Bild: Miu Miu
Wenn Modemarken nicht nur auf textilem Gebiet innovativ sind, sondern auch Kunst und Architektur fördern und beeinflussen, entsteht meist eine interessante Symbiose zwischen der Handschrift des Architekten und den Eigenschaften und Codes der Marke. Kunststiftungen, wie die Fondationen von PRADA oder Louis Vuitton, bereichern die Ausstellungslandschaft ungemein und sind häufig in der Lage, Ausstellungen zu finanzieren, die durch öffentliche oder staatliche Budgets gar nicht mehr möglich wären. Bei der Storearchitektur sind, besonders in Europa, häufig keine spektakuläreren oder innovativeren Neubauten mehr möglich, da die meisten Innenstädte entweder keine freien Grundstücke mehr bieten, bzw. die Immobilien in den 1A-Lagen unter Milieu- oder Denkmalschutz stehen. Nur bei der Inneneinrichtung kann dann die eigene Handschrift angewandt werden, wenn nicht eh der Einheitsbrei nach dem Corporate Identity der Marke vorherrscht …
Nach dem Trend, überall auf der Welt wiedererkennbare Stores zu bauen, besinnen sich jetzt viele Marken wieder darauf, Shops mit einem gewissen Wiedererkennungseffekt auszustatten und gleichzeitig lokale Einflüsse bei der Architektur mitspielen zu lassen. So erinnert der PRADA-Store in St.Moritz an ein Chalet, während in London bei PRADA eine typische Flagshipstore- und Großstadt-Atmosphäre vorherrscht.
Bild: Miu Miu
Die ungewöhnlichsten Store- und Architekturkonzepte gibt es aber seit Jahrzehnten in Japan. Kein fernöstliches Volk hat so früh Interesse für die westlichen Luxusmarken gezeigt, wie die Japaner. Schon in den Achtziger Jahren siedelten sich sämtliche französischen und italienischen Luxusmarken mehrfach in den japanischen Großstädten, wohingegen die Warenhäuser, wie Mitsukoshi oder Takashimaya, mit den weltweit ersten Cornern von Chanel, Dior & Co. auftrumpften.
Bild: Miu Miu
In Tokio gibt es eine Besonderheit, die dazu führt, dass immer neue innovative Stores gebaut werden. Durch die Lage in der Erdbebenzone dürfen Gebäude eine bestimmte Höhe nicht überschreiten und müssen mit besonderen baulichen Maßnahmen ausgestattet sein. Eine Art „Pavillon Architektur“ herrscht auch in den großen Einkaufsstadtteilen vor und die berühmtesten Architekten der Welt schufen in den letzten Jahren Neubauten für Christian Dior oder Chanel. Von Zaha Hadid bis hin zu David Chipperfield – in Tokio gibt es die weltweit größte Dichte von Bauten, die zeitgenössische Architekten gebaut haben.
Bild: Miu Miu
Seit dem 26. März 2015 ist auch das Schweizer Büro Herzog & de Meuron mit einem wegweisenden Projekt in Tokio vertreten. Das 720 Quadratmeter große Gebäude in der Miyuki Street in dem Stadtteil Aoyama in Tokio bildet einen Meilenstein der Aktivitäten von Miu Miu in Japan.
Das Gebäude der Architekten, die zum Beispiel auch die Hamburger Elbphilharmonie planten, erinnert an ein sich aufklappendes Rechteck und ein wenig an eine große Schachtel, mit einer aufsehenerregenden Statik. Der Spannungsbogen zwischen moderner Pureness und dem typischen Stil des Hauses Miu Miu gelingt Herzog & de Meuron durch die venezianischen Damasten und den der Renaissance entliehenen Tapeten und Farben. Hinzu kommen in der Ausstattung der großen Anproben und der Warenpresenter Zitate an das italienische Möbeldesign der Fünfziger Jahre.
Bild: Miu Miu
Die Großzügigkeit und Modernität wirken wie eine große Bühne für den eigenwilligen und typischen Stil von Miu Miu, der in jedem Detail großartig herauskommt, ohne dass der Ladenbau trotz vieler Akzente in Konkurrenz mit den Kollektionen tritt.
Bild: Miu Miu
Miu Miu, einst als kleine PRADA-Schwester geboren, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer bedeutenden sich immer im Stil treu bleibenden Marke, die längst aus dem Schatten der Mutter herausgetreten ist, entwickelt. Die Accessoires und Taschen wirken immer unkonventionell, fantasievoll und im Gegensatz zu den Taschen von PRADA weniger etabliert.
Der neue Tokio Aoyama Store von Herzog & de Meuron ist ein weiterer Schritt in die Zukunft und sehr entdeckenswert …
Miu Miu
Miyuki Street
Tokio Aoyama
Monsieur_Didier
2. April 2015 at 10:58…WAHNSINN…
atemberaubend schön…
nicht der beste Flagship-Store, aber aussergewöhnlich und toll…!
Siegmar
2. April 2015 at 13:05Herzog & de Meuron und Zaha Hadid sind mit Rem Koolhaas die Visionäre, ich bewundere ihre Architektur.
Der Miu Miu Sore ist wirklich aussergewöhnlich und auch schön. Ich liebe die Stores von Koolhaas für Prada, das ist eine Klasse für sich.
Monsieur_Didier
2. April 2015 at 14:05@ Siegmar: den Store für Prada meinte ich, speziell den für Tokio…
unglaublich, atemberaubend, am faszinierensten sind die Umkleidekabinen …!
Siegmar
2. April 2015 at 14:12@ Monsieur_didier
den Store finde ich ganz besonders, ich bin Fan von der Arbeiten von Koolhaas, hier in Berlin die Botschaft der Niederlandem, beeindruckend in der sonst mittelmässigen, neuen Architektur in Berlin.
blomquist
3. April 2015 at 11:04Großartig!