Bild: Vicente Sahuc; Courtesy of Hermès
Vor zwei Jahren stellten wir euch die „Garden Kelly“ von Hermès vor, die an einen Picknickkorb erinnerte. Jetzt hat eben diese Tasche auf einer Auktion bei Cornette de Saint Cyr in Paris mehr als 35.000 Euro gebracht. Das Meisterwerk des Handwerks geht auf eine alte französische Tradition zurück, die bereits im 18. Jahrhundert das erste Mal in Mode kam. Was dem Volk zuvor schlicht gesagt als Einkaufskorb oder zum Kirschenpflücken diente, wurde durch die Aufklärung und den französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau zur großen Mode. Ländliches, den Bezug zur Natur suchendes Leben rückte in den Fokus und die Königin ließ sich im Park ihrer Residenz Versailles gleich ein ganzes Dorf, den sogenannten Hameau, mit Schafställen und sogar einer eigenen Molkerei bauen.
Picknicks nach englischer Mode kamen auf und natürlich mussten zu den neuen, „ländlichen“ Kleidern, die Madame Bertin für die Königin schuf, auch allerlei Accessoires erdacht werden, die das „Ozier“, das Korbmuster, aufnahmen.
Vielleicht war es genau diese Geschichte, die die Designer und Handwerker von Hermès inspirierten oder auch die Klimakonferenz in Paris, die den Ausschlag für die sogenannten „Objets Hermès 2016“ gab, eine Reihe von Accessoires zu schaffen, die genau dieses Handwerk mit den Traditionen der Ateliers kombiniert.
Bild: Vicente Sahuc; Courtesy of Hermès
Als Abendtasche oder auch für das ganz kleine Butterbrot kann man die Minaudière in Korb und Barenia-Leder nehmen, die – trotz kleinem Format – noch Fächer für zwei Kreditkarten und eine kleine Kleingeldtasche hat. Mit Leder geschützte Ecken und der lange Riemen, den man über die Schulter tragen kann oder einfach in der Hand, machen die Tasche zu einem besonderen Hingucker – ein Objekt, das Sammlerherzen höher schlagen lässt und auf kleinstem Raum den Sinn für das Besondere zeigt. Eine Tasche, die sicherlich nur für Menschen gedacht ist, die das Besondere sehen und nicht mit dem Hintergrund geschaffen wurde, ein Verkaufsrenner zu werden. Aber genau diesen Blickwinkel gestatten sich die Handwerker von Hermès immer wieder, um Techniken auszuprobieren und zu verfeinern. Wie kleine Juwelen des Metiers tauchen sie in der Kollektion auf und werden von uns nur um so lieber vorgestellt.
Bild: Vicente Sahuc; Courtesy of Hermès
Bei den Männern knüpft an diese Tradition der klassische „Karlsbader Handschuh“ an, der zwar nicht aus Korb ist, aber das Muster der korbgeflochtenen Stühle von Thonet imitiert. Ein Sommerhandschuh, der nicht nur Autofahrern und neuen Dandys gut steht, sondern auch ein ewiger Klassiker ist. Hermès ist weltberühmt für seine Handschuhe und die Ateliers in der Nähe der weltberühmten Handschuhstadt Millau beherrschen noch die Technik des „Crochet“, wo mit hartem Baumwollfaden in einer Art Häkeltechnik die obere luftige Handfläche mit perforiertem feinsten Lammleder verbunden wird.
Bild: Vicente Sahuc; Courtesy of Hermès
Das Visier ist ein bisschen zickig und erinnert an Diana Rigg in dem Film „Das Böse unter der Sonne“. Es lässt Assoziationen an den klassischen Kaffeehausstuhl aufkommen und ist auch wegen des „Eperon d’or“-Drucks ein mondäner Sonnenschutz für Capri, Saint Tropez oder Acapulco.
Bilder: Studio Des Fleurs (links), Vicente Sahuc (rechts); Courtesy of Hermès
Das klassische „Collier de Chien“-Armband und den dazu passenden Creolen werden erstmals in Barenia-Leder mit Korbgeflecht gezeigt. Das faszinierende an solchen Sachen ist sicherlich die Idee und die Umsetzung: Jedes Material verhält sich anders und die Handwerker von Hermès versuchen immer wieder neue Kombinationen. Selbst die Verarbeitungsprozesse interessieren und faszinieren alle Beteiligten, weil man sich jedes Mal neue Gedanken machen muss, was Neues daraus resultieren kann.
Bild: Studio Des Fleurs; Courtesy of Hermès
Die Picknick-Kelly ist in zwei Jahren um 300 Prozent im Wert gestiegen – vielleicht ist es auch ein Argument, weitere Anschaffung zu rechtfertigen, denn bei Hermès wirft man sein Geld nicht zur Tür raus … Aber so was ist für Leute, die Spaß an Mode haben, eh kein Grund.
Siegmar
16. Dezember 2015 at 10:38ganz toll