Foto Credit: Michael Wittig Berlin
Vielleicht hat es der ein oder andere Leser mitbekommen: In Berlin findet aktuell die Fashion Week statt. Am Montagmorgen gab es eine überraschende Ankündigung, angeblich von Adidas, allerdings von gefälschten E-Mail-Adressen verbreitet, „die Machtverhältnisse in der Bekleidungsindustrie auf den Kopf zu stellen“. Zu den kolportieren Plänen gehörte „die Ernennung eines kambodschanischen Arbeiters zum Co-CEO, die Unterzeichnung eines neuen rechtsverbindlichen Abkommens über die Arbeitsbedingungen, die Einrichtung eines Abfindungsgarantiefonds und die Auszahlung der den Arbeitern geschuldeten Beträge.“
Die Nachricht verbreitete sich naturgemäß rasant, die Veranstaltung abends in der PLATTE.Berlin war dann auch gut besucht, doch ziemlich schnell dürften sich die Besucher die Augen vor Verwunderung gerieben haben, so wenig hatte das Gesehene mit Sportswear zu tun, für die Adidas sonst steht.
Zu sehen gab es ein Spektakel aus zerrissenem Plastik, zerrissenem Nylon und humpelnden, mit Dreck beschmierten Laufstegmodellen, entworfen von den Berliner Modedesignern Threads und Tits.
Zudem simulierte die gesamte Show die Atmosphäre eines Sweatshops, indem sie dem Publikum „Toilettenkarten“ zur Verfügung stellte, die den Zugang zur Toilette nur unter unmenschlichen Bedingungen erlaubten.
Klar war spätestens dann, dass die Besucher wie auch Presse einem Hoax aufgesessen waren: Hinter der Aktion standen neben Threads and Tits auch das New Yorker Aktionsbündnis „The Yes Men“ und die „Clean Clothes Campaign“.
Die Form des Protestes war sicherlich gut gewählt: Durch die Einladung wurde mit der Eitelkeit der Branche gespielt und durch die radikale Inszenierung einige Fashion-Week-Berlin-Besucher aus dem Dämmerschlaf gerissen sowie viel Wirbel auf sämtlichen Social-Media-Kanälen generiert.
Adidas wies die Vorwürfe auf Anfrage von DPA am Dienstag zurück, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.