(Fendi Herbst/Winter 2019/20; Bild: Courtesy of Fendi)
Ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, dem es so geht, aber wenn ich an Fendi denke, kommen mir seit einigen Monaten hauptsächlich Influencer in den Sinn und weniger Pelz, für den das Haus bis vor wenigen Jahren stand. „Schuld“ an dieser subjektiven Wahrnehmung hat sicher der britische Künstler @hey_reilly, der mit seiner „Fendi Mania“-Capsule-Collection für eine leichte Überdosis Fendi auf meinem Instagram-Feed sorgte. Hinzu kommt der reanimierte FF-Logo-Print, der scheinbar zum modischen Standardrepertoire in jedem Kleiderschrank eines Millennials gehört – je mehr desto besser. Ich sehe das anders und glaube, dass weder meinen Augen noch der wirtschaftlichen Entwicklung des Labels die Fendi-Omnipräsenz langfristig gut tut. Aber ich möchte kein Spielverderber sein, schließlich muss sich Silvia Venturini Fendi irgendwie neu positionieren – Pelz gilt aktuell als out, was für ein Label, das in seiner DNA wie kein anderes für Pelz steht, durchaus problematisch sein kann. Neue Zielgruppen müssen da akquiriert werden – da kommt eine zahlungskräftige Klientel gerade recht.
Vielleicht kam Silvia Venturini Fendi da zur rechten Zeit die Idee, Karl Lagerfeld als „Gastdesigner“ für die Herrenkollektion einzuladen. Die Wege waren denkbar kurz, denn der Designer verantwortet seit über 50 Jahren die Damenkollektion bei Fendi.
Nun hat Lagerfeld natürlich keine komplette Herrenkollektion für Fendi abgeliefert, sondern eine Skizze, von der der dann die Einflüsse auf die Herbst/Winter-Kollektion abgeleitet wurden – eine Zusammenarbeit, die sich besonders deutlich in den akzentuierten, klaren Schulterpartien bei Jacketts und Mänteln deutlich macht. Doch klickt Euch erstmal selbst durch die sehenswerte Herbst/Winter-Kollektion von Fendi:
Lagerfeld und Fendi widmen sich innerhalb der Kollektion der Vergangenheit und der langjährigen, gemeinsamen Arbeit für das italienische Traditionshaus – richten jedoch auch den Blick nach vorne – ganz ohne Fila-Zitat. Gott sei Dank, möchte man sagen, so gut tut Lagerfelds Einfluss auf die Entwürfe. Hinzu kommt die legendäre Fendi-Baguette, ausgeführt in Kroko-, Nerz- und Selleria-Leder sowie aus Nylon (in Kooperation mit Porter), die ihr Debüt bei einer Kollektion, die sich an Männer richtet, feiert. Männerhandtaschen sind per se schwierig, aber nicht unmöglich, wie die Bilder zeigen, oder?
Auf’s Logo möchte man bei Fendi auch in dieser Kollektion natürlich nicht verzichten, allerdings kommt es, neu interpretiert, wesentlich dezenter daher – da freut man sich dann auch über die Collage aus Lagerfeld-Vintage-Fotos, handgeschriebenen Briefen und illustrierten Logos auf einigen Taschen und Aktenkoffer – ich bin mir fast sicher, dass mir dieses Design nicht über wird. Instagram-Feed und Millennials hin oder her …
fred
18. Januar 2019 at 11:36Wenn wir ganz ehrlich sind, dann zeigt und Fendi hier eine mittelmässige
Versace Kollektion.
fred
18. Januar 2019 at 11:45Und die alten Lagerfeld Collagen sind leider mehr als grauslig. Wir hatten früher einen Kunstlehrer, der ähnlich wüstes Zeug gemacht hat und sich im 18. Jahrhundert verortet sah und gerne „mozarteske“ Männerträume heraufbeschwor. Ich habe diese Sehnsucht, die ich bei einigen Homosexuellen schon gesehen habe, nach dem 18. und 19. Jahrhundert nie verstanden. Irre und lächerlich. Auch die Annahme, dass man selbst zu einer führenden Schicht gehört hätte finde ich lächerlich. Die meisten von uns wären im Dreck gesessen. Die Collage knüpfen sehr an diese Wirrnis an. Herr Lagerfeld mag diese Zeit recht gerne. Ich verstehe das, denn er ist fast noch in der Zeit geboren. Für eine jüngere Generation aber finde ich es „schwulen Verklärungskitsch“. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an den Film „Maurice“, der etliche von uns (mich eingeschlossen) für einige Zeit verrückt gemacht hat nach einem Ideal, das einfach nur lächerlich war. In den Collagen finde ich das leider wieder. Daher ein deutlichen „Nein“ von mir.