagaus liefern.
Caro Daur hat, was mich nicht verwundert, die Fragen nach Honorar für einen Instagrampost nicht beantwortet. Warum auch? Die Frage nach dem Gehalt würde weder die Journalistin, die das Interview geführt hat, noch die Chefredaktion des „Manager Magazins“ beantworten.
Der Finanzdienstleister Vexcash hat versucht zu ermitteln, welchen Wert ein Instagrampost der Crème de la Crème der deutschen Influencer für das Unternehmen hat. Die Grundlage hierfür lieferten Messungen des Analytics-Dienstleisters „influencerDB“, wo Reichweite und die KPI von beworbenen Instagram-Posts in Bezug gesetzt werden. Hinzu kommt, so mein Eindruck, ein Blick in die Glaskugel.
Sei es drum – unterhaltsam ist es allemal, zu lesen, dass Stefanie Giesinger mit 2,87 Millionen Instagramfollowern pro Post einen Medienwert von 11.957 Euro haben soll, während “ohhcouture” mit 1,35 Millionen Followern pro Post einen Wert von rund 5.614 Euro generiert. Nur unwesentlich weniger verdient der drittstärkste Account “magic_fox”. Der einzige Mann in den Top 3, der mich immer an die BOSS-Werbung aus den 90er-Jahren erinnert, kann pro Beitrag einen „Wert“ von 5.298 Euro aufweisen. Und Caro Daur, um die leidige Frage des „Manager Magazins“ endlich zu beantworten? Ein Post hat, traut man der Auswertung, einen Medienwert von ca. 4.744 Euro pro Post.
Richtig interessant dürfte es, zumindest für das „Manager Magazin“, dann werden, wenn man diese Posts in Bezug auf einen Monat stellt – also „gesponserter Beitrag * Wert pro Post“. Diese Rechnung dürfte einen Überblick über das Monatseinkommen der jeweiligen Influencer geben, zumindest wenn man den Medienwert mit Honorar pro bezahlten Beitrag gleichstellt, was aber absoluter Quatsch wäre, schließlich vereinbart man meist komplexe Kooperationen mit mehreren Posts.
Was mich an dieser ganzen Diskussion um bezahlte Werbung stört, ist, dass klassische Medien komplett außen vor gelassen werden. Aber das wird sicher seine Gründe haben – wahrscheinlich ist es einfacher, sich an (Neu-)Unternehmerinnen wie Caro Daur abzuarbeiten, statt sich einen ganzen Verlag zum Feind zu machen. „Nehmen sie Geschenke an, Frau X?“, „Zahlt der Verlag den Flug, Herr Y?“ – vielleicht wäre das mal ein spannenderes Interview, das die Journalistin des „Manager Magazins“ führen könnte …