Heute ist ein (sau-)blöder Tag für die Berliner Modewoche, anders lässt es sich nicht in Worte fassen: der BERLINER SALON wird dichtgemacht, ab kommender Saison eingestellt. Die Neuigkeit wurde heute per Pressemitteilung ausgesandt und macht auch mich – Mode- bzw. Handwerksfreund und dabei nie Fan vom rasend schnelllebigen Laufsteggetümmel im Zelt – doch etwas wehmütig. Eine Einstellung des Formats wurde immer mal wieder von Szeneinsidern hinaufbeschworen, ich für meinen Teil habe das Gerücht jedoch bis heute kaum geglaubt. Das ist doch völliger Humbug? Leider nein, noch ist keine Zeit für 1. April-Scherze!
Zu schön die kreativen Zusammenstellungen, der Pool an Talenten und Marken. Zu viele spannende Leute, die man vor Ort treffen und kennenlernen konnte – keine große Hektik, genügend Zeit, um Stücke der Kollektionen aus nächster Nähe zu betrachten. Zu vielversprechend das Vorhaben einer Förderung von vielversprechenden Designern und Konzepten. 2015 von Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp und Marcus Kurz gegründet, sah alles ziemlich perfekt und visionär aus: Berlins neuartige Plattform, die eine Auswahl an vielversprechenden deutschen Designern präsentiert, wurde schnell zum wichtigsten Anziehungspunkt für viele Modeinteressenten der Fashion Week.
Gezeigt wurde eine feine, kuratierte Übersicht interessanter Talente in ästhetisch-schönem Rahmen – mehrmals im herrschaftlichen Kronprinzenpalais, dann in der St. Elisabeth Kirche verortet – mitsamt Publikum, dass sich aus Handel, Journalisten und einer zunehmend wachsenden Anzahl an Internet-Jungspunden zusammensetzen „sollte“. Ich habe mich an dieser Stelle bewusst für Anführungszeichen entschieden, denn ein Sollte führt leider nicht immer zum gewünschten Ist-Zustand, so auch in diesem Fall. Ähnliches hat auch Kurz, der vielen als Managing Director der Agentur NOWADAYS bekannt ist, in einem ersten Statement verlauten lassen:
„Die Einstellung des BERLINER SALON ist die Folge einer realistischen Einschätzung des Marktes und seines Potentials. Unter professionellen Gesichtspunkten kann, unserer Meinung nach, das Format auf Grundlage der bestehenden Berliner Messedaten international nicht wettbewerbsfähig weiterentwickelt werden. Mit der neuartigen Plattform wollten wir die bestehende Präsentationslücke für deutsche Designer in Berlin schließen und dem Handel sowie der Presse einen schnellen, einfachen und kuratierten Zugang zu unseren Designtalenten ermöglichen.“ Aspekte der Wirtschaftlichkeit werden für den heutigen Schritt entscheidend gewesen sein, soviel steht unweigerlich fest.
Über Details kann ich als wenig versierter Zaungast natürlich nur ungenügend berichten, bestenfalls könnte ich anderen Quellen nachplappern. Das möchte ich nicht und lege euch deswegen diesen umfangreichen und gut recherchierten Artikel auf der Online-Präsenz der deutschen Vogue (den Link gibt’s hier) zu Herzen. Ich zeige mich derweil etwas nostalgisch und klicke mich durch alte Fotos von den Gruppenausstellungen – schön war es, vielen Dank an den BERLINER SALON für schöne Modemomente in der Hauptstadt!
Vielleicht habt ihr noch weitere Informationen vorliegen? Ich freue mich über euer Feedback! Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle jedoch auch, dass der bestehende VOGUE SALON nach wie vor stattfinden wird – ich Schussel habe die Formate in den ersten Saisons immer wieder durcheinandergebracht bzw. miteinander verwechselt …
Horst
25. März 2019 at 23:01Hmmm, ja schade, wobei eigentlich auch absehbar, oder? Ich frage mich ja, ob die FW-Berlin irgendwie wirtschaftlich ist?