Mit großer Spannung und Erwartungshaltung wurde der ersten Kollektion von Stefano Pilati für die italienische Traditionsmarke Ermenegildo Zegna entgegengefiebert. Zegna stellt seit über hundert Jahren hochwertigste Stoffe her, vor allem im Anzug- und Sakko-Bereich, und Pilati reizte, wie er in einem Interview im letzten Herbst sagte, dass er Modeschöpfer mit eigener Weberei werden würde. Pilati liebt Stoffe und gilt schon immer als Material Freak, der für seine Kollektionen auch eigene Gewebe und Materialien entwickelt. Bei Yves Saint Laurent hat er das, nachdem er bei Tom Ford und Armani schon mit Perfektionisten zusammengearbeitet hat, hinreichend unter Beweis gestellt …
Bilder: Zegna
Bilder: Zegna
Pilati, gut aussehend und für sich selbst mit großem Stil-Empfinden ausgestattet, wirkte aber fast orientierungslos in den letzten Saint Laurent Kollektionen und man hätte sich gewünscht, dass er für das Label stärker an die Wurzeln und Stilistik des Begründers gegangen wäre. Farben zu kombinieren, eine der genialen Gaben von Yves Saint Laurent, ist nicht der Schwerpunkt des Italieners, der „Understatement“-Farbfamilien, wie Grau- und Sandtöne liebt. In diesen Nuancen kann man sich bei Zegna natürlich auf das Beste austoben. Erwartungsgemäß tat das Pilati auch …
Bilder: Zegna
Ermenegildo Zegna wendet sich eher an den gestandenen Businessman oder den gesattelten Mann ab 40, der gepflegt, klassisch und mit dem Schwerpunkt auf Qualität und Langlebigkeit angezogen sein will. Bequemlichkeit durch körperumschmeichelnde Silhouetten und luxuriöse Material Zusammensetzungen sind die Spezialität des Labels.
Pilati setzt in der Frühjahr/Sommer-Kollektion auf seine für ihn typischen Jackenformen ohne Kragen, zum Teil in Kombination mit Bindegürteln, in trockenen und leichten Optiken. Weite, einreihige Mäntel, die zurückhaltend und schlicht wirken, lassen Erinnerungen an Armani wach werden. Auch bei einigen anderen Looks denkt man daran, dass er seine Lehr- und Wanderjahre bei Armani absolvierte …
Bilder: Zegna
Das Dekor der Schau war zurückhaltend und leise. Pianospieler, die wie große Schattensilhouetten hinter gerundeten Pergament-Paravents wirkten, kündigten stilvoll eine neue Sachlichkeit an.
Auch wenn die Klassik überwiegt, zeichnet sich Zegna dadurch aus, dass sie – komplett eigenständig -Luxus nicht als „Bling Bling“ sehen, sondern sich eher dem „hidden“ Luxus der Tragbarkeit verschreiben.
Bilder: Zegna
Stefano Pilati beginnt sein Schaffen bei Ermenegildo Zegna mit keiner, wie von manchem vielleicht erwartet, Revolution. Aber das entbindet ihn vielleicht auch davon, sich nicht steigern zu können, weil er sein Pulver schon in der ersten Kollektion verschießt. Wir sind sehr gespannt auf seine weitere Entwicklung.
Eine Kollektion für Männer, die sich eher eine Garderobe anschaffen, statt modische Schnellschüsse bevorzugen. Sophisticated Style!
Markus
30. Juni 2013 at 17:43ach, schöner bericht peter
Siegmar
1. Juli 2013 at 10:40sehr schöner Artikel und alles sehr schön und tragbar. Pilati ist klasse.
monsieur_didier
1. Juli 2013 at 18:14…gefällt mir sehr…
ich hätte nie geglaubt, dass ich das mal über eine Kollektion von Zegna sagen würde 😉