Es ist zwei Jahre her, da sprachen Laing jedem von uns mit „Morgens immer Müde“ förmlich aus der Seele und auch ihr Debütalbum „Paradies Naiv“ beleuchtete so einige uns nur allzu bekannte Facetten des alltäglichen Lebens. Mit „Wechselt die Beleuchtung“ veröffentlicht das Quartett, bestehend aus Nicola Rost (Gesang), Johanna Marshall (Gesang), Neuzugang Larissa Pesch (Gesang) und Marisa Akeny (Choreographie und Tanz), nun ihr Zweitwerk. Wieder geht es um Zwischenmenschliches, was textlich witzig aber nie lächerlich dargeboten wird und stets zum Mitwippen einlädt. Jan hat die Mädels in Berlin getroffen und über Ferkel, Serienmarathons und höfliche Umgangsformen gesprochen …
Im Song „Sagen Sie Sie“ geht es ja um höfliche Umgangsformen und das ewige Duzen. Wir sehen uns ja auch das erste Mal, daher rein formal am Anfang die Frage: Du oder Sie?
Nicola (lacht): Sehr höflich, dass Sie fragen, aber wir haben ja jetzt mit Du angefangen, also können wir auch gern damit weitermachen.
Absurderweise habe ich bei allen bisher gesehenen / gehörten Interviews nie die Frage nach der Herkunft des Bandnamens wahrgenommen.
Larissa: Echt? Heute Morgen wurde sie im Radio beantwortet.
Seht ihr, ich sollte wirklich mehr Radio hören. Aber für alle Leser die nicht jeden Morgen das Radio anschalten: Was bedeutet Laing?
Nicola: Also der Name stammt von meiner Familie mütterlicherseits und entstand schon, als es die Band noch gar nicht gab und ich die ersten Songs schrieb. Ich wollte einen Namen, der möglichst wenig bedeutet und mit dem man nichts Konkretes assoziiert, wie mit den „Beach Boys“ zum Beispiel.
Wobei anglophile Menschen ja durchaus auf „Lügen“ hätten kommen können.
Nicola: Ja oder liegen! Das haben wir auch schon oft gehört.
Ihr arbeitet von Anfang an bei eurem Bühnenkonzept mit Schreibtischlampen über euren Köpfen und euer neues Album heißt nun „Wechselt die Beleuchtung“. Woher die Faszination für Leuchtmittel?
Nicola (lacht): Tatsächlich haben wir früher gerade in Berlin oft auf Bühnen gespielt, die gar keine waren. Wir standen also zum Beispiel in Kellern von Freunden, die Partys veranstaltet haben und wir taten gut daran, uns unsere eigene Beleuchtung mitzubringen. Damit lag der Gedanke nahe, sich solche Schreibtischlampen an Mikrofonstangen zu montieren, damit man uns überhaupt sehen konnte. Das hat sich dann irgendwann durchgesetzt und es passt einfach super, da der Fokus auf unseren Gesichtern liegt und unsere Körper nur teilweise beleuchtet sind.
Und wenn ihr die Beleuchtung jetzt wechselt, was erwartet uns bei der Bühnenshow?
Alle (singen): „Lass dich überraschen“.
Nicola: Der Beleuchtungswechsel ist natürlich eher als Metapher gemeint aber natürlich auch im direkten Sinn. Insofern darf man auf jeden Fall gespannt sein, denn wir werden auch mit Licht experimentieren.
Das neue Album-Artwork wirkt im Vergleich zum Vorgänger „Paradies Naiv“ härter, weniger clownesk und es zeigt dein (Nicola) Gesicht überbelichtet in schwarz/weiß. Eine Message im Sinne von: Laing wird erwachsener und/oder ernster?
Tatsächlich war der Grundgedanke etwas Neues zu machen aber dennoch fortzuführen was wir damals begonnen haben. Ich sehe das eher wie einen großen Prozess. „Paradies Naiv“ hat ja den Prozess des Erwachsenwerdens beschrieben, das heißt in die Welt hinausgehen, Erfahrungen machen, immer mehr verstehen aber auch Sachen erfahren, die man gar nicht wissen wollte. Jetzt ist ein Jahr vergangen und es sind definitiv neue Facetten hinzugekommen, insofern freut es mich, dass dir das aufgefallen ist. Ich würde aber nicht sagen dass es jetzt zwangsläufig härter, weicher, fröhlicher, trauriger oder sonst wie anders wirken soll…
Apropos neu. Ihr habt ja auch einen Neuzugang, nämlich Larissa. Wie kam es dazu? Kanntet ihr euch schon?
Larissa: Ja wir kannten uns schon. Wir haben gemeinsame Bekannte und ich habe in einer Show gesungen. Nicola und Marisa waren zufälligerweise da…
Marisa: … Und waren sehr begeistert.
Larissa: Ja und als dann die Frage einer Nachfolgerin aufkam, fiel mein Name. Ich weiß noch, ich saß im Bett, verschlafen, am Serien Schauen – was man sonntags eben so macht und dann klingelte mein Handy und mir wurde gesagt: Hey, die Nicola von Laing wollte deine Nummer, ich habe sie mal weitergegeben und sie ruft dich gleich an.
Nicola: So nach dem Motto: Wollen wir uns mal treffen? Was machst du morgen? (alle lachen)
War es denn eine Serie, die man mit einer schönen Schicksalsanekdote mit dem Anruf verknüpfen könnte?
