Donnerstag zeigte Miuccia Prada in Mailand ihre Winterkollektion und eins gleich vorweggenommen: Die Kollektion ist großartig!
Mittlerweile hat das Haus eine Heritage und Stilelemente, die präzise auf eine deutlich erkennbare Kollektionsstruktur gelegt werden, die simpel und doch wandelbar ist. Miuccia Prada spielt gekonnt mit ihren vermeintlich neu aussehenden Kleidungsstücken, die allesamt Klassiker sind …
Bilder: Prada
Ihr Prada Trench kommt genauso vor, wie die Tuniken, die Miuccia Prada schon seit mehreren Jahrzehnten immer wieder anders variiert. Ihr eigenwilliges Farbkonzept, das von den fünfziger und siebziger Jahren geprägt ist und von Berthold Brecht und Rainer Werner Fassbinder inspiriert wurde, kann eigentlich nur in ihrer Kombination mit dem von Yves Saint Laurent verglichen werden. Intellektualität, die aber Kommerz nicht ausschließt, ist sicherlich ihre größte Gabe. Sie kommt mit zwei Mantel- und zwei Kleider-Silhouetten, sowie wenigen Varianten von Blusen aus, die sie über die Materialien zu typischen Prada Teilen macht und neu interpretiert. Und, Hand aufs Herz, es gefällt uns auch immer am besten, wenn sie ihre „Motel Gardinen“ Designs einsetzt.
Bilder: Prada
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Diesmal erscheinen Dekor und Thematik wie eine logische Fortsetzung des Männer-Defilees im Januar. Die Welt des gleichaltrigen Regisseurs Rainer Werner Fassbinders mit seinen Filmen „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ oder „Angst essen Seele auf“ haben die Generation von Miuccia Prada tief beeindruckt und das politische und gefühlsmäßige Denken stark geprägt. Die siebziger Looks kommen ihr sehr entgegen, wirken aber wie mit einer Prise zwanziger Jahre gewürzt. Die Zwanziger waren eine Zeit, zu der in Deutschland die Demokratie regierte und Berthold Brecht und Kurt Weil einen völlig neuen Stil kreierten und sich parallel in Italien die Demokratie verabschiedete. Auch Fassbinder liebte diese Zeit.
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Die geraden Mäntel und Jacken kommen in schwarz-weiß Optiken daher oder in Musterungen, mit denen Delaunay oder die Martines experimentierten. Absolute Highlights sind die Lammfelljacken und Mäntel, mit den Kontrastnähten in breiten satten Farben. Die Tuniken wirken wie überdimensionierte Cricket-Pullover in Seide, die über kubistischen Schluppenkleidern getragen werden. Die Hängerkleider mit Teilungsnähten umspielen gerade die Figur. Kastige Jacken, in fragilen Tricolor- oder Bicolor-Blockings, ergeben fast eine kubistische Silhouette. Die Farben sind typisch für das Art déco: Schwarz gegen flamboyantes Rot gesetzt, dazu lilafarbene Akzente, aber auch Messing mit schilfigen Tönen, metallenes Kupferbraun gegen Gold gesetzt. Ein faszinierender Farbcode geht von dieser Kollektion aus und untermauert die völlig eigenständige Linie. Für mich sind die Farben das Signal dieser Kollektion und zugleich berauschend und faszinierend …
Bilder: Prada
Eines kann man Miuccias Prada sicherlich nicht vorwerfen – dass sie das macht, was andere machen. Längst richtet sich das Haus nach keinen Trends mehr, sondern fährt losgelöst seine eigene Vorstellung von einer selbstbewussten Frau, die immer den Hauch einer Kulturmäzenin ausstrahlt. Eben ganz das Abbild der Schöpferin. Miuccia selbst sagt, dass sie durch die Filme Fassbinders gesehen hat, dass fröhliche Farben auch eine düstere Aura vertragen. Genauso wirkt es auch: Farben, die sehr dezent beleuchtet sind. Sie sieht ihre Looks als das Gegenteil von protzig und reich und durch die Raffinesse der Kollektion bestätigt sich dieser Eindruck beim Betrachter.
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Auf Gimmicks und Gadgets wird in dieser Kollektion komplett verzichtet, was auch die Stärke bei den Entwürfen ausmacht. Das Besondere an dieser Keycollection ist, dass es einfach Miuccias Hommage an die intelligente, intellektuelle Frau ist …
thomash
25. Februar 2014 at 10:36ein echter augenöffner! die kollektion und der artikel. ohne die zeitströmungen, die schöpferische menschen im laufe ihres lebens mitmachen, sind solche kreationen ja gar nicht einzuschätzen. sehr sexy, wie die politisierte kultur und damit der politisierte stil der 70er jahre hier neu gesehen wird.
Markus Brunner
25. Februar 2014 at 11:01großartiger bericht, die kollektion ist wirklich ein wahrer aufgenöffner und das sujet perfekt für pradas heritage.
Siegmar
25. Februar 2014 at 12:00stimmt, sehr Prada, ich finde es toll. Toller Artikel
Daisydora
25. Februar 2014 at 15:57Sehr, sehr schön, da sind schon wieder ganz viele Teile dabei, die man sich selbst und anderen nurvwärmstens empfehlen kann … und ein wie immer toller Bericht! 🙂
Pradissime! Die Herbst-Winter 2014 Kampagne von Steven Meisel für PRADA | Horstson
23. Mai 2014 at 14:55[…] Fassbinder und die beginnenden Siebziger fulminant in unsere Zeit katapultiert (wir berichteten: It’s Milano Babe – Das PRADA Statement), pur mit den Models Mica Arganaraz und Karl Kolbitz um … Bild: Steven Meisel für […]