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Doku-Tipp: „White Hot: The Rise & Fall of Abercrombie & Fitch“ auf Netflix

„White Hot: The Rise & Fall of Abercrombie & Fitch“; Bild: Netflix

Hi guys! What’s going on? Wer sich Ende der 1990er- bis zu den 2010er-Jahren in die Nähe eines Abercrombie & Fitch-Stores getraut hat, kennt den Spruch vermutlich noch. Kunden und kreischende Mädchen wurden so von den Verkäufern, die intern „Models“ genannt werden, mit einem perfekten Zahnpastalächeln begrüßt. Wer nicht die viel zu dunkel eingerichteten Shops wollte, wurde von „Fierce“ penetriert – der hauseigene Duft nebelte die gesamte Umgebung ein und rief in Hamburg und München sogar die Behörden auf den Plan, denen im wahrsten Sinne des Wortes das spezielle Odeur gestunken hat. Die, nennen wir es mal „Geruchsoffensive“, gehörte damals genauso zum Markenkonzept, wie die halbnackten Jungs vor der Tür, die so manch ein Mädchen- und Männerherz höher schlagen ließen.


Opening Abercrombie & Fitch in Hamburg; Bild: Horstson

Doch während die Marke auf Hochtouren lief, begann ihr beliebtes „All-American“-Image spätestens dann zu verbrennen, als Kontroversen über ihr ausgrenzendes Marketing und diskriminierende Einstellungskriterien ans Licht kamen. Verantwortlich für dieses Image war CEO Mike Jeffries, der so seine Kleidung zu einem Must-have für das neue Jahrtausend machte.

Heute undenkbar, war es damals irgendwie okay, von manchmal arroganten Verkäufern „beraten“ zu werden.
Mit Interviews mit vielen ehemaligen Mitarbeitern, Führungskräften und Models erzählt aktuell die Netflix-Dokumenation „White Hot: The Rise & Fall of Abercrombie & Fitch“ die komplexe Geschichte der Marke, die eine ganze Generation beeinflusst hat und deren Duft sich vermutlich bis heute in die Mauern der Stores eingebrannt hat und so an diese ganz besondere Phase des Einzelhandels erinnern. Ein Großteil der Läden hat mittlerweile geschlossen und das heutige Abercrombie & Fitch hat mit dem damaligen nichts mehr gemein. Und das ist auch gut so.

  • paule
    22. April 2022 at 12:29

    Ich würde das jetzt nicht auf diese spiessige 2022-Art in der alles schlecht gemacht werden muss bringen. Natürlich unter heutigen Gesichtspunkten wäre das nicht mehr möglich. Wie so vieles andere auch, das Spass gemacht hat. Heute haben wir Angst vor Spass. er könnte nicht korrekt sein. Auch muss es im Zusammenhang der Zeit gesehen werden und nicht losgelöst. Die Läden waren ja damals nicht zwischen einem Biobäcker und einem, der aus alten Fahrrädern neue macht. Die Läden waren entsprechend angesiedelt. Und wenn ich daran denke, wie man Mitte bis Ende der 90er aussah, dann hat sich das von den Verkäufern kaum unterschieden. In den 90ern hatte man mehr aus als an. Ich war damals beeindruckt, dass es so schöne Menschen gibt. Ich fand es toll. Ich würde das jetzt nicht per se schlecht machen, nur weil das jetzt in den aktuellen Ton passt. Ich denke, in 20 Jahren finden wir es genau so übel, wie verklemmt wir heute sind, wie wir jetzt über die Dinge von damals reden. Wenn ich der Duft in die Mauern eingebrannt hat, dann ist das gut so. Das hat er im Gebäude von Colette in Paris sicher auch. Das roch man über mehrere Strassen hinweg. Diese Dinge hatten ihre Berechtigung. Und heute überlegen wir uns, was wir aus alten Flasche machen. Ich bin froh, dass ich die andere Zeit noch kannte. Würde ich nur das trostlose Heute kennen, würde ich gegen eine Wand rennen. Abercrombie & Fitch hatte seine Zeit und seine Berechtigung.

  • vk
    22. April 2022 at 17:04

    @paule
    bullseye!
    clap, clap!

  • Carsten
    22. April 2022 at 18:15

    Die Verkaufsdroiden bei Hermes oder Dior, die mich obendrein nicht durch herausragende körperliche Eigenschaften beeindrucken, stimmt mich auch im vermeintlichen Jetzt nicht froh. Jil Sander bot seiner Zeit ausgedienten Models auf der Avenue Montaigne immerhin noch ein Gnadenbrot; sonst Halle 4 bei der Herrenmodewoche in Köln bei Boss als Handelsreisende.
    Tine Wittler sitzt heute noch mit Herzblut in der Schokoladenfabrik.

  • JayKay
    26. April 2022 at 14:35

    Paule hat voll und ganz recht. Alles hat seine Zeit.