Berlin Fashionweek

Reißbrett-Pinguine – Hugo BOSS Sommer 2012

Ist Eyan Allen der erste Kreativchef einer Internationalen Modemarke, dessen jüngste Kollektion mit einem von ihm entwickelten CAD-Programm entworfen wurde? Das war die erste Frage, die ich nach der Show an mich stellte; so grafisch, linear, architektonisch und durchgehend klar sind alle Silhouetten, dass der Designer auch Kollektions-Ingenieur sein könnte. Noch mehr Reduktion auf gekonnte Verhüllung und Funktion geht nicht.
Auch die Farbpalette, mit dem Überfluss an Nichtfarben wie Weiß und Schwarz, neben denen die Farben Blassblau, Königsblau, Silber, helles Grau, etwas Tintenblau und Hummer-Rot Signale setzen, unterstützt das Minimalistische und tut sich nicht laut hervor.

Einzig die grafisch gemusterten Teile, die zusätzlich durch raffinierte, teils wabenartig wirkende Schnittführungen und Nähte erzeugt wurden, sind so etwas wie Effektteile und zählen für mich auch zu den Highlights der Kollektion. Ausgesprochen gut gelungen sind dem Designer die Schwarz-Weißen Teile, wie die Latzhose, die Vlada Roslyakova über einem Weißen Top trug und das kurze Kleid, mit dem selben X-Effekt, der futuristisch wirkt und eine schlanke Figur macht… aber viel darf man für diese Kollektion ohnehin nicht auf den Rippen haben, so flach, schmal und kurvenlos-geradlinig wie Eyan Allen seine Kunden und Kundinnen im Sommer 2012 haben will.
Das Key-Visual der Kollektion sind aber Frackschöße an Jacken, Blusen und Westen, auf die er für mich gerne hätte verzichten können, weil das Runde doch nur das Eckige dieser Kollektion stört und etwas aufgesetzt Originelles hat.
Für den Hugo BOSS Mann gibt es so etwas wie halbe Sakkos, deren Mittelteile seitlich von in der Taille gebundenen Schnüren gehalten werden. Diese Innovation wirkt zusammen mit den reichlich vorhandenen Pfarrershemden mit Stehkragen etwas sakral. Man wird sehen, wie begierig der an sich eher solide BOSS-Mann ist, seine Montagmorgen-Sitzung auch mal in einem halben Anzug-Sakko zu erleben, unter dem er aber immerhin noch eine längere Silbertunika tragen könnte. Auch die schmal anliegenden Hosenbeine sorgen für Luftigkeit, da sie an einigen Hosen ziemlich kurz geraten sind. Es ist Horstson trotz raffiniert installierten Richtmikrofonen in der Hosentasche eures Lieblingsbloggers Horst leider nicht gelungen, herauszufinden, ob Klaus Wowereit, der Star aller MBFWB-Frontrows, schon seine halben Anzug-Sakkos von BOSS geordert hat.

In Summe ist es eine Kollektion, aus der man einige Highlights unbedingt anprobieren sollte, wenn sie in den Shops hängt. Aber da ist immer noch gut Luft nach oben. Insbesondere bei den Accessoires wie den Schuhe hatte ich den Eindruck, man ist vielleicht nicht fertig geworden. Denn, außer schlichten hohen Pumps in Weiß und Schwarz und zwei bis drei Paar Herrenschuhen und einem Weekender gab es da noch nichts Neues zu sehen.
Aber ihr wisst ja, liebe Leser, entscheidend ist nur, wie ihr das alles findet, das Hugo BOSS für den kommenden Sommer vorschlägt. Schaut also ruhig kurz in das Showvideo rein.
HUGO Fashion Show Spring/Summer 2012

Kollektionsbilder: Hugo BOSS, Header Horstson

  • Julia
    13. Juli 2011 at 14:50

    Die tricoloren Herrenschuhe finde ich klasse! Würden meinem Göttlichen sicher gut stehen 🙂

  • siegmarberlin
    13. Juli 2011 at 15:15

    alles im allem wirklich schöne Kollektion, Die Frackschösse wirken auf mich zu aufgesetzt und die Herrenschuhe sind wundebar.

  • H-C
    13. Juli 2011 at 19:15

    Hm, wenn man weiterhin Entwürfe machen will, die nach Bruno Pieters aussehen, dann hätte man ihn vielleicht weiter beschäftigen sollen. Es ist leider nur langweilige Kopien davon heraus gekommen.

  • reiners
    13. Juli 2011 at 22:09

    Wenig Stoff für viel Geld.

  • muglerette
    14. Juli 2011 at 08:24

    also als bruno pieters das gemacht hat da war es zumindest n bissl innovativer(auch wenn die coolen teile nie einen laden von innen gesehen haben)das ist halt leider auch nur normales zeug an guten modellen!

  • Daisydora
    14. Juli 2011 at 10:31

    @liebe Kommentatoren

    Mehr Mut zu einem deutlich schärferen Profil des Stils, für den Hugo BOSS stehen will, könnte der Marke international sicher einen größeren Markt bereiten …. aber ich habe den Eindruck, in Metzingen sieht man sich genau so und variiert die Reduziertheit aus Überzeugung.

    🙂