Milan Fashion Week

For Fashion Victims only – Moschino forever!

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Bild: M.Tondo via style.com

Das Schöne ist, wenn man für Horstson schreibt, nicht nur, dass man, wie bei den meisten Magazinen üblich, die Kollektionen besprechen muss, die Werbung schalten, oder nur die besonders spektakulären (im Sinne von „wir wollen mal anders sein und das Rad neu erfinden“) Kollektionen zeigt. Wir besprechen hier auch die Kollektionen, die eine Geschichte erzählen, einfach nur schön sind oder genau das darstellen, was Mode, die wir durchaus ernst nehmen, auch sein soll – nämlich purer Humor und Freude …
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Bilder: Moschino

Es wird sicherlich im nächsten Frühjahr sehr viel Spaß machen, in den Boutiquen die Kollektion von Rossella Jardini für Moschino, das Label der Fashion-Legende Franco Moschino, zu entdecken und sich einer der Ikonen aus den letzten dreißig Jahren der Modegeschichte zu sichern – auch wenn es nur einer der Kultgürtel vom Enfant terrible der italienischen Achtziger zu ist. Dreißig Jahre Jubiläum beinhalten bei Moschino fast zwanzig Jahre die Designerin Rossella Jardini, die es ohne ihren Mentor und besten Freund geschafft hat, Moschino nicht nur quicklebendig, sondern auch noch immer äußerst amüsant zu halten.
Moschino hatte in seinem kurzen Schaffen so klare Bausteine und einen so signifikanten Stil geschaffen, dass er bis heute die Inspiration für den typischen Moschino Look bildet und ein fast unerschöpfliches Repertoire bildet. Ironie, sehr viel Italien, Popeye und Olivia, Dolce Vita der 50er Jahre und das Fashionsystem bilden bis heute die Grundlage für das Label.
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Bilder: M.Tondo via style.com

Die erste Überraschung der Jubiläumsschau des Moschino Feuerwerks letzte Woche in Mailand sind die Models. Alles ebenfalls Legenden des Laufstegs, allen voran Pat Cleveland – Halston Legende und Verkaufskanone der Catwalks der 70er und 80er Jahr. Was Cleveland damals vorführte, rauschte in Lichtgeschwindigkeit aus den Boutiquen. Saint Laurent Muse Amalia Verrelli, die unnachahmliche Alek Wek, Gisele Zelauy (die echte ‚Gisele‘, vor Frau Bundchen …) Violetta, die Zeichner Antonio zu ganzen Büchern inspirierte …
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Bilder: M.Tondo via style.com

Alle Models hatten schon damals nicht einen Moment gezögert zuzusagen, denn Franco Moschino war immer einer der Lieblinge der Models und sie liefen, als er am Anfang seine Karriere war, sehr gern umsonst für ihn. Für das Jubiläum gab es dann sozusagen die Reunion auf dem Laufsteg und eines wurde einem sofort bewusst – verlernt haben die Mädels nichts und man weiß nach drei Schritten, warum sich um sie gerissen wurde …
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Bilder: Moschino

Rossella Jardini zog für die Frühjahr-Sommer Kollektion 2014 alle Moschino Register und zeigte für „Bad Girls“ und “ Good Girls“, so die Neuinterpretation des mit Messingbuchstaben beschlagenen Kultgürtels, alles, was schon mal Modegeschichte schrieb, nur in einer speziellen Version für 2014. Von der einst von Caroline von Monaco getragenen Persiflage einer Chanel Jacke, die mit Messer, Gabel und Löffeln geschlossen wird, über die Kuh, die sich über die italienische Textilwirtschaft lustig macht, bis zu dem berühmten Fragezeichen, das eigentlich die bis heute immer noch nicht beantwortete Frage stellt, wofür wir immer wieder neue Mode brauchen.
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Bilder: Moschino

Lebensmittel, Italiener essen ja bekanntlich gut, vom aufgedruckten Picknicktisch und Ketten mit Anhängern in Form von Croissants bis hin zum fröhlichen Einkauf auf den prall gefüllten Märkten – es werden alle Klischees bedient. Moschinos Tüte wird zum Cocktailkleid, die Nonne trägt ein Shirt als Kutte, die italienische Flagge wird zum Top …
Moschinos berühmte Teddybären sind genauso dabei, wie die Corriere della Sera als Hosenanzug. Es ist eine Kollektion, die Erinnerungen weckt und zugleich mit ihren Rosenmustern, dem roten Taft und dem Hahnentrittmuster die 50er Jahre zu der Zeit wieder aufleben lässt, als die Deutschen Italien als ihr Lieblingsurlaubsland entdeckten, die ersten Gastarbeiter eine flache Scheibe namens Pizza bei uns begannen zu verkaufen und der Eismann meistens einer der wenigen Italiener war, der den Bundesbürgern persoenlich bekannt war. „Dolce far niente“ – genau wie sich Italien gern in Souvenirshops verkauft.
Kostüme, wie sie Moschino geliebt hätte, geben sich die Klinke genauso in die Hand, wie Kleider, die wie für Klosterschülerinnen, denen sicher die Kimder gern unter den Rock geguckt hätten, wirken.
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Bilder: Moschino