Larissa: Es war Breaking Bad …
Gut, das eignet sich nicht wirklich. Was würde denn zu der Findungsgeschichte passen?
Nicola (lacht): Tom und Jerry.
Ihr hattet mit „Morgens immer müde“ einen riesigen kommerziellen Charterfolg, an den die folgenden Singles aus dem letzten Album alle nicht herankamen. Das ist schade, da ihr mit eurer Art von Musik eine Nische gefunden habt, die so keiner ausfüllt. Glaubt ihr es ist immer noch schwer als deutsche Nischenband kommerziell erfolgreich zu sein? Oder ist euch das zum Beispiel gar nicht so wichtig?
Nicola: Ich glaube es war schon immer schwierig kommerziell als Musiker erfolgreich zu sein. Dieser Wunsch „Ich will im Rampenlicht und auf der Bühne stehen“ ist ja auch ein Kindertraum. Was wir uns wünschen, ist das weitermachen zu können was wir tun. Dazu braucht man natürlich einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg, da man sich sonst die ganze Arbeit nicht leisten kann weil man schauen muss wo man finanziell bleibt. Ich bin auch gar nicht sicher ob man dieses Niveau bzw. den Erfolg von „Morgens immer müde“ dauerhaft halten kann. Letztendlich sind Künstleraufmerksamkeitskurven ja immer ein Auf und Ab. Wenn du ein Album veröffentlichst, bist du überall und wenn du dann etwas Neues machst, bist du logischerweise weniger präsent.
Oder man zieht sich konstant so absurd an, dass man dadurch im Gespräch bleibt.
Larissa: Ja, wir hatten über Fleischkleider nachgedacht.
Aber hat das nun auch etwas mit Deutschland zu tun?
Nicola: Weiß ich gar nicht. Ich glaube es liegt aber auf jeden Fall nicht an der Musik. Wir merken ja, dass sich viele Menschen mit dem was wir tun identifizieren können. Ich glaube die Rangelei um Aufmerksamkeit ist so krass, dass falls du nicht so etwas wie Werbespots oder wie bei uns den Bundesvision Songcontest machst, dein Produkt bzw. die Songs gar nicht so massiv bei den Leuten ankommen. Wir nehmen es auf jeden Fall nicht als Kritik, dass die anderen Songs von „Paradies Naiv“ nicht so eingeschlagen sind. Einige Songs schafften es durch dieses Gewirr an Informationen und Input und andere eben nicht. Und letztendlich hat es auch immer etwas mit einer Prise Glück zu tun. Ich denke wir hatten mit „Morgens immer Müde“ auch Glück.
Eure neue Single heißt „Safari“. Darin geht es um das Daten im Großstadtdschungel und den verschiedenen Typen, die auf einen warten. Jetzt mal die Frage an euch. Welches Tier von denen, die ihr beschreibt, zieht ihr meistens an?
Johanna: F-F-F-Ferkel (lacht) (Auszug aus dem Song – Anm. der Redaktion)
Larissa: Oh ich glaube bei mir ist das ein Mix aus ganz verschiedenen Arten. Ich stelle mir gerade so etwas wie ein Minotaurus mit Pferdekörper … ne das klingt komisch … also jedenfalls bunt gemischt.
Nicola: Bunte Hunde
Und wenn ihr dem Typen dann begegnet, was ist dann in textiler Hinsicht ein absolutes No Go?
Nicola: Ich bin kein Fan von Perlmuttknöpfen. Keine Ahnung woher das kommt aber Perlmuttdruckknöpfe mag ich an Männern gar nicht. Es gibt so Details da denkt man einfach: Ne. Also selbstbewusste Männer mag ich. Aber Perlmuttknöpfe machen das kaputt.
Marisa: Ich mag keine Sprüche T-Shirts. Wo so blöde Statements draufstehen.
Und du Johanna?
Johanna: Verdammt mir fällt nichts ein. Doch, Strings.
Oh Gott ja – aber das sieht man ja hoffentlich nicht gleich …
Stimmt. Ich würde sagen ich bin auch schuhfixiert. Jesuslatschen in denen knochige, haarige Füße stecken, finde ich schlimm. Und ja auch Perlmuttknöpfe.
Also Birkenstocks mit Perlmuttknöpfen wären das Allerschlimmste.
(lacht) Ne wahrscheinlich ist das dann so ein Minus mal Minus macht Plus Effekt.
Na dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg bei der Jagd und vielen Dank!
Laing auf Tour (Dringend zu empfehlen!)
17.10.14 – Düsseldorf, Savoy Theater
18.10.14 – Frankfurt/M, Brotfabrik
19.10.14 – Hamburg, Imperial Theater
21.10.14 – Dresden, Filmtheater Schauburg
22.10.14 – München, Theaterraum Freiheit
Anne
2. Oktober 2014 at 16:23Ehrlich? Ich kannte das Lied aber nicht die Band 🙂
Siegmar
2. Oktober 2014 at 17:09gutes Gespräch, sehr sympathisch die Mädels
Monsieur_Didier
3. Oktober 2014 at 12:16…das Lied kenn ich auch, das lief im Radio immer rauf und runter…
die Band dahinter kannte ich gar nicht…
sehr sympathisch und ein sehr sympathisches Interview…!
Horst
4. Oktober 2014 at 12:28Schönes Interview. Aber am allerallerliebsten mag ich, wie Du zwischen den Mädels stehst 😀
ich wußte auch nicht, wer hinter „dem“ Lied steckt….