(Alec Soth; Two towels, Canada, 2004; Aus der Serie: Niagara; © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus)
Was für ein blöder Zufall: Just in dem Moment, in dem ich Hamburg für ein paar Monate den Rücken zukehren werde, kommt eine ganz besondere Ausstellung mit dem Titel „Gathered Leaves“ in die Stadt. Alec Soth, einer der wichtigsten Vertreter der Dokumentarfotografie, zeigt im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg seine Werke. Schon seit geraumer Zeit schleiche ich hinter den Arbeiten des Fotografen her, würde gerne etwas von ihm mein Eigen nennen.
Alec Soth; Crazy Legs Saloon, Watertown, New York, USA, 2012; Aus der Serie: Songbook; © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus
In zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen begeisterte der Magnum-Fotojournalist schon die Kunstwelt, kein Wunder: das amerikanische Leben mitsamt Vibe und Vorstellung von Unabhängigkeit, Individualität oder Freiheit wird selten so spannend in Szene gesetzt. In den Deichtorhallen werden mitunter die Serien „Sleeping by the Mississippi“ von 2004, „Niagara“ von 2006, „Broken Manual“ von 2010 sowie die Serie „Songbook“ von 2014 gezeigt. Ich kann mich noch sehr gut an eine sehr gelungene Soth-Einzelausstellung im Fotomuseum Winterthur erinnern, ein Besuch ist also durchaus empfehlenswert.
Alec Soth; Dance N Style, Sandusky, Ohio, USA, 2012; Aus der Serie: Songbook; © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus
Was erwartet den Betrachter nun vor Ort in Hamburg? Anhand des Pressematerials lässt sich schon einiges erahnen: „Die physischen Landschaften seines Heimatlandes – der majestätische Mississippi, die tosenden Niagarafälle, die weiten offenen Wüsten und unberührten Gebiete, die Kleinstädte und städtischen Randgebiete – bilden die Struktur und das Setting seiner poetischen Studien des amerikanischen Lebens.“
„Der Ausstellungstitel „Gathered Leaves“ (gesammelte Blätter) bezieht sich einerseits auf die Fotografie im Sinne von zusammengetragenen Papierbögen. Andererseits zitiert der Titel eine Zeile aus dem zutiefst amerikanischen, epischen Gedicht „Song of Myself“ (1855) von Walt Whitman. Whitmans Gedicht katalogisierte die Vielfalt der Nation am Vorabend des Amerikanischen Bürgerkrieges. Soths Amerika des beginnenden 21. Jahrhunderts wird ebenfalls als eine spannungsgeladene Zeit beschrieben, in der die Nation mit ihren widersprüchlichen Sehnsüchten nach Individualität und Gemeinschaft ringt.“
Intim, nah, Alltagssituationen – Wer aber ist Soth eigentlich? Beschrieben wird er als bildender Künstler, Blogger, Selbstverleger, Instagrammer und Pädagoge – das ist mal eine ganze Palette an Berufsbezeichnungen. Er selbst lebt in Minnesota, 2013 erhielt er die renommierte Guggenheim-Fellowship, zudem sind seine Arbeiten in Sammlungen vertreten, die sich durchaus hören und sehen lassen können: San Francisco Museum of Modern Art, Whitney Museum, Brooklyn Museum of Art, MoMA und, und, und.
Alec Soth; Charles, Vasa, Minnesota, 2002; Aus der Serie: Sleeping by the Mississippi; © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus
Gut zu wissen: Die Ausstellung ist eine Kooperation mit Magnum Photos. Sie ist die einzige deutsche Station einer internationalen Tournee, die über den Media Space at the Science Museum und das National Media Museum (beide London), das Finnish Museum of Photography (Helsinki) und das Fotomuseum in Antwerpen nach Hamburg führt.
Anbei auch ein paar Aufnahmen als Sneakpeak für die Ausstellung im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg. Wer vor Ort sein sollte, zwischen 8. September und 7. Januar 2018 kann man vorbeischauen.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr.
Jeden 1. Donnerstag im Monat 11 – 21 Uhr.
Adresse
Deichtorhallen Hamburg/Haus der Photographie
Deichtorstr. 1-2, 20095 Hamburg, Tel. 040-321030