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H&M testet Kleidervermietung

SALE at H&M Store, Broadway, Times Square – NYC; Foto: Will Buckner; Lizenz: CC BY 2.0

H&M entschleunigt testweise die Fast Fashion: Das Geschäftsmodell von Fast Fashion beruht auf dem Prinzip, die Kollektion laufend zu ändern und die Zeit von den Designs der Modeschöpfer zur Massenware in den Filialen stark zu verkürzen. Das Ziel liegt auf der Hand: Die Kunden sollen saisonunabhängig in die Läden gelockt werden. Das hat einige Zeit ganz gut geklappt, bis irgendwann der Ruf von Fast Fashion gelitten hat: Spätestens durch den Einsturz der Textilfabrik in Raza Plana, bei der 1.134 Menschen starben, wurde der Kunde aus dem Tiefschlaf geweckt. Zwar versprach die Textilindustrie schnelle Hilfe, doch die Opfer und deren Angehörige mussten viel Geduld mitbringen.

Es galt also für die Textilketten, die Sicherheitsmaßnahmen in den Fabriken zu überarbeiten und neue Wege zu suchen, um das Vertrauen der Kunden wieder zu gewinnen. Erschwerend kam hinzu, dass H&M nicht mehr als cool galt. Eine dieser vertrauenerweckender Maßnahmen, wieder cool zu werden, dürfte die Idee sein, Kleidung aus alten „Conscious Exclusive“-Kollektionen zu vermieten. Schließlich leiht man sich nur bei Freunden etwas.

„Wir beschäftigen uns bereits sein einer Weile mit der Vermietung von Kleidung und sind froh, bald erstmals die Möglichkeit bieten zu können, ausgefallene Stücke unserer Conscious Exclusive Kollektionen zu mieten“, wie Pascal Brun, der Nachhaltigkeitsmanager von H&M, erklärt. „Wir freuen uns auf das Feedback, da wir die Art und Weise verändern möchten, wie Mode heutzutage gefertigt und konsumiert wird.“ Diese Äußerung ist insofern spannend, als dass H&M maßgeblich dazu beigetragen hat, wie Mode heute konsumiert wird.

Der Versuch startete vor wenigen Tagen im H&M-Geschäft in Stockholm. Kunden haben dort die Möglichkeit, einen Termin mit einem Stylisten im Vermietungsbereich zu vereinbaren, um im Rahmen einer persönlichen Beratung eines der Stücke auszuwählen und für die Dauer einer Woche zu mieten – zu einem Preis von rund 350 schwedischen Kronen pro Stück. Wie das ankommt, bleibt abzuwarten. Machen wir uns nichts vor: Objekte der Begierde werden sich kaum unter alten „Conscious Exclusive“-Kollektionen finden. Das ist dann auch der Unterschied zu den Geschäftsmodellen, bei denen der Kunde zum Beispiel hochpreisige Taschen für einige Wochen mieten kann.
Zudem wird das Geschäft auch ein Atelier mit Reparatur-Service bieten, in dem Kunden ihre Lieblingsteile ausbessern oder aufwerten lassen können.

Die Idee des H&M-Verleihservices finde ich gut, bin mir aber nicht sicher, ob der hohe Preis abschreckt (350 schwedische Kronen entsprechen ca. 33,20 Euro). Doch der beste Weg ist eh, wenig zu kaufen und keine modischen Experimente mitzumachen, oder? Dennoch bin ich auf der Testergebnis gespannt und frage einfach mal in die Runde, wie Ihr den Erfolg einschätzt?