Präziser könnte eine Inspiration nicht beschrieben sein: „The Spanish Influence in Sicily between 1516 and 1713“ – Geschichtsstunde deluxe von Dolce & Gabbana für die Spring-Summer 2015 Kollektion. Was dann im Defilee folgt, ist wie eine Aneinanderreihung von spanischen Ur-Klischees, zu 90% in der Farbkombinationen „schwarz-rot“, das an die Röcke der Flamenco-Tänzerinnen auf den Postkarten unserer Kindheit erinnert. Das Farbkonzept könnte von Diana Vreeland gemacht sein, die schon auf lebenslanges Rot als Signal setzte, nur wurde es von Dolce & Gabbana regelrecht zu einer „Orgie in Rot“ potenziert …
Bild: Dolce & Gabbana
Natürlich ist viel Tragbares dabei, aber die Runway Looks wirken so, als würde man eine überdimensionale Inszenierung von Bizets Oper „Carmen“ ausstatten. Toreros allover, prunkvolle „Brandenbourgs“, Kurbelstickereien mit Knebelknöpfen an den Jacken und „T-Shirt Tuniken“ mit großen Stierkopfmotiven – eben „Bilderbuch Spanien“, allerdings von Domenico Dolce und Stefano Gabbana neu interpretiert und voller Einflüsse vom südlichsten Zipfel Italiens.
Bilder: Dolce & Gabbana
Das Dolce & Gabbana dann schließlich und endlich im Showroom ihre tadellos geschnittenen schwarzen Anzüge, für die sie berühmt sind, und die vielen Basics zeigen, gibt den Designern die benötigte Spielfläche, um sich in der Show total auf Showpieces zu konzentrieren. Im Endeffekt bleibt aber für die nächste Saison als wichtige Schlüsselbotschaft lediglich das Rot hängen. Es ist ein Rot, wie es schöner nicht sein kann. Und man erinnert sich natürlich auch an die bequemen Bundfaltenhosen, die wie Toreador Hosen an der Wade enden.
Bilder: Dolce & Gabbana
Dolce & Gabbana können es sich leisten, darauf zu setzen, dass man ihrem guten Namen vertraut und sich hemmungslos ihrer spanischen Vision hingeben. Eine Modekollektion stellt nur die Tendenzen dar und ist die Inspirationen eines Themas und muss nicht versuchen, die ganze Bandbreite in 15 Minuten unterzubekommen. Als Show wunderbar, in Wahrheit möchte hingegen niemand als Torero rumlaufen. Aber die wunderbaren, bestickten Abendsakkos kombiniert mit einer Jeans und nackten Füssen sind echte Couture Stücke und könnten uns nächste Saison auf manchem Red Carpet begegnen …
Bild: Dolce & Gabbana
Für mich sind die Kollektionen von Dolce & Gabbana dann besonders gut, wenn an den Stil der Generation der italienischen Gastarbeiter und an die Zeit des Neorealismus angeknüpft wird, so wie in den letzten Saisons. Da den Designern aber vielleicht alles etwas spanisch vorkommt, brauchten sie nun einmal diesen Ausbruch in die flammende rote Welt der Stierkämpfe und der heißblütigen Rache, die ja noch heute auf Sizilien für allerlei Unruhe sorgt.
Ich bin gespannt, ob uns im nächsten Jahr in Mailand, Paris oder in einer anderen Metropole der ein oder andere Torero über den Weg läuft …
Siegmar
26. Juni 2014 at 10:31Zuerst wirklich viel “ Torero “ dann sehe tolle Anzüge und die bestickten Jacken sind auch wunderbar. Die Bundfaltenhsoen die an der Wade enden finde ich super und kann mir gut vorstellen, da auch zu tragen.
monsieur_didier
26. Juni 2014 at 10:44…ich bin dabei, meine Meinung über Dolce & Gabbana grundlegend zu ändern…
das liegt vielleicht auch daran, dass man nicht mehr sooooo viele Label-Fakes im Straßenleben sieht (zumindest in DEutschland)…
aber die couturige Linien von Dolce & Gabbana sind immer atemberaubend, soviel Esprit und Liebe zum Detail…
da bin ich mittlerweile sehr begeistert…
was ich jedoch bedauere ist, dass es die von Dir angesprochenen Postkarten mit Rüschen-Flamencoröcken so gut wie gar nicht mehr zu geben scheint…
diese Karten vermisse ich sehr…! 🙂
gerold brenner
26. Juni 2014 at 11:00mal wieder ein Bericht auf den Punkt! das Torero Thema wird sicher vom dem einen oder anderen Vertikalen aufgegriffen werden …mal sehen wie Zara dieses Thema wieder ausschlachtet…. und Red Carpet tauglich ist es allemal … die DNA der Kollektion ist trotz Spanien erkennbar…. da dürfen wie ja gespannt sein wo D&G nächste Saison hinreisen 😉
Elke
26. Juni 2014 at 14:12Die Schnitte sind top,das Rot ist herrlich.
Claus
26. Juni 2014 at 17:25In Einzelteilen durchaus tragbar, als Komplettlook nicht machbar. Schöner Artikel!
Horst
27. Juni 2014 at 10:28Die Hosenlänge finde ich schwierig, auch weil es am „falschen“ Mann schnell nach 3/4 Hose aussieht … Das Rot ist das richtige fr Showmaster oder halt für den roten Teppich 😉
Die Torero Sakkos sind super!!! (Der Polkadot Anzug auch)