Interview

Jan Ahlgren, der Gründer von Vilhelm Parfumerie, im Interview

(© Anders Ahlgren für Vilhelm Parfumerie)

Jedes Jahr werden ca. 250 bis 300 neue Düfte auf dem Markt lanciert. Der Großteil dieser Neuerscheinungen verschwindet nach nur einer Saison, nur wenige überdauern einige Jahre und noch viel weniger haben das Zeug zum Klassiker.
Gerade die Nischendüfte haben es schwer, sich am Markt zu behaupten. Dabei sind es gerade diese Düfte, die nicht die breite Masse ansprechen und sehr eigenständig sind, die sich lohnen, entdeckt zu werden.

Vor einigen Tagen hatte ich die Chance, Jan Ahlgren, den Gründer von Vilhelm Parfumerie, zum Interview zu treffen. Vilhelm Parfumerie dürfte zumindest den Lesern ein Begriff sein, die regelmäßig bei Colette in Paris reinschauen – dort steht das Ergebnis der Kooperation zwischen dem Concept Store und dem recht jungen Parfumlabel.
Gegründet hatte Jan Ahlgren Vilhelm Parfumerie erst vor zwei Jahren; zuvor arbeitete der Schwede als Model – ich hatte also an diesem Vormittag etwas für’s Auge und für die Nase …

Herr Ahlgren, ich freue mich, dass Sie sich Zeit für ein Interview genommen haben. Wie gefällt es Ihnen in Hamburg? Sind Sie das erste Mal vor Ort?
Jan Ahlgren: Nein, ich war schon oft in Hamburg. Ich kann mich gut an meinen ersten Besuch erinnern. Bei einem Spaziergang um die Alster wurde mir klar, wie schön die Stadt ist. Und, klar, ich kann mich auch an meinen ersten St.Pauli-Besuch erinnern …

Wie nehmen Sie Hamburg aus professioneller Sicht wahr? Wie riecht Hamburg? Eher kühl und zurückhaltend, nach Fisch oder ist es der Duft der großen weiten Welt?
Jan Ahlgren: Ich fühle mich vor allem im Sommer in Hamburg wohl – es ist sehr grün und überall ist Wasser. Für mich steht Hamburg, wenn ich es in Farben ausdrücke, für „grün“ und „blau“ – es ist ein sehr ruhiger Ort …

Kommen wir zu Vilhelm Parfumerie – wann entstand die Idee, ein eigenes Parfumlabel zu gründen?
Jan Ahlgren: Ich kam auf die Idee, als ich Ledertaschen entwarf. Ich suchte nach einem bestimmten Duft für die Taschen und lernte dadurch die Welt der Parfums kennen. Ich verliebte mich sofort. Für mich ist es die perfekte Umgebung, da ich nicht nur an der Kreation der Düfte, sondern auch an den Verpackungen und den Visuals arbeiten kann.
Die Nase hinter den Düften ist übrigens Jérôme Epinette, mit dem ich seit Anbeginn zusammenarbeite. Das letzte Wort habe aber ich …

Menschen haben einen ureigenen Geruch – wie war, wenn ich fragen darf, der Duft des Namensgebers, ihr Großvater Vilhelm?
Jan Ahlgren: Denke ich an meinen Großvater zurück, erinnere ich mich an süßlichen Tabakduft und wie er Pfeife rauchte.

An welche Düfte können Sie sich noch erinnern? Wie ist Ihr „Duft Lebenslauf“?
Jan Ahlgren: Seit jeher mag ich den Duft von Gräsern, Birke und auch Moos – vielleicht habe ich einen Hang zu „grünen Düften“, weil ich in Schweden aufgewachsen bin. Das ist auch der Grund, warum so häufig Essenzen von Galbanum, ein Harz, in meinen Düften eingesetzt werden.

© Anders Ahlgren für Vilhelm Parfumerie

Die Namen Ihrer Düfte sind sehr ungewöhnlich. Denke ich an „Room Service“ kommt mir Frische in den Sinn, aber auch Reinigungsmittel … Wie kommen sie auf die Namen?
Jan Ahlgren: Nun, es scheint, als haben wir beide verschiedene Ideen im Kopf, wenn wir an „Room Service“ denken. Bei der Kreation ließ ich mich von dem Bild einer Greta Garbo inspirieren, wie sie ein Bad in Rosenblättern nahm. Während sie sich für eine Filmpremiere in New York zurechtmacht, ruft sie nach dem Room Service …
Die Ideen für die Namen und die Parfums kommen normalerweise gleichzeitig.

Sie haben eine Kooperation mit Colette. Wäre ein „Star-Duft“ denkbar?
Jan Ahlgren: Ich habe zumindest zum Teil einen Star im Kopf, wenn ich einen Duft kreiere – als Inspiration oder Muse. Greta Garbo ist so ein Beispiel; oder Monica Bellucci, an die ich bei dem Duft „Don’t Tell Jasmine“ denken musste. Für „The Oud Affair“ ließ ich mich durch Ava Gardners Liebesbeziehung mit einem spanischen Stierkämpfer inspirieren …

Herr Ahlgren, ich danke für das Gespräch!

Wer selbst mal einen der Düfte von Vilhelm Parfumerie probieren möchte: Bei Barneys in New York, Chicago und Los Angeles, bei Liberty in London und in Paris im Le Bon Marché Rive Gauche und bei Colette kann man sie kaufen.
In Deutschland wird es die Düfte von Vilhelm Parfumerie zukünftig bei Ludwig Beck geben. Das KaDeWe ist zumindest angepeilt – das sind doch eigentlich ganz gute Aussichten für ein junges Label, zum Klassiker zu avancieren …

  • Siegmar
    16. Februar 2017 at 16:38

    bin gespannt, schöner Beitrag

  • Tempelheim
    16. Februar 2017 at 16:56

    hey,

    muss ich mal ausprobieren – nicht schlecht

    gruss Mr. Tempelheim

  • Georg
    16. Februar 2017 at 17:30

    Danke für den Beitrag, Nischendüfte begegnet man viel zu wenig.