Kultur

Doda/Goecke/Duato @ Komische Oper Berlin

(Staatsballett Berlin; Marco Goecke; Foto: Fernando Marcos )

Erst war es noch Romeo & Julia, d.h. klassische Kost für jedermann, jetzