Horstson fragt nach Music

Horstson fragt nach: DJ Ron im Interview

Aufmerksame Leser wissen, wo ich mich am letzten Freitag rumgetrieben habe: ich war im Berliner Umspannwerk und habe dort das Urbanproof-Event von G-Shock miterlebt.
Weil aber bei mir aber ein paar Fragen bzgl. der teilnehmenden Künstler entstanden sind, traf ich mich mit zweien von ihnen: Mit dem Chemnitzer DJ Ron und mit dem Breakdancer AirDit zum Interview.
Mit DJ Ron unterhielt ich mich über seine Anfänge als DJ, über den Stil anderer DJ’s und warum soviele Menschen die Aufkleber an ihren New Era Caps dran lassen – und bekam überraschende Antworten.
Zum ersten Teil Interviews, beginnend mit DJ Ron und einigen Impressionen gehts nach dem Klick

Bist Du gerade aufgeregt – schließlich wirst Du in ca. 2 Stunden vor ca. 800 Leute auflegen…
Nein, ich bin nicht aufgeregt – die Fahrt hierher hat mich da schon eher genervt – da steigt mein Puls. Jetzt bin ich da und alles ist gut.

Machst du dir im Vorfeld konkret Gedanken, mit welchen Songs Du ein DJ Set beginnst? Gibt es so was wie einen festen Plan, an den Du Dich dogmatisch hälst?
Heute schon etwas mehr, da es während des Urbanproof-Events einen konkreten Ablaufplan gibt und ich nach dem Warm-Up zwischen Beatboxern und B-Boyern auflege. Ansonsten entscheide ich eher spontan, was ich auflege… Dadurch kann ich auf das Publikum reagieren und die Stimmung widerspiegeln…

Wann hast du angefangen aufzulegen? Wie war dein musikalischer Werdegang?
Na im Kindergarten noch nicht, dass wär dann doch etwas früh. Es begann etwas später das mich Hip-Hop und die Kultur begeistert hat. Damals hatte die Szene auch noch einen extremen subkulturellen Hintergrund gehabt – auch hatte die Szene ein anderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Den großen Reiz machte für mich das DJing aus…

…du bist in der ehemaligen DDR geboren und groß geworden – wie kamst du damals an die Platten und an die Infos ran, die dich beeinflusst haben?

Das war in der Tat schwierig, an Platten ranzukommen. Mitte der 80er Jahre lief in der DDR der Film «Beat Street» – eigentlich eher um den Kapitalismus von der schlechten Seite zu zeigen. Allerdings gab es durch den Film schon damals eine riesige Breakdance-Welle in der DDR. Richtig angefangen, Hip-Hop zu hören habe ich erst ca. 2 Jahre vor der Wende…

Hast du am heimischen Plattenspieler angefangen, Platten aufzulegen?
Ja – mit einem absolut untauglichen Plattenspieler, den ich umgebaut und umfunktioniert habe: Mit einem Kühlschrank-Taster, den ich in den Plattenspieler gebaut habe, konnte ich den Ton an- und ausschalten…

…wobei Du ja sicher schon im Musikunterricht in der Schule super gewesen bist…
…nein, war ich nicht – im Notenlesen und Singen war ich schlecht. Musikunterricht hatte mich nicht richtig interessiert. Erst durch Hip-Hop kam ich zur Musik…

…also hat Musikunterricht eher einen untergeordneten Stellenwert im Lehrplan ?
Musikunterricht hatte für mich nicht den hohen Stellenwert, andere Fächer haben mich da schon eher erreicht – Mathematik zum Beispiel: Da habe ich sogar an der Mathematik-Olympiade teilgenommen – weiß nicht, ob es das auch bei anderen gab…
Auf jeden Fall müsste Musikunterricht heutzutage etwas moderner sein, als es bei uns gewesen ist – wenn ich mich mit Schülern unterhalte merke ich aber das es in dem Bereich eine gute Entwicklung gab.

Siehst du eine Vorbildfunktion oder eine etwas wie eine Tugend, die durch die Musik transportiert wird?
Natürlich haben Musiker eine Vorbildfunktion, viele Rapper und andere Musiker weisen diese weit von sich. Gerade Rapper sollten sich dessen bewußt sein – auch wegen der Texte und des Images.

Was sagst Du denn zu Bushido – wie kommt die Diskussion um ihn bei Dir – als Teil der Szene – an?
Ich hatte gestern Abend im TV Markus Lanz gesehen – da waren Bushido, Peter Maffay, Sido und Gaby Decker zu Gast – insofern spannend, dass Hip-Hop in einem solchem Medium diskutiert wird – Ansonsten interessiert mich Bushido musikalisch weniger, obwohl ich auf jeden Fall Respekt vor seinem Erfolg habe.
Eine Vorbildfunktion kann man ihm nicht abstreiten.

Auch dein Erfolg ist in letzter Zeit größer geworden…
…du meinst Moskau?

…ja…
Ja, ich werde auch international gebucht. Die musikalische Welt wächst etwas zusammen, großartig unterscheiden sich die Partys musikalisch allerdings auch etwas weniger. Was spannend ist, sind die Unterschiede von den Menschen im Club und den ansonsten üblichen kulturellen Auftreten – wenn in einigen Ländern es eher verpönt ist, freizügig rumzulaufen und im Club wird viel Haut gezeigt.

