Beim folgenden Thema gehen die Meinungen auseinander: COS. Für die einen ist es eine ausdrucksstarke und bezahlbare Alternative zur Designerware, für die anderen bleibt es eine H&M-Stiefschwester mit „ewig ähnlichen“ Entwürfen. Ich zähle mich ganz klar zur ersten Fraktion, oute mich offiziell als absoluter COS-Fan. Neben der eigentlichen Mode interessieren mich jedoch immer auch die spannenden Kollaborationen und Zusammenarbeiten aus dem Kunstbereich …
Aktuell richten sich alle Blicke in Richtung Mailand. Klar, der Salone del Mobile 2015 läuft momentan auf Hochtouren und auch COS ist wieder mit dabei – bereits zum vierten Mal wohlgemerkt. Nach Design- und Kunstkooperationen mit der Londoner Serpentine Gallery, Frieze Art Fairs und dem Kulturzentrum Barbican, hat sich das Modeunternehmen diesmal mit dem New Yorker Studio Snarkitecture zusammengetan. „Tadaaa“, präsentiert wird eine Installation, die genau den Modestil des Hauses wiederspiegelt: Eine klare Linienführung, Transparenz gepaart mit Leichtigkeit.
Zu finden ist die Arbeit in Mailands historischen Künstlerviertel Brera, ich habe schon fieberhaft nach günstigen Flügen gesucht. Vergeblich, stattdessen schaue ich zum zigsten Mal auf die gelungenen Aufnahmen des Pressematerials. Dieses leise Spiel aus Licht und Schatten? Unglaublich beruhigend. Kein Quatsch, ich bin richtig begeistert und finde die Umsetzung der Installation mehr als spannend.
Wer oder was ist jedoch Snarkitecture? Hinter dem gewöhnungsbedürftigen Namen verbirgt sich das New Yorker Architektenduo Daniel Arsham und Alex Mustonen, auf dem Kunstmarkt haben sie sich vor allem durch ihre Arbeiten für die Design Miami (der markante „Würstchen-Pavillon“, so habe ich ihn zumindest genannt) und jede Menge skurrile Installationen einen Namen gemacht. Ich kann jedoch nicht wirklich festmachen, in welchen Teilbereich von Design oder Kunst die beiden zu verorten sind – selbst für den Kopfhörerriesen Beats haben sie schon ein Produkt gestaltet.
Für das Mailänder-COS-Projekt haben die beiden folgende Worte im weltweiten Netz verkündet: „The final space has a sense of calmness and wonder that we hope visitors will explore and return to. The undulating spaces and the shifting quality of light seem to create a different experience with each visit”. Mir fällt dabei vor allem das Schlagwort „Return“ wie Schuppen von den Augen, erinnert die SS 2015 Kollektion von COS nicht irgendwie an die Installation? Bingo, Karin Gustafsson (Womenswear) und Martin Andersson (Menswear), Heads of Design, sind bei ihrer Inspirationssuche auf Snarkitecture gestoßen.
„Das passt“, müssen sich die beiden Kreativköpfe wohl im Akkord gedacht haben. Anders kann ich mir das nicht erklären, wobei? Die beiden bringen es sowieso auf den Punkt: „Removing anything non-essential and focusing the viewer’s experience.“. Das ist wohl das Hauptaugenmerk, dass die beiden in ihrem Kooperationspartner erkannt haben. Genau hier schließt sich der Kreis, denn kein Label steht mehr zu diesen Attributen (wir reden von erschwinglicher Mode, alternativ dürftet ihr alle Jil Sander schreien) und präsentiert sich kollektionsübergreifend minimalistisch-modern.
Was haltet ihr von der Installation und gibt es irgendjemanden unter uns, der sie „live“ vor Ort gesehen hat? Ihr hättet noch bis zum 19. April Zeit für einen persönlichen Besuch.
Monsieur_Didier
18. April 2015 at 15:42…ich möchte jetzt nicht wieder eine „für“ und „wider“-Diskussion beginnen, ich denke, über die Firma ist eigentlich schon alles gesagt bzw. geschrieben worden, aber…:…
die Bilder sind ja wohl der Knaller…
ganz ganz großartig…!
…ich bin sehr angetan und durchaus begeistert…!!!
Tim
18. April 2015 at 15:50Abgesehen von den wirklich schönen Bildern find ich dass der Aufwand in keinen Verhältniss steht
Siegmar
20. April 2015 at 11:13Die Bilder sind klasse und die Arbeiten von Snarkitecture für Calvin Klein Schaufenster waren super.
FT
22. April 2015 at 11:20Lieber Julian,
ein interessanter Beitrag. Wir haben ihn leider mit grossem Entsetzen gelesen, da uns die Arbeit sehr bekannt vorkam.
Die „Ursprungsarbeit“ dazu heisst „Paper/Midestern Ocean“ und ist von 1971. Der Künstler heisst Gianni Pettena.
Er ist ein italienischer Künstler und Architekt.
Die Arbeit wurde 2009 im Rahmen der Ausstellung „The Death of the Audience“ in der Wiener Secession gezeigt.
Wir haben dazu den Katalog gemacht und kennen daher die Arbeit und Pettena recht gut. Soweit ich weiss, ist die Arbeit im Besitz der Sammlung des FRAC Lorraine.
Wichtig wäre nun zu wissen, ob Pettena von dem Projekt weiss, oder eingebunden wurde. Auf der Internetseite konnte ich dazu nichts finden.
Die „Originalarbeit“ ist unter anderem im Katalog zur Ausstellung zu finden oder unter:
http://www.secession.at/art/2009_audience_d.html
http://www.fraclorraine.org/en/voyagez/region/315
Danke und viele Grüsse
Julian
22. April 2015 at 12:15Hallo ihr Lieben,
Vielen Dank für das liebe Feedback!
Gesondert habe ich schon Kontakt mit FT aufgenommen und bin ebenfalls sehr dankbar für seinen Kommentar.
Beste Grüße aus dem sonnigen HH,
Julian