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Gegen das Anti-sein. Duft-Review: Anti Anti von Atelier PMP

Müde? Bild: Courtesy of Atelier PMP

4.953! Es klingt unglaublich, aber lt. der Online-Community „Parfumo“ wurden allein im vergangenen Jahr 4.953 neue Düfte (wohlgemerkt Unisex-, Damen- und Herrendüfte) auf den Markt gebracht. Doch neue Düfte, insbesondere solche von Designerlabels und Popstars, haben heutzutage eine Halbwertszeit im Bereich von Eintagsfliegen. Ein Großteil dieser Neuerscheinungen verschwindet nach wenigen Saisons, nur die wenigsten überdauern einige Jahre und noch viel weniger haben das Zeug zum Klassiker.

Parfum-Connaisseure und eingeschworener Fans von Duftklassikern sind eh nicht so leicht dazu zu bringen, etwas Neues auszuprobieren – erst recht nicht, wenn parallel mit riesigen Werbekampagnen lanciert wird. Meist erweisen sich diese Düfte schnell als das, was man als vergleichbar oder zu aufdringlich beschreiben würde.
Kaum Marketingbudget, keine großen Werbegesichter – Nischendüfte haben es im Verhältnis zu den Duft-Blockbustern naturgemäß schwerer, sich am Markt zu behaupten. Dabei sind es doch gerade die kleinen, feinen Düfte, die sich ganz besonders lohnen, entdeckt zu werden.

Eines der Labels, die sich vorgenommen haben, den Duftmarkt aufzumischen und das Thema “Parfüm” neu zu erzählen, ist das Atelier PMP. Hinter Atelier PMP stehen Stefanie Mayr und Daniel Plettenberg. Mayr hat mit ‚Elternhaus‘ ein seit über 20 Jahren bekanntes Modelabel, Plettenberg hingegen berät Luxusfirmen rund um Branding und Strategie, ist queerer Aktivist und hält Philosophievorlesungen. Beide Herzen schlagen für ungewöhnliche, spannende Duftkompositionen, die sie mit einer philosophischen Idee oder einem Statement verbinden, und haben 2012 mit Atelier PMP eines der wohl ungewöhnlichsten Parfumhäuser Deutschlands gegründet. „Dreckig Bleiben“ gab damals den Startschuss. Der Duft, den der Parfumeur Mark Buxton ersann, gilt heute, genauso wie „Anti Anti“ zu den Klassikern von Atelier PMP. Letzter war 2017 Finalist des „THE ART + OLFACTION AWARD“
„Anti Anti“ zählt zu den sogenannten „Gourmand Parfums“, also Düfte, die „essbare“ süße Noten wie von Nüssen, Honig, Karamell, Schokolade oder Früchten enthalten. Damit das auch wirklich so transportiert wird, haben die Parfumeure Mark Buxton und David Chiezeals Kopfnoten (das ist das, was man zuerst riecht, was aber auch als erstes verfliegt, wenn der Duft im Laufe des Tages schwächer wird) Haselnuss, Bitterorangenöl, Roter Pfeffer und Kardamom, als (Adrenalin geladene) Herznote Cacao Abs., Osmanthus Chine Abs., Leder, Cistus Abs. und Birkenteer und zuletzt die (sexy) Basisnoten Oakwood Abs., Benjoin Siam, Vetiver, Sandel, Zedernholz, Musk so lange durchkomponiert, bis das perfekte Duftergebnis zu schnuppern war.

Laut Eigenbeschreibung steht „Anti Anti“ nicht für ein ‚Gegen‘, sondern für ein ‚Dafür‘, sozusagen für „Gegen das Anti-sein“- also für die Menschen in ihren Unterschiedlichkeiten und für die Freiheit – im Kopf und im Sein. Das ist doch ein schöner Gedanke, auch ganz subtil ein Zeichen für das Anderssein setzen zu können …

Sämtliche Atelier PMP-Parfums sind unisex und erhältlich u.a. bei Lubner, Meister, Thomas i-Punkt (Hamburg), Wheadon (Berlin), Ludwig Beck (München), Cosmeterie (Wien) und Sueskind (Zürich).