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Issey Miyake – Der Meister der Falten

(Bild: Yuriko Takagi)

Der Buchtipp, den wir heute geben wollen, ist nicht nur dem Werk des japanischen Modedesigners Issey Miyake gewidmet, sondern lässt uns das Phänomen eines Avantgardisten erleben, der seiner Zeit weit voraus war. Miyakes Sicht der Mode ist aktueller denn je und der Look der Japaner gewinnt wieder an Einfluss.
Jetzt erscheint – pünktlich zur Retrospektive im National Art Center Tokyo – im Taschen Verlag eine der umfangreichsten Darstellungen Miyake Werks mit den Bildern der Fotografin Yuriko Tagaki. Angeregt wurde die limitierte Edition von Miyakes langjähriger Mitarbeiterin Midori Kitamura.
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Cicada Organdy shirt, as transparent as cicada wings; the shape of a scarf is folded many times and pleated diagonally, then secured by stitching three points. Created in 1988 for the Spring-Summer 1989 Collection. Bild: Yuriko Takagi

Das, was heute fast alle Modemarken wollen, nämlich Kunst mit Mode zu verbinden, macht der mittlerweile 78-jährige Designer bereits seit der Gründung seines Studios 1970. Der technologisch und skulpturale Modeschöpfer nannte sich, lange bevor das Wort zum Allgemeingut wurde, „Designer“. Parallel entwickelte Miyake von Anfang an Stoffe, Materialien und Strukturen selbst.
Kulturikone Kazuko Koiki führt in dem Buch, dass in einer von Miyake entworfenen Tasche ausgeliefert wird, chronologisch durch seine faszinierenden Kollektionen und zeichnet ein noch nie da gewesenes Profil des Designers, seinen Visionen und Inspirationen. Eine Pflichtlektüre für jeden Modeschöpfer, -studenten und -fan und eine fesselnde Hommage an einen der innovativsten Modemacher unserer Zeit.

Dabei war dem Japaner, der 1938 in Hiroshima geboren wurde, der Beruf des Designers und Modemachers keineswegs in die Wiege gelegt. Als 1945 die Atombombe auf Hiroshima fiel, war er sieben Jahre alt. Bei dem Angriff verlor er viele Familienmitglieder, seine Mutter starb drei Jahre später an den Folgen der Strahlen. Er selbst entwickelte eine Knochenmarkkrankheit, die ihn noch heute das Bein nachziehen lässt.
Diese Erfahrung sei es gewesen, die ihn letztendlich zum Modedesign – als etwas Modernes und Optimistisches – getrieben habe, äußerte er in einem Interview in den Siebziger Jahren in der VOGUE.
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Unveiling of PLEATS PLEASE ISSEY MIYAKE during the finale of the Spring-Summer 1994 Paris Collection. Bild: Philippe Brazil

Als die japanischen Designer, allen voran Issey Miyake, wie Rei Kawakubo für Comme des Garçons, Yohji Yamamoto, Kenzō Takada mit Jungle Jap und Kansai Yamamoto Ende der Siebziger bis Anfang der Achtziger Jahre in Paris das erste Mal in Erscheinung traten und während der Prêt-à-porter-Schauen in den Zelten des Louvre zeigten, brachten sie die gesamte Fashionszene durcheinander. Ihre Verbindung von asiatischer Kultur und westlichen Einflüssen stellte das bis dahin existierende Klischee von Kleidungsstücken und Proportionen auf den Kopf. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es eine der größten wirklichen Fashionrevolutionen seit dem Zweiten Weltkrieg war – sogar die Karten für die Schauen wurden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Selbst die Größensysteme von Kleidung und Begriffe wie ‚Rock‘, ‚Bluse‘ oder ‚Hose‘ stellten die Designer in Frage. Während Kawakubo, Yamamoto und Takada viel Schwarz zeigten, spielte Miyake seit je her mit leuchtenden Farben, mit Farbverläufen und Strukturen. Zweidimensionalität spielt bei ihm immer eine große Rolle, wodurch es gelang, dass die Modelle erst in der Bewegung ihre richtige Bedeutung entfalteten.
Im Jahre 1983 verriet Issey Miyake dem New Yorker, er wolle gänzlich neue Wege in der Mode beschreiten. Diesem Vorsatz blieb er treu: Mit einer einzigartigen Fusion von Poesie und Tragbarkeit verwischen seine Kreationen die Grenzen zwischen Tradition, abstrakter Kunst, moderner Technologie und alltäglicher Funktionalität.
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„Issey Miyake“, Taschen Verlag

Wer eines der 1.000 nummerierten und mit Miyakes Signaturstempel versehenen Exemplare kauft, wird sich wundern, wie viele Elemente heute für uns ganz alltäglich geworden sind und wie der Designer die heutige Generation von Modeschöpfern nachhaltig geprägt hat. Modeschöpfer wie Rick Owens oder auch die Belgier der Neunziger Jahre wären ohne den Einfluss des japanischen Designs in Paris nicht denkbar. Aber auch junge Labels, wie Vetements oder Etudes Studio orientieren sich wieder in ihren Proportionen an denen, die einst von der Bunka Fashion School in Tokio kamen.

Aber auch Kenner des Designers kommen auf ihre Kosten: Von den frühen Entwürfen, gleich nach Miyakes Lehrjahren bei Guy Laroche und Hubert de Givenchy, bis zu der „Pleats Please“-Linie, die er in den Neunziger Jahren gründete, gibt es viele bisher unveröffentlichte Modelle und Bilder zu sehen …

Issey Miyake
Edition von 1.000 Exemplaren + 200 APs

Issey Miyake, Midori Kitamura, Kazuko Koike, Yuriko Takagi

Hardcover in einer von Issey Miyake entworfenen Tasche, 36 x 36 cm, 514 Seiten

ISBN 978-3-8365-5520-3
Mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Japanisch
Preis: 750 €

  • Siegmar
    29. April 2016 at 15:36

    Lieber Peter,
    ein ganz toller Arikel über einen Mann den ich absolut bewundere, seine Entwürfe sind alle beindruckend und schön, ich bin so ein großer Fan von ihm, von bei seinem Duft L’Eau d’Issey“ bis zu seiner Lampenkollektion “ In-Ei“, die tollen, schlichten weißen Hemden und und und ……

  • Ben
    30. April 2016 at 13:02

    Allein schon wegen der Tasche begehrenswert (aber leider aktuell nicht im Budget) 😉