Nun mag mancher sagen, das ist doch alles nichts Neues oder das war doch nun nicht gerade die stärkste Kollektion dieser Saison in Mailand – mag alles sein … Aber die Kollektion ist mit Sicherheit eine zauberhafte Liebeserklärung an ein großartiges und immer noch fantasievolles Label, das immer noch seine Berechtigung hat und das sicherlich eines der italienischten und fröhlichsten ist.

Moschino wäre sicherlich stolz auf sein dreißigjähriges Jubiläum und sicher sehr gerührt, dass sich alle dafür so viel Mühe gegeben haben und den Weg bis heute gegangen sind. Das „Fashion System“, das er schon Anfang der 90er Jahre als bedrohlich für kleine und privat geführte Labels empfand und dagegen protestierte, würde er allerdings heute nicht mehr wiedererkennen, denn dann würde ihm das Lachen wahrscheinlich vergehen.

Moschino still alive – und für das Frühjahr 2014 gab es in Mailand ein fröhliches Feuerwerk, bei dem man wieder deutlich spürte, warum Mode so etwas Tolles ist – es ist nämlich Zeitgeschichte. Happy Birthday Moschino – auf die nächsten dreißig Jahre!

  • monsieur_didier
    25. September 2013 at 18:38

    …ich erinner mich immer wieder gerne an die großartige Kampagne, bei der Franco Moschino alle Protagonistinnen selber darstellte…
    das fand ich so witzig und mit soviel Eigenhumor konzipiert, das war absolut einzigartig und aussergewöhnlich…
    sein plötzlicher Tod relativ kurz danach hat mich tief bewegt…

    die Kollektion oben strahlt viel von dem Humor Moschinos aus, aber irgendwie finde ich sie passé…
    und wenn man die Teile Moschinos live betrachtet erscheinen sie bisweilen optisch wesentlich günstiger als der Verkaufspreis dann vermittelt …

  • PeterKempe
    25. September 2013 at 23:22

    @ Monsieur Didier
    Deine Lieblingskampagne befindet sich natuerlich in unseren Archiven und bei Bedarf schicken wir sie dir gern…..er hatte sehr viel selbst Ironie und einen wahnsinnigen Humor ,war ein toller Mensch und wahnsinnig visionaer vielleicht ist das immer so bei Menschen ,die so frueh sterben,weil sie ja weniger zeit haben …..

  • Markus
    26. September 2013 at 04:36

    sensationell

  • Daisydora
    26. September 2013 at 10:01

    Genau, man kann es auch mal richtig krachen lassen … und das Nonnenklied mit weißer Riesernschleife am Kopf würde ich gerne selbst zumindest ein bis zweimal tragen … 🙂

  • Siegmar
    26. September 2013 at 10:10

    Die Models toll, insbesondere Alex Wek. Der Artikel, lieber Peter, toll geschrieben. Ich mochte Moschino vor 30 Jahren nicht, weil vieles als einfach nur hässlich empfand und habe heute genau den gleichen Eindruck. Was mir sofort in den Kopf kam, waren diese schlimmen“ Cheap & Chic “ Geschichten. Tut mir leid, ich kann dem nichts abgewinnen.

  • Wolfram
    27. September 2013 at 09:47

    er wollte den Spaß in die Mode zurückbringen, ich denke da an
    sein t-shirt mit dem Aufdruck „Channel No.5″ oder ähnliches. Er
    war ein Querdenker, der schon in den 90ern eine umweltbewusste Kollektion erstellte und er war ein Kind dieser Zeit, schrill, bunt und laut. Das Problem bei Moschino war, wie bei anderen auch, keine konsequente Markenpolitik, dann gab es Moschino Jeans, die dann nochmal preislich unter “ cheap&chic“
    angesiedelt war,zudem haufenweise Lizenzvergaben für Sonnenbrillen, Taschen und und, was geschah nachdem er das Haus verkauft hatte. Heute heißt sowas Gewinnmaximierung
    Madonna trug bei ihrer 2008 „sticky&sweet“ Tour Moschino und diese Frau hat keinen schlechten Geschmack