Foto: 080 Barcelona Fashion/ Press
Der Spanier Josep Abril gründete bereits 1996 sein gleichnamiges Label und konzentriert sich bis heute voll und ganz auf Männermode. Nebenbei hat er sich ein Standbein als Lehrender an verschiedenen Design- und Modeschulen aufgebaut. Seine Kollektionen werden landesweit angeboten, zusätzlich hat er seinen Fokus auf Paris gesetzt: In der französischen Hauptstadt wirkt er nicht nur als Kreativdirektor bei weiteren Modeprojekten mit, sondern sucht zusätzlich eine passende Location für ein Ladenlokal mit seiner spanischen Designerkollegin Miriam Ponsa. Während ich den attraktiven Spanier interviewe, klettert immer wieder sein Kind auf seinen Schoß. Ich bin ganz entzückt von der, im wahrsten Sinne des Wortes „familiären“ Atmosphäre im Backstage-Bereich.
Fotos: 080 Barcelona Fashion/ Press
Gesprächsbedarf:
Wie lässt sich deine Kollektion in einem Satz beschreiben?
Die Kollektion „Ghosts“ ist eine Hommage an die unsichtbaren Mitmenschen unter uns. Diejenigen, die tagtäglich für und mit uns arbeiten und doch nicht anerkannt sind oder dazugehören. Das können Menschen aus unserem Alltag sein oder Fabrikarbeiter in Bangladesch. Ich versuche, durch meine Kleidung und diese Show, kreativ auf dieses Thema einzugehen. Es ist ein vieldiskutiertes Problem, das wir alle kennen und doch verdrängen.
Dein absolutes Lieblingsteil?
Ich bin von allen Teilen der Kollektion begeistert, wobei die gestrickten Outfits gefallen mir außergewöhnlich gut. Jetzt wo du mich fragst, ja: Die Strickwaren.
Für die kommende Saison unverzichtbar…
Ich folge keinen Trends, damit kenne ich mich ehrlich gesagt auch nicht wirklich aus. Ich kann immer nur von dem sprechen, was mich persönlich interessiert und mir tragbar erscheint. Ich könnte jetzt vielleicht sagen: Meine Arbeit! Klingt das nicht unpassend? (lacht)
Fotos: 080 Barcelona Fashion/ Press
Deine Inspirationsquelle?
Das Austesten und Kombinieren von einzelnen Bekleidungsstücken. Auf diese Weise verschärft sich der Blick und Ideen werden greifbarer. Erst dann habe ich ein Bild vor Augen, wie ich die Kollektion final konzipieren könnte. Dieser Prozess klingt nicht besonders aufregend, ist jedoch durchaus inspirierend: Sieh an, dieses und jenes Detail wäre mir ohne das anfängliche Ausprobieren und Zufälle nicht aufgefallen.
Du liebst deinen Job, weil…
Ferien liebe ich! Nein, Spaß beiseite: Ich begebe mich unheimlich gerne auf Stoffsuche. Das ist definitiv der schönste Teil meiner Arbeit.
Zukunftspläne?
Ich arbeite mit Miriam Ponsa und noch einem anderen Designerkollegen zusammen, wir planen einen Store in Paris. Zusätzlich arbeiten wir auch noch an einem Standort hier, ein Concept-Store inmitten der Stadt.
Irgendwelche Barcelona-Tipps für unsere Leser?
Lasst euch einfach treiben, die Stadt hat ein sehr ansprechendes Ambiente. Modetechnisch muss Barcelona jedoch noch aufholen, meine Mode wird hauptsächlich im Ausland getragen. Die Touristen kaufen weitaus mehr von mir, als die Spanier selber: Lass mich nicht lügen, ich glaube es sind bei den aktuellen Verkaufszahlen 80% Touristen.
Fotos: Julian Gadatsch
Notizen zur Schau:
Livemusik sorgt für Gänsehaut/ Lieblings-Clement eröffnet die Show/ Wo bleiben die Farben?/ Fifty Shades of Grey/ Fokus aufs Schuhwerk: Der elegante Lederschnürer gefällt mir sehr gut/ Plötzlich war da Mehl?/ Strickelemente auf Hemden/ Seitliche Reißverschlüsse/ Kapuzen en masse/ Ich fühle mich an Hollywoods Zukunftsszenarien erinnert/ Margiela-mäßig?/ Es lebe die Bügelfalte/ Schockverliebt: Der Designer ist wirklich, wirklich hübsch
Fotos: 080 Barcelona Fashion/ Press
Backstage-Moment:
Ich bin ganz begeistert von den geschnürten Schuhen und werde prompt dabei erwischt, wie ich die eleganten Modelle heimlich anprobiere. Wobei, heimlich ist nur die halbe Wahrheit: Es wurde mir erlaubt, dass ich mich eingehend mit der Kollektion backstage auseinandersetze. Also, nicht verboten! Trotzdem ist es ein schamroter Moment für mich, als ich (Größe 41) in den Riesentretern (Größe 45) spazieren gehe und von Joseps Kollegin ausgelacht werde.
Fotos: 080 Barcelona Fashion/ Press
Mein Modehighlight:
Wieder einmal gewinnen die Mäntel jegliches Ranking: Ich kann mich nur nicht für ein spezielles Modell entscheiden, alles zum Mitnehmen bitte!
Fotos: Julian Gadatsch
Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite des Labels (leider ist die Website offline)
Horst
9. Februar 2015 at 10:22Besonders die Schuhe sind sehr dicht an Margiela!
Ansonsten ist es mein bisheriger Favorit von den Kollektionen, die Du aus Barcelona vorgestellt hast.
Siegmar
9. Februar 2015 at 11:10Gefällt mir auch sehr
Paul
9. Februar 2015 at 14:38einmal alles!
Hola Barcelona – Miriam Ponsa | Horstson
11. Februar 2015 at 10:11[…] Gemeinsam mit Designerkollegen, mitunter mit Josep Abril (das Interview gibt es hier zum Nachlesen), planen wir gemeinsame Neueröffnungen von Stores. Das kann hier vor Ort sein, gerne aber auch […]
thomas
15. Februar 2015 at 12:33den blauen dégrade-mantel, bitte einmal für mich! 🙂
Monsieur_Didier
15. Februar 2015 at 14:05…viele schöne Teile dabei, denen ich gerne im „Alltag“ begegnen würde…
zeitgemäße Kleidung (ich mag den Begriff „Mode“ eigentlich nicht so sehr) hat für mich meistens auch etwas mit dem Begriff „selbstverständlich“ zu tun…
wenn es zu inzeniert ist, dann ist es meist nicht schön, sieht zu aufgesetzt und gewollt aus…
…hier (siehe oben) stimmt die Selbstverständlichkeit…