Bild: Dr. Martens
44 Jahre ist es her, dass Gilbert Baker die Regenbogenflagge entwarf. Der US-Amerikaner wurde von Harvey Milk gebeten, ein Symbol für den Gay Freedom Day anzufertigen. Baker war sich sicher nicht bewusst, dass er mit den acht Farben, die er zu einem Regenbogen mixte, das Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung geschaffen hat. Vielleicht hätte sich Baker dann überlegt, ob er Flagge rechtlich schützen lässt – auch um der gnadenlosen Kommerzialisierung seines Entwurfs entgegenzutreten, denn mit der Regenbogenflagge lässt sich Geld verdienen.
Man darf geteilter Meinung sein, ob durch Sneaker und T-Shirts, auf denen die sechs Regenbogenfarben zitiert werden, die Diskriminierung von Menschen gestoppt wird. Gleichzeitig ist es aber eine schöne Form, seine Solidarität ggü. der LGBTQIA+-Community auszudrücken. Im Idealfall geht dann der Gewinn einer solchen Pride-Kollektion an wohltätige Organisation, wie aktuell bei Dr. Martens. Gleich mehrere Projekte unterstützt das Schuhlabel mit mehr als £ 200,000: Mit dem Trevor Project in den USA unter anderem eine Krisen- und Suizid-Telefonseelsorge für jugendliche Mitglieder der LGBTQIA+-Community.
Spitze des Eisbergs: 1.051 hassmotivierte Straftaten gegen LGBTQIA+-Community
Folgerichtig bleibt es aber nicht nur bei dem finanziellen Support. Dr. Martens lanciert einen monochromen „1461“-Halbschuh in All-in-White-Farbgebung. Mit den Farben soll ein besonderes Augenmerk auf marginalisierte Communitys gelegt werden.
Es gibt übrigens viel zu tun: Laut einer Antwort aus dem Bundesinnenministerium auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten Ulle Schauws (Bündnis 90/ Die Grünen) wurden im vergangenen Jahr 1.051 hassmotivierte Straftaten gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI) registriert – wobei das nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte, wie der LSVD erklärt.
Ich frage jetzt einfach mal in die Runde, wie ihr Pride-Kollektionen einschätzt – Kommerz oder eine gute Möglichkeit, seine Solidarität zur LGBTQIA+-Community auszudrücken?
paule
26. April 2022 at 13:17Ich finde Pride Kollektionen schwachsinnig. Wer trägt das ausser auf einem CSD? Es ist mir auch zu plakativ und vordergründig. Es ist viel interessanter, das ganze Thema weniger plakativ zu bearbeiten und in die Tiefe zu gehen. Ich habe gestern auf Netflix Heartstopper geschaut und dachte, dass es schön ist, dass junge Menschen heute eine Liebesgeschichte über zwei junge Männer schauen können, ohne dass es zu klischeebeladen ist. Einfach eine halbwegs normale Geschichte mit Höhen und Tiefen. Und vor allem, dass heute der homosexuelle Part in einem Film nicht mehr zwangsläufig an Aids stirbt. Vor 30 Jahre hätte eine Geschichte wie Heartstopper oder Love, Simon immer mit der Aidserkrankung eines Partners geendet. Das ist glücklicherweise vorbei. Junge homosexuelle Männer, Frauen oder was auch immer, können heute ganz normal solche Filme schauen und müssen nicht das Gefühl haben, hinter jeder Liebe steht Verderben und Tod. Das ist für mich wichtiger, als eine Regenbogenfahne auf einem T-Shirt von Versace.