Das Teste-Bike: Cannondale Tesoro Neo X 2
Dass der Tag kommt, an dem ich ein E-Bike teste und dieses auch noch mit „Daumen hoch“ weiterempfehle, hätte ich nicht gedacht. Aufgewachsen im hohen Norden, also dem flachsten Land der Republik, kam bei mir die Frage nach einem Antrieb, fernab der Muskelkraft, nie richtig auf. Hügel rauf, Hügel runter? Nein, das gab damals es nicht.
Die beste Test-Erfahrung möchte ich kurz vorwegnehmen: Fahrradfahren verlernt man tatsächlich nicht. Zum Hintergrund dieses Erkenntnisgewinns sei kurz erklärt, dass, wenn man ein Fahrrad testen soll, im Normalfall vorausgesetzt wird, dass man selbst viel radelt. Beim heutigen Tester (ich) ist das nicht der Fall, wodurch ich eine gewisse, nun ja, ‚Unbedarftheit‘ mitbringe. Das letzte Mal, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs war, ist Jahre her. Die Zeit ist also reif für einen neuen Versuch.
Die Wahl des Test-E-Bikes fiel auf das Tesoro Neo X 2 von Cannondale, einer Marke, bei dem das Herz des Fahrrad-Connaisseurs ein wenig schneller schlägt, so viel Geschichte schwingt dabei mit.
Gegründet wurde Cannondale bereits vor über 40 Jahren und wurde in den frühen Zeiten als Vorreiter im Bereich der Fahrrad-Aluminiumrahmen bekannt, als damals eigentlich Stahl das gängigste Material des damaligen Wettbewerbs war. Für den Bereich der Elektrofahrräder wurde es spätestens 2010 richtig spannend, als Cannondale mit der Robert Bosch GmbH eine Entwicklungspartnerschaft für E-Bikes einging. Der Elektronikkonzern lieferte dafür einen neuentwickelten Hochleistungsantrieb.
Foto: Horstson
Nun geht es bei einem Test um die Praxiserfahrung, insbesondere dann, wenn man mittlerweile vollends auf das Auto umgestiegen ist, wenngleich das schlechte Gewissen in den Vorder- bzw. die tägliche Bewegungsroutine in den Hintergrund geraten ist. Ähnlich wie beim Elektroauto ist die Frage nach der Reichweite nicht unerheblich: Was bringt das beste E-Bike, wenn die Akkuleistung nach keinen 50 Kilometern rapide sinkt und man Gefahr läuft, ohne Unterstützung zu treten – bei einem Gewicht des Cannondale Tesoro Neo X 2 jenseits der 20 Kilogramm sicherlich kein Vergnügen. Um es kurz zu machen: Ich bin nie unter 50% Batterieleistung gefallen, trotz langer Touren. Offiziell wird die Reichweite bei bis zu 140 Kilometer angegeben, doch seien wir mal ehrlich: nur die wenigsten werden jemals so weit fahren.
Das Cannondale Tesoro Neo X 2 ist also weder zu schwer, noch zu auffällig. Stattdessen ist es minimalistisch im Auftritt. Verhältnismäßig leicht und sehr, sehr funktional in der Ausstattung. Hier meine wichtigsten Facts in der Übersicht, Optik und Praktikabilität ergänzen sich in meinen Notizen:
Die Tretunterstützung ist perfekt für kurze und lange Strecken geeignet, gerade an Ampeln und Kreuzungen habe ich das Gefühl, nahezu neben den qualmigen Autos und Bussen vorbeizufliegen. Doch keine Angst: Mit rund 25 km/h ist man trotzdem save im Straßenverkehr und nicht allzu schnell unterwegs. Der integrierte E-Motor hilft bei Durststrecken und „Kann-Nicht-Mehr-Momenten“, großen Anstrengungen ist man beim Radfahren fortan nicht mehr ausgesetzt.
Ebenfalls ziemlich cool, wenn auch dezent: Die integrierten Lichter für sichere Fahrten im Dunkeln. Sie sind unaufdringlich angebracht, dass ich zweimal hinschauen musste, bevor ich sie überhaupt wahrgenommen habe. Der Preis des Cannondale Tesoro Neo X 2 ist mit circa 4.000 Euro definitiv kein Zwischendurch-Kaufimpuls. Wer sich jedoch mit dem Thema E-Bike auseinandergesetzt, bestenfalls Leistungen verschiedener Anbieter studiert hat, wird feststellen: Zu hoch angesetzt ist der Preis für ein Modell diese Art ganz bestimmt nicht.
*Das Cannondale Tesoro Neo X 2 wurden mir für den Zeitraum des Tests zur Verfügung gestellt. Inhaltlich wurde kein Einfluss genommen.