Fendi Männerkollektion Herbst-Winter 2022-2023; Bild: Fendi
Das Marketing auf Augenhöhe mit der Mode: Eine Fundgrube zukünftiger Erbstücke als Neuinterpretation der Garderobe für ein Neo-Dandy-Riff auf ewige Klassiker verspricht die Information im Pressekit. Darauf muss man erst mal kommen, aber Fendi verspricht für diese Kollektion nicht zu viel.
Am originellsten sind die Schlüsselloch-Strickteile, deren Öffnungen das Schlüsselbein, beziehungsweise beide Schlüsselbeine als neue männliche Schönheits-Attribute inszenieren. Das hat was und ist wirklich neu.
Man erwartet von Fendi diese italienisch-legere Eleganz, die man mit Mailand verbindet. Wer kennt sie nicht, diese Italiener jedes Alters, in ihren kultivierten und guten Outfits. Die Designerin hatte die Symbole einer vergangenen männlichen Kultiviertheit aufgegriffen, daraus eine Kollektion eleganter Teile und Outfits mit Twist und vielen Überraschungen kreiert.
Für mich eine der gelungensten Kollektionen der Saison, obwohl ich nicht für Beige, Wollweiss und Schlammtöne schwärme. Aber das Schwarz und Rot (Burgund und Himbeere) und manches in Taupe, treffen farblich den richtigen Ton. Man muss schließlich einiges in diese Teile investieren, so man sie mag und da sollte die Freude daran länger anhalten, als das bei Farben der Saison (wir melden uns noch zu Very Peri von Pantone, die Farbe ist irgendwie schlimm) der Fall ist.
Männer, die ihre Sehnsucht nach dem Landleben schon durch einen Umzug von Berlin nach Brandenburg oder die mecklenburg-vorpommersche Seenplatte oder das entfernte Gebirge gestillt haben, können sich die Kollektionsschau und das Geldausgeben getrost sparen. Diese Kollektion ist was für die Großstadt. Das Sehen und Gesehen werden, aber eben nicht auf vulgäre Art.
Hochwertige Stoffe wie Tweed mit Vichy-Karos und Hahnentritt für Anzüge und Mäntel, Satin für Smokingbezüge und gestreifte Seiden-Jacquards wurden ebenso verwendet, wie Daunen und Strick mit gerippten Ärmeln und Zopfmuster-Ensembles.
Unverkennbar ist wie immer die Wertlegung auf grundsolides Schneiderhandwerk. Fast schon ein Luxus in Zeiten, da manche High-Fashion Teile den Charme von Altkleidersammlungen verströmen.
Fendi-High-Fashion als Höher, Weiter und Schneller im O-Ton:
„Als ultimativer Ausdruck der römischen Eleganz von Fendi zelebrieren subversive Abendgarderobe-Silhouetten die Kunst sich mit kurz geschnittenen zweireihigen Jacken, formellen Hosen mit superhoher Taille und getragenen Fracks zu verkleiden
über Mary Jane Brogues, die mit Armbanduhrbändern geschlossen werden. Zu den nostalgischen Schuhen gehören die patentierten O’Lock-Loafer mit Muschelsaum und zweifarbigen Chelsea-Stiefeln mit Wingtip, während der neue Fendi-Sneaker eine Dynamik aufweist, ein gestrecktes FF-Logo.“
Dass Taschen aller Größen und Formen auch und gerade bei Fendi die Kassen füllen, ist wohlverdient. Für mich neben Hermès die beste Taschenmanufaktur; alleine, wenn man an all die fantastischen Fendi-Baguettes denkt, die man so gut wie nie an InfluencerInnen sieht, weil Fendi es nicht nötig hat, Handtaschen zu verschenken, um welche zu verkaufen.
Aber im Pressekit kommt der InfluencerInnen-Kindergarten naturgemäß vor. Ich erspare euch die Fotos, da ist niemand dabei, der echte Horstsonians inspirieren könnte.
Hier noch die Show:
Fendi Männerkollektion Herbst-Winter 2022-2023
Entworfen und künstlerisch geleitet von dem italienischen Künstler Nico Vascellari, der Laufsteg der Fendi Männerkollektion Herbst-Winter 2022-2023.
Die Modenschau fand auf einer erhöhten Start- und Landebahnrampe aus gebürstetem Stahl in einer gespiegelten FF-Konfiguration im Fendi-Hauptquartier in Mailand statt, mit einem exklusiven Live-Soundtrack von Alessandro Cortini.
Die Modenschau war ist die erste, die auf dem neu gestalteten Livestream übertragen wurde.
Gastautor: Eva Parke
JayKay
25. Januar 2022 at 13:19Gefällt mir durchgehend sehr gut. Die Farbpalette und die Looks sind genau mein Ding.