Wie hälst Du es denn mit der Mode – ich habe auf Twitter gesehen, dass Du die Style League liest? Ein ziemlich neues Magazin…
…ja, und es war in der Tat so, dass sie mir im Regal sofort aufgefallen ist. Ich habe eine Affinität für schönes Layout und Typographie – und sie hat mir gefallen…

…und andere Modemagazine – gefallen dir die auch? Oder auch andere Blogs?
Die GQ gefällt mir tatsächlich, allerdings kauf ich mir immer wieder Magazine und bis ich dazu gekommen bin, sie zu lesen, sind sie nicht mehr aktuell – häufig überfliege ich die Seiten nur. Allerdings mag ich die Haptik eines Magazines, dass hat etwas besonderes – auch mag ich eine gute inhaltliche Mischung bei Magazinen aus musikalischen Beiträgen und Mode.

Bei Blogs gefallen mir zum Beispiel die Online-Magazine wie Highsnobiety oder Artschoolvets
…aber nirgendwo, egal ob Magazin oder Blog habe ich bisher raus finden können, warum viele die Aufkleber bei den New Era Caps dranlassen – Du hast sie auch nicht abgerissen – warum?
Du kennst sicher das Gefühl wenn man sich etwas neu gekauft hast – und wenn man nun die Aufkleber dran lässt, behält man sich das Gefühl bei – andere lassen auch die Preistags an den Hosen dran – das ist dann eine etwas extremer Variante.

…das klingt schon fast philospohisch – andere Musiker haben einen ganz anderen Look – Flavor Flav tritt ja schon fast dramatisch auf und andere Rapper und Hip Hopper tragen, BlingBling sei Dank, auch sehr dick auf… Warum ist das Motto manchmal eher „Klotzen statt kleckern“?
Bei Flavor Flav kann ich das auch nicht erklären, warum der sich Küchenuhren um den Hals hängt. Bei einigen amerikanischen Rappern ist es so, dass sie zumindest das Image haben, sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet haben und vielleicht immer davon geträumt haben, so exzessiv zu zeigen, dass sie „es“ geschafft haben und es sich leisten können, so was zu tragen. Der Trend ist aber auch schon wieder etwas zurückgegangen.
Zu meinem Lebensgefühl passt dieser Look übrigens nicht.

Welcher Look passt den eher zu Deinem Lebensgefühl? Hast Du einen Lieblingsdesigner oder ein Lieblingslabel?
Nein – ich trage aber sehr gerne adidas Originals, auch wegen RUN D.M.C.’s „My adidas“, aber bei H&M kaufe ich zum Beispiel auch ein.

Du hattest aber auch schonmal mit der Bravo zusammengearbeitet – oder? Wie ist da das Gefühl – die Bravo ist ja doch eine sehr große Hausnummer
Ja, ich habe für die Bravo HipHop Special meine Charts zusammengestellt…

…was sicherlich ein komisches Gefühl war, schließlich ist man mit der Bravo doch irgendwie auch groß geworden?!
Ja, dass war wirklich komisch, auch ich hatte die Bravo durch einen Klassenkameraden regelmäßig lesen können. In der Szene hat die Bravo HipHop allerdings nicht so einen hohen Stellenwert – die Zielgruppe sind eher Kids, die gerade anfangen, sich für Hip Hop zu interessieren… – Aber geil war’s trotzdem, was für die Bravo zu machen.

Wie ist denn der Stellenwert von Casting-Shows in der Hip Hop Szene – sogar Das Bo sitzt in eine Jury
Das Bo ist sehr sympathisch, dass macht mir die Sendung sehr sympathisch. Ich würde mich auch vor einer Casting-Show nicht verwehren: In Amerika gibt es ein Format, bei dem DJ’s gegeneinander antreten – Master Of The Mix – da sitzen renommierte DJ’s in der Jury – eine sehr unterhaltsame Sendung – solange die Kandidaten nicht vorgeführt werden. Bei X Factor ist das noch im Rahmen, bei DSDS ist zum Teil das reine Anschauen schon widerlich.
Die Show „Voice Of Germany“ gefällt mir übrigens – da wurden keine Trottel hingestellt und es machte sich keiner zum Vollidioten

Jan Delay äußerte sich sehr kritisch gegenüber der Abmahn-Welle – wie stehst du dazu?
Ich hatte auch schon Kontakt mit Abmahn-Anwälten und ich fand es cool das Jan Delay das ähnlich sieht wie ich – Die einzigen die daran schlussendlich verdienen sind die Anwälte – der Musiker sieht davon nichts. Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die ein paar Songs irgendwo runter geladen haben, und die Alben mögen, sich die Musik dann auch z.B. bei Amazon kaufen – ganz einfach und ohne Anwälte indirekt zu finanzieren…

Mehr Informationen über DJ Ron gibts auf seiner Homepage
Bilder: Horstson; David Ulrich

  • Horstson.de: Ein Interview über Mode, Musik & New Era Caps. | DJ Ron (Phlatline)
    30. November 2011 at 15:05

    […] Blogs, internationale Gigs, Modemagazine, Casting-Shows und Abhmahnungen gesprochen. Das komplette Interview findet Ihr auf Horstson.de. Hier gibt’s schon mal ein paar Zitate aus unserem Gespräch: Wie hältst Du es denn mit der […]

  • Daisydora
    30. November 2011 at 15:24

    Wenn ich das gewusst hätte, Horst, dass DJ Ron aus Chgemitz kommt, dann hätte ich dir eine Frage mitgegeben, mit der du ihn kalt erwischen hättest könnnen….

    … aber, das Gespräch finde ich gut, obwohl ich den Mann nicht auf dem Schirm hatte … 🙂

  • Ich
    30. November 2011 at 15:33

    war da, hatte die karten bei euch gewonnen 🙂 hat der jung gut gemacht!