Dior Cruise 2024 @ Colegio de San Ildefonso; Bild: Courtesy of Dior
In der Nacht von Samstag auf Sonntag zeigte Maria Grazia Chiuri ihre Cruise-Kollektion 2024 für Dior. Zugegeben, die Uhrzeit war nicht unbedingt das, was man als freundlich für Zuschauer beschreiben kann, wenngleich es sicher gelohnt hat, den Wecker auf 4:30 Uhr zu stellen oder den Abend etwas nach hinten zu verlängern (hier findet sich die Aufzeichnung der Dior Cruise-Kollektion).
Das, was die italienische Designerin in Mexiko City gezeigt hat, war nicht nur eine sehenswerte Hommage an die mexikanische Malerin Frida Kahlo, sondern ein Bekenntnis an das Handwerk, für das Christian Dior stand und das Luxuslabel heute noch steht.
Für die Cruise-Kollektion schlägt Maria Grazia Chiuri den Bogen von Frida Kahlo hin zur mexikanischen Kultur, die in den Entwürfen im Fokus steht. Auf den Silhouetten, die auf einer Skizze von Andrée Brossin de Méré aus den Dior-Archiven basieren, ließ die Designerin Nachtfalter zum Leben erwecken. Hierfür ließ sich Maria Grazia Chiuri von Fotografien von Frida Kahlo inspirieren, die – zumindest aus ihrer feministischen Sicht – die Regeln der Geschlechtergrenzen sprengten. Ab ihrem neunzehnten Lebensjahr trug Kahlo einen dreiteiligen Herrenanzug, mit der Idee, eine Unabhängigkeit zu erlangen, die zur damaligen Zeit gleichermaßen für Empörung, aber auch Bewunderung sorgte.
Die Anzüge, die Chiuri für Dior über den Laufsteg schickte, sind also eine Hommage an ihren Kahlos Stil, während im Gegenzug – in Anlehnung an den Brauch der Tehuana – volle Röcke mit einer Art Hemd, dem Huipil, von den Models getragen werden. Für diese ungewohnte Linie hat Maria Grazia Chiuri erneut enge Beziehungen zu lokalen Kunsthandwerkern geknüpft. Dieses Know-how zeigt sich in Stickereien, die in Zusammenarbeit den Ateliers entstanden sind und vor allem Kleider und Hemden schmücken.
Die Schönheit der Verletzlichkeit möchte Maria Grazia Chiuri durch die Wahl von Baumwolle, Hanf- und Seidenspitze sowie Jacquard-Mustern mit Schmetterlingsmotiven und feinen Designs auf Kragen, die den Jersey und schwarzen Samt umspielen, unterstrichen. Samt findet sich in einer großen Farbpalette auf Röcken wieder, deren Falten zunächst die Hüften betonen, bevor sie sich zu Blumenkränzen öffnen. Schmetterlinge zieren das Toile-de-Jouy, das die mexikanische Flora und Fauna neben Papageien, Affen und Strelitzien zeigt, die sich auch auf weltbekannten Gemälden von Frida Kahlo finden.
Den Ort der Präsentation der Dior Cruise-Kollektion wählte Maria Grazia Chiuri übrigens mit Bedacht: An dem Antiguo Colegio de San Ildefonso studierte die mexikanische Malerin. Es ist ein symbolträchtiger Ort, an dem sie Diego Rivera kennenlernte, ihren Mentor und die Liebe ihres Lebens.
paule
23. Mai 2023 at 11:30Frida Kahlo. Ja, unsere Ursehnsucht nach Mexiko. Das Lustige aber ist, dass sie einen „Migrationshintergrund“ hat. Ihr Vater kommt aus dem Schwarzwald. Was uns in den Portraits also anschaut ist teilweise auch ein „Schwarzwaldmädel“ und so frage ich mich immer, ob ihre Tracht so rein mexikanisch ist, wie wir immer denken oder ob sich darin auch schwarzwälder Elemente finden? Vielleicht macht Dior die nächste Show ja im Schwarzwald, denn zur DNA des Hauses gehört es ja, den Schmuck genau dort zu produzieren. In Pforzheim, der Schmuckstadt. Es gibt dort eine tiefe Verbindung zum Hause Dior. Folgerichtig müsste Dior dann irgendwann eine Show dort machen und würde so auch der „zweiten Heimat“ von Frida Kahlo eine Referenz erweisen.