Christophe Lemaire; Bild: Hermès
Wir haben es per Livestream auf Horstson verfolgen können, was Christophe Lemaire in seiner letzten Kollektion für die kommende Frühjahr-Sommer Saison 2015 in der Orangerie im Jardin du Luxembourg zeigte. Was der sympathische Designer keineswegs zu sein scheint, ist in Abschiedsstimmung, denn die Kollektion zählt zu einer seiner stärksten und den Highlights der vergangenen Pariser Fashion Week.
Hermès‘ Prêt-à-porter unterwirft sich nie irgendwelchen Trends oder Tendenzen, sondern ist ganz mit dem Qualitätsempfinden und dem ‚Sophisticated Style‘ des Hauses verbunden. Leitfaden jeder Hermès Kollektion scheint die Schlichtheit in aufwendigster Verarbeitung, Materialrafinesse in jedem Detail und Kompromisslosigkeit bei der Auswahl von Stoffen und Leder in Verbindung mit Seide zu sein …
Bilder: Hermès
Wie das wärmende Sonnenlicht, das den schlichten Dekor der Show bildete (bei Hermès neigt man nicht zu opulenten Inszenierungen, sondern hat den Fokus auf dem Produkt), erscheint einem die ganze Konzeption von Looks und der Linie für die Sommersaison.
Mein spontaner Gedanke, als ich die Kollektion gesehen habe, war: femininer Purismus, der komplett auf Effekthascherei und Kurzlebigkeit verzichtet. Wie aus der Zeit gefallen, leise, elegant aber mit einer gewissen Sportlichkeit. Eine Garderobe für die Frau, die längst ihren Stil gefunden hat und auf langfristige Klassiker setzt, die aber niemals basic und langweilig sind.
Bilder: Hermès
Christophe Lemaire hat für die Spring-Summer Kollektion fast flächige und zweidimensionale Schnittführungen gewählt – wie bei den Mänteln gibt es Drapierungen oder sartoriale Details, die eben das Extra bei Hermès ausmachen. Nordafrikanische Grundformen werden bei Kleidern und Jacken in monochromen hellen Farben, wie Sandbeige, Kreide oder Sahara mit Leder verzierten Kordelgürteln, modern und couturig umgesetzt. Weitere Highlights sind die Capuchon- und drapierte Schalkrägen bei Jacken, die nur noch entfernt an Sakkos erinnern und mehr wie Überwürfe wirken. Lässig geschlungene Verschlusslösungen bei den Jacken kommen aus der Schnittführung und alles wirkt fast so, als gäbe es keine Nähte. Lemaires Lieblingstypus des Kleides ist eine Art Sackkleid mit angeschnittenem Arm und er macht es zum Begleiter des nächsten Sommers. Egal, ob in der schlichten Ausführung oder in Drucken, die an traditionelle afrikanische Holzschnittdrucke erinnern – sie wirken stets intellektuell und ungesehen. Wie die europäische Antwort darauf bekommt das Leder den typischen Stempel von Motiven des Hauses Hermès oder in der aufwendigen Dip-Dye Färbetechnik verarbeitet.
Bilder: Hermès
Für sommerliche Anlässe am Strand bis zur Party am Abend drapierte Empire-Taillenkleider und Pant-Suits. Hosen, weit und bequem – die Achtziger lassen grüßen – werden mit schlichten Plateau-Sandaletten getragen, die mit breiten Riemen, die die Fesseln umschließenden, ein wenig wie das Echo zu den beliebten Armreifen von Hermès wirken.
Bilder: Hermès
Entspannt, selbstbewusst und selbstverständlich wertig kommt die Kollektion mir ein bisschen vor wie eine Jil Sander Kollektionen der erfolgreichen Neunziger Jahre (oder wie man sie sich heute wieder wünschen würde), aber sie ist auch, was die Perfektion der Schlichtheit betrifft, sehr ‚Hermès‘. Understatement mit einer sehr sonnigen Ausstrahlung.
„Die Kunst beruht auf der Schlichtheit“, sagte Coco Chanel einmal. Die Art von Kunst hat Christophe Lemaire verinnerlicht und in dieser Saison als Finale seiner Jahre bei Hermès voll ausgespielt. Ein schöner Abschluss für ihn und das Haus Hermès – und gleichzeitig eine große Herausforderung für seine Nachfolgerin es ihm gleich zu tun.
Horst
16. Oktober 2014 at 10:13Er setzt die Latte für Nadège Vanhee-Cybulski (ein Namen, den man erstmal übern muss) hoch!
Siegmar
16. Oktober 2014 at 11:29einige Teile wirklich sehr schön, mir persönlich manchmal und auch ein bißchen langweilig.