Interview

„Schwierigkeiten sind ein notwendiger Teil meines Lebens.“ x Joan as Police Woman im Interview

(Joan as Police Woman; Bild: Allison Michael Orenstein)

Joan as Police Woman ist die erste Band, von der ich nach Konzertende ein Bandshirt gekauft habe. Das macht die Band natürlich nicht automatisch gut, allerdings wissen wir ja alle, wie schlecht Merchandise aussehen kann. Natürlich überzeugt Joan As Police Woman nicht (nur) durch Shirts und Jacken, bedruckt mit ihrem Bandnamen. Vielmehr war das Konzert Anfang April eine Mischung aus Kaminfeuer-Romantik und Jazzbar-Atmosphäre, vorgetragen von einer durchweg sympathischen Joan Wasser. Das alles wurde dann mit bombastischer Stimme in einer viel zu warmen Location präsentiert. Grund genug, sie nach dem Konzert persönlich zu treffen und zu interviewen.

Jan Who: Erstmal Danke für das grandiose Konzert, der abartigen Hitze zum Trotz.
Joan Wasser: O Gott ja die Hitze war absurd. Aber danke an dieser Stelle fürs Überleben. (lacht)

Du siehst großartig aus und ich hätte niemals gedacht, dass du bald 50 wirst. Freust du dich?
Ha, danke! Ich freue mich einfach, dass ich lebe und freue ich mich auf jedes weitere Jahr, was da noch kommt.

Laut Pressemitteilung ist dein neues Album “Damned Devotion” dein bestes bisher. Bist du auch dieser Meinung?
Ich denke eigentlich immer, dass das letzte Album, was ich aufgenommen habe, immer das aktuell Beste ist. Wäre das nicht so, wäre ich dazu geneigt keine Musik mehr zu machen.

Was ist dein Lieblingssong auf „Damned Devotion“?
Das kommt auf den Tag an, an dem du mich fragst. Heute ist es der Titelsong „Damned Devotion“. Es ist gleichzeitig der Song, an dem ich am längsten geschrieben habe, textlich wie auch musikalisch. Ich musste auf die passenden Worte warten, damit ich ihn fertigstellen konnte. Bald erscheint übrigens das Video. Und als ich den Song während der Dreharbeiten gefühlt 400 Mal gehört habe, musste ich an die Zeit denken, in der ich anfing ihn zu schreiben.

Während deines Konzertes hast du gesagt, der Song „What was It Like“ handele von einem deiner beiden Väter. Was ist die Geschichte dahinter?
Ich wurde nach meiner Geburt adoptiert. Ich und mein Bruder, ebenfalls adoptiert, allerdings von anderen Eltern, wurden von einem Paar aufgezogen, welches selbst keine Kinder haben konnte. Ich habe dann meine leiblichen Eltern gefunden und kennengelernt. Beide Väter starben vor ein paar Jahren innerhalb von sechs Monaten.

Ist das Schreiben über den Verlust eines Menschen schwierig oder hat das etwas kathartisches?
Ich würde eher sagen kathartisch. Ich denke das „Schwierigkeiten“ ein notwendiger Teil meines Lebens sind. Über den Verlust von Menschen zu schreiben weckt in mir eher Unbehagen. Und damit kenne ich mich sehr gut aus.

Apropos: Dein Video zu “Warning Bell” ist auf seine Art und Weise romantisch, lässt den Zuschauer aber mit einem gewissen Unbehagen zurück. Hatten du und Regisseur H. Spencer Young von vornherein dieselbe Vision bezüglich des Videos?
Ja wir haben am Anfang ausführlich darüber gesprochen. Ich wollte das Ende bewusst offenlassen, damit jeder Zuschauer sich seine eigene Geschichte dazu denken kann. Er ist ein großartiger Künstler und wir beide lieben eine gewisse Mystik.

Während des Konzertes hast du Beyoncé erwähnt im Zusammenhang mit dem Ventilator vor dir. Nur rein aus Neugier: Hörst du privat Beyoncé und falls nicht, was läuft bei dir auf Tour?
(lacht) Nein, ich höre nicht Beyoncé. Auf meiner derzeitigen Tour höre ich vor allem “A Love Supreme” von John Coltrane, Sachen vom frühen Bob Dylan, Bach’s Violinensonaten, Ravel‘s Piano Trio, The Meters, Ann Peebles, usw..

Du hast gesagt in Puncto Kollaborationen sagst du fast zu allem ja. Wer sind die nächsten auf deiner Liste?
Brian Eno, Mad Lib und Quincy Jones.

Bereust du irgendetwas bezüglich deiner Karriere?
Auf keinen Fall!

Bist du immer noch eine Romantikerin?
Oh ja! Ich war immer eine und werde immer eine sein!

  • vk
    5. Mai 2018 at 00:08

    grossartig!

    die einzige band, von der ich mir jemals ein konzertshirt gekauft habe, ist destroyer.