(Bild: Courtesy of Chanel)
Große Ereignisse werfen bei Chanel ihre Schatten voraus … Obwohl die Gründerin, Gabrielle „Coco“ Chanel, nach wie vor bei Karl Lagerfeld präsent ist, steht sie in diesem Jahr besonders im Vordergrund. Bevor Coco Chanel, wie sie zunächst ihre Freunde und dann schließlich die ganze Welt nannte, zu der „Mademoiselle“ wurde, die die Mode revolutionierte und deren Haus seit mittlerweile Hundert Jahren, mit wenigen Unterbrechungen, am Modegeschehen teilnimmt, zu einem Mythos wurde, war sie ganz einfach Gabrielle Chanel.
Gabrielle Chanel; „Gabrielle, A Rebel at Heart“; Courtesy of Chanel
Gabrielle Chanel, 1883 geboren, wuchs in einer Zeit auf, in der sich die Welt grundlegend veränderte. Der erste große medienpräsente Krieg tobte, es gab politische Veränderung in fast allen Staaten und das gesellschaftliche Bild und die Auflösung der „Klassen“ schritt voran. Alles Dinge, die Gabrielle Chanel als Zeitzeugin erlebte und aus deren Strömungen sie ihre Konsequenz zog, was die Veränderung des eigenen und schließlich des modischen Bildes aller Frauen betraf.
Dass Gabrielle Chanel dazu nicht nur über einen eisernen Willen und über Intelligenz verfügen musste, ist klar. Auch dass der „Faktor Zufall“ ihr Verbindungen, wie zum Beispiel zu den wirtschaftlich sehr geschickten, noch heutigen Inhabern der Marke, der Familie von Pierre Wertheimer, in die Hände spielte. Doch Gabrielle Chanel galt als eine Kämpferin und durchaus als schwierig, die die Zeichen der Zeit und die Realität erkannte.
Denn, obwohl sie gern träumte und auch ihre eigene Geschichte fantasievoll ausschmückte, realisierte sie, dass sie nur auf sich gestellt das schaffen konnte, was heute noch die Grundlage und den Stil des Hauses Chanel bis ins kleinste Detail bestimmt.
Schon in Gabrielle Chanels Liaison zu dem adeligen Industriellensohn Étienne Balsan erkannte sie, dass sie niemals seine Frau werden könnte, da sie aus einer anderen Gesellschaftsschicht stammte – eine Erfahrung, die sie auch bei Arthur „Boy“ Capel machte, der sie mit – sagen wir mal – einer „Anschubfinanzierung“ für ihre ersten Laden in Deauville und den Hutsalon am Boulevard Malesherbes unterstützte. Folglich verließ Gabrielle Chanel sich nur noch auf sich selbst und so entstanden die Grundlagen zu Emanzipation und der Verwirklichung ihres eigenen Lebens zeitgleich passend zu den großen Frauenbewegungen des Zwanzigsten Jahrhunderts und des großen Bruches mit der traditionellen Geschlechtertrennung. Ihre Rolle, ihr äußeres und inneres Bild, ihre Arbeit und das, was sie schuf, waren Wechselwirkungen des Zeitgeistes.
Gabrielle Chanels Leben, die Chance, sich selbst zu verwirklichen und ein eigenes Unternehmen zu führen, wurden zum Synonym der emanzipierten Frau. Es gab dafür mehrere Beispiele in der Zeit, doch nur ihres blieb präsent, weil sie den Freiheitsdrang in etwas Sichtbares verwandelte – in Mode, Accessoires, das berühmte Parfum Nº5 und eine eigene Kosmetiklinie. Dazu befreite sich Gabrielle Chanel vom Status der Schneiderin und Lieferantin, indem sie sich ihren Freunden und Künstlern als ebenbürtig zeigte und die Synergien nutzte. Sie finanzierte die Beerdigung des Kunstkritikers Sergei Pawlowitsch Djagilew genau so, wie sie Igor Strawinsky oder Jean Cocteau förderte. Gabrielle Chanel verfügte, auch dank ihres rebellischen Charakters, über den Instinkt, den Zeitgeist nach vorne zu bringen.
Gabrielle Chanel und ihr Charakter stehen jetzt im 18. Kapitel der „Inside Chanel“-Filme im Vordergrund. Langsam aber sicher wird diese Serie zu einem chronologischen Wissensschatz für alle, die sich intensiv mit der Marke, Gabrielle „Coco“ Chanel und Karl Lagerfeld beschäftigen wollen.
Das Haus Chanel wird in diesem Jahr viele Hommagen an seine Gründerin machen und Karl Lagerfeld wird in seinen Kollektionen sicher viele augenzwinkernde Hinweise auf Gabrielle Chanel einfließen lassen. Im Herbst wird es dann, seit fünfzehn Jahren erstmals, abgesehen von den Les Exclusifs Düften, mit dem „Gabrielle Chanel“-Duft eine Weltpremiere geben.
Man darf gespannt sein, wie Chanel die Eigenschaften der Rebellin in die Flasche bzw. in den Flakon bekommt. Ungewöhnlich wird der Duft bestimmt, denn ein weiteres Geheimnis von Chanel ist, dass jeder Duft zu einem Klassiker avancierte.
„Die Freiheit beginnt im Kopf, die Rebellion im Herzen“ – etwas, wofür Gabrielle Chanel für Generationen von Frauen steht: Gabrielle, A Rebel at Heart.