Foto: 080 Barcelona Fashion/ Press
Modedesign, Management und zusätzlich Wirtschaftsrecht – Miquel Suay entscheidet sich schon zu Beginn seiner Designkarriere, breitgefächert dem Markt entgegenzutreten: Anschließend mietet sich der gebürtige Spanier ein erstes Atelier an und entwickelt Schritt für Schritt die DNA seines zukünftigen Unternehmens. Sechs Jahre später stellt er „Miquel Suay“, sein gleichnamiges Männermodelabel vor und erntet tosenden Applaus. Fortan zeigt er nicht nur in Spanien (Barcelona, Madrid und Valencia), sondern zusätzlich auch bei verschiedenen Events und Modewochen in Paris, Mailand und Asien. In einem nächsten Schritt verstärkt er die Präsenz in der internationalen Fachpresse: An dieser Stelle reicht alleine die Erwähnung der spanischen Vogue um Fans des Designers zum Jauchzen zu bringen. Apropos, bei der eigentlichen Show in Barcelona wird Miquel frenetisch gefeiert. Ich erkundige mich bei meiner Sitznachbarin über seinen Bekanntheitsgrad und finde heraus, dass sie als Einkäuferin nach neuen Entwürfen Ausschau hält: Sie lacht und erwidert, dass er bereits in über 300 Läden weltweit hängt und in seiner spanischen Heimat sehr, sehr berühmt sei. Habe ich also wieder etwas dazugelernt, ich begebe mich lieber schnell auf die Suche nach ihm…
Foto: 080 Barcelona Fashion/ Press
Gesprächsbedarf:
Wie lässt sich deine Kollektion in einem Satz beschreiben?
Sportlich-elegante Schneiderarbeit.
Dein absolutes Lieblingsteil?
Lass mich kurz überlegen: Der Anzug mit den blauen Elementen gefällt mir ausgesprochen gut. Gerade der Einsatz von Neopren- und Spandexmaterial passt sehr gut als Kontrast zum klassischen Schnitt des Jacketts.
Für die kommende Saison unverzichtbar…
Momentan bin ich komplett leergesaugt und übermannt von unzähligen Eindrücken, einen Trend oder It-Pieces kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht wirklich definieren. (lacht) Wobei, vielleicht hätte ich doch etwas: Weiterhin der Einsatz von Sportswear im Alltag?!
Foto: 080 Barcelona Fashion/ Press
Deine Inspirationsquelle?
Für das Konzept meiner Kollektion „Ucronia“ habe ich mich durchweg mit futuristischen und sportlichen Einflüssen aus der Vergangenheit auseinandergesetzt. Dabei war mir sehr wichtig, dass ich nicht einfach irgendetwas rezitiere, sondern tiefer in die Entstehungsgeschichte vom Sportswear-Material eintauche: Welche Materialien wurden schon vor Jahrzehnten, in den 30er- bis 50er-Jahren, entwickelt und bestehen bis heute? Was galt damals als Science-Fiction? Damals gab es unglaublich inspirierende Erfinder und Forscher, die das Fundament für unsere heutige Arbeit geschaffen haben. Neopren oder Spandex werden heute ohne große Reflektion in unzählige Kollektionen übernommen, ich versuche hingegen, diese Materialien bewusst einzusetzen – vielmehr zu platzieren!
Du liebst deinen Job, weil…
Ich jede Saison die Möglichkeit habe, Recherche zu betreiben. Ich sammle Aufnahmen, Stoffproben und stelle sie peu à peu zusammen. Das bereitet mir eine ungeheure Freude, jedes Mal aufs Neue.
Foto: 080 Barcelona Fashion/ Press
Zukunftspläne?
Es geht schon bald mit der neuen Kollektion weiter: Dabei habe ich immer diese Momente, kleine Lichtblitze, die mir Inspiration und Ideenreichtum bieten. Anschließend heißt es: Arbeiten, arbeiten und arbeiten! (lacht)
Irgendwelche Barcelona-Tipps für unsere Leser, obwohl du aus Valencia kommst?
Das fragst du mich? Das wurde ich noch nie gefragt! (lacht) Lass mich kurz überlegen, ich kann nur für Valencia und nicht für Barcelona werben: Das Altstadtviertel „El Carmen“ ist absolut sehenswert und sehr beliebt bei Einheimischen und Touristen. Dort kann man stundenlang durch die Straßen schlendern und Inspiration tanken. Mir persönlich macht es großen Spaß, die vielen Künstler in ihren Ateliers und Ausstellungsräumen zu beobachten.
Foto: Julian Gadatsch
Notizen zur Schau:
Cyber-Cyber: Die ersten Models kommen gefahren und nicht gelaufen/ Eine neue Ausführung des Segways?/ Sportlich & alltagstauglich / Vielleicht ein wenig zu viele Farbakzente?/ Asymmetrisch/ Reißverschlüsse en masse/ Inspiration? Bienenwaben!/ Transparenz/ Es lebe die Jogginghose oder soll es überhaupt eine sein?/ Sehr schöne Farbkombination (blau, rot, schwarz und weiß)/ Neoprenmaterial/ Schlangenlederähnlicher Print gefällt mir sehr gut/ Unschlüssig zwischen Ich-komme-aus-dem-Gym oder So-gestalte-ich-meinen-Alltag/ Inspiration Alexander Wang?/ Heutiges Lieblingsmodel: Max Mondo aus Deutschland
Fotos: Julian Gadatsch
Backstage-Moment:
Miquel hatte große Mühe, dem Ansturm der Journalisten im Backstage-Bereich gerecht zu werden. Innerhalb der wenigen Minuten unseres Gesprächs, wurden sieben weitere Interviews angefragt und eingewilligt. Ich war begeistert von der Souveränität des Spaniers und insgeheim ein wenig neidisch, wie charmant er immer wieder um Geduld bei den anwesenden Journalisten gebeten hat. Kurz bevor ich meinen überschaubaren Fragenkatalog abgeschlossen hatte, wurde ich gebeten, im Stechschritt zu folgen. Interview mal anders: Miquel hatte so viele Termine parallel zu bewältigen, dass wir das Horstson-Gespräch kurzerhand im erhöhten Tempo weiterführten.
Fotos: 080 Barcelona Fashion/ Press (links); Julian Gadatsch (rechts)
Mein Modehighlight:
Ich war sofort in das Oberteil von Männermodel Clement (Rundhalsausschnitt) schockverliebt: Das Modell ist aus einem enganliegenden Neoprenmaterial gefertigt und überzeugt durch seine schlichte Farbauswahl. Der dunkle Rotton in Kombination mit Navy, Schwarz und Weiß wirkt wunderbar unaufgeregt und löst Haben-Wollen-Gefühle in mir aus. Was denkt ihr?
Weitere Informationen unter miquelsuay.com