„The Queen is back“, und das, obwohl sie überhaupt nicht weg war! Aber die PRADA Womenswear für Herbst-Winter 2015 festigte doch wieder den Ruf, dass, wenn die Zeiten schwieriger werden, die Italiener mit ihrer Kreativität Maßstäbe setzen und zu Höchstform auflaufen.
Nach der etwas „bleiernen“, farblich monochrom gehaltenen Herrenkollektion im Januar, dachte nun so mancher, dass PRADA daran anschließt und die Damen auch eher „metallisch“ daherkommen.
Pustekuchen! Zwar war das Dekor der Schau an die „Enfiladen“, also ineinander gehende Zimmer mit langer Perspektive, des Sets der Herrenpräsentation angeschlossen, jedoch war die Kälte verschwunden und in warme Mint- und Wüstenfarben getaucht. Wie eine Sonne, die das Licht am Ende des Tunnels verkündet, verrieten nur noch die Flugzeugblech-Platten am Boden, dass es den Januar gab. Die PRADA-Frau im Winter ist das totale Gegenteil des Männerbildes des Hauses. „Opposites Attracts“ scheint die Devise zu sein, obwohl Miuccia Prada doch eigentlich das Verschwimmen der Geschlechter lanciert. Überraschend und ein glanzvoller und kreativer Höhepunkt der Mailänder Modewoche: die Königsklasse bei PRADA.
Bilder: Prada; PR
Bei PRADA heißt nicht nur das Parfum „Candy“, sondern Dragee- und Drops-Farben, Pastelle, Erd- und Tartufo-Farben, Taubenblau und Lackrot dominieren die Wintersaison. Klare grafische Schnitte, eine sehr technische Kollektion, die vor allem durch Innovation und Hightech-Materialien dominiert werden. Die Farben strahlen eine unendliche Zartheit und Verletzbarkeit aus und betonen die Weiblichkeit. Und doch stehen gerade sie im Gegensatz zu den akkuraten und grafischen Schnitten und Mixtechniken.
Bilder: Prada; PR
Das PRADA-Team hat wirklich viel Neues entwickelt und eine völlig neue Linie erschaffen, die sich auf die Zeit von Pierre Cardin und André Courrèges beruft. Neoprenblazer in Puder zu „Latex“-Hosen in Apricot, kombiniert mit messingfarbener Bluse und hellblauen Stiefeletten: typisch PRADA und doch neu und unverhofft gekonnt. Die Unis und vor allem die Muster wurden speziell für die Kollektion entwickelt und sind mit ihren „modernen“ Optiken der Sixties für genau diese Entwürfe passend. Die Schlichtheit wird in der Kollektion durch raffinierte Details gebrochen: Glencheck-Hosenanzug in Malachit-Karo mit grauen Shearling-Ärmeln und ein Taille, die wie gepolstert wirkt – das würde man keinem anderen Label abnehmen. Lange, butterweiche Handschuhe aus Lammnappa, die über die Ellenbogen sind in traumhaften Farben ein Key Accessoires und ein „Must-have“ der nächsten Saison. Dazu werden kleine rechteckige Taschen eingesetzt, Muster haben, die unpassend wirken aber passend sind. Vielfarbigkeit und Mixturen, die aber durch ihre fragile Kombi nicht kreischend oder laut wirken. Neoprenkleider, Mäntel und Chasubles mit Applikationen, die wie Gitterwerke aus Computeranimationen wirken, wozu Lederbroschen im Stil des Jugendstils in Pflanzenform kombiniert werden. Formen bei den Hightech-Stoffen, die im Gegensatz zum Material stehen wie Trägerkleidchen, die normalerweise in leichten Stoffen verarbeitet werden. Dreiviertel Ärmel und Halbarm werden dadurch, dass die Handschuhe dazu getragen werden, zu pastelligen Winteroutfits.
Bilder: Prada; PR
Highlights sind auf jeden Fall die Blazer in Straußen- oder grafisch bedrucktem Leder zu kniekurzen Röcken – alles klassisch aber kein bisschen langweilig. Den Zauber macht, zusätzlich zu den Farben, bei dieser PRADA-Kollektion die Eigenständigkeit der Musterungen und Designs aus. PRADA verfolgt damit stringent die Richtung, die den gewissen Touch und die DNA des Labels ausmachen. Nie wird man den Gedanken an die Sixties und Seventies los und trotzdem sind sämtliche Entwürfe total neu und wirken gleichzeitig vertraut – ein Phänomen, was die Anziehungskraft der Marke ausmacht. Obwohl die einzelnen Teile niemals mit einem Logo versehen sind, sieht man sofort, dass es ein Teil von PRADA ist.
Für mich war der zauberhafteste Moment und gleichzeitig die tollsten Looks des Defilees, die Princess Cocktail- und Abendkleider mit den gestreuten Stickereien, Grosgrain-Bänderapplikationen, Fellpatches und den kleinen Strassstickern. Weiblichkeit auf eine sehr moderne Art, die aber auf Stil und Geschichte verweist, die nicht kitschig ist und Traumkleider produziert, wie sie sicherlich nicht nur die typische PRADA-Kundin haben möchte. Kurze Taillenkleider im Empire-Stil, sexy aber nicht offensiv, moderne Romantik mit klarem Blick in die Zukunft gerichtet.
Bilder: Prada; PR
Mit dieser Kollektion zeigt PRADA eine neue Facette der „Pradasphere“. Dem Haus gelingt es mit dieser Kollektion, das aufzuzeigen, was weit weg von dem ist, was man Trend nennt. Charmant und „Straight“-sein schließt die Vision von Miuccia Prada gekonnt zusammen – sie kann es eben!
Siegmar
4. März 2015 at 10:51was für ein wunderbarer Artikel über die neue Kollektion die ich auch sehr gelungen finde. Diese Kollektion ist wirklich modern und wirkt dabei so speziell Prada eben.
Monsieur_Didier
4. März 2015 at 11:33…es ist in so weit fern von jedem Stil, weil es sehr modern und seiner Zeit voraus ist…
in ein, zwei Saisons wird das in sehr vielen Kollektionen zu finden sein…
allerdings wohl nicht in dieser Qualität…
…danke, Peter 🙂 !
Manfred
4. März 2015 at 16:32Gefällt mir ausgesprochen gut auch wenn es wie eine Kollektion für den Sommer wirkt!
blomquist
4. März 2015 at 21:51Ich bin so begeistert von dieser Kollektion!
Gérard
6. März 2015 at 16:47Mit dieser Kollektion muss frau einfach glücklich sein. Großartig!
PRADA: The Postman Dreams | Horstson
9. April 2015 at 10:35[…] haben wir es wieder: Es reicht nicht mehr, Saison für Saison lediglich gute Kollektionen abzuliefern. Der geneigte Kunde möchte auch zwischendurch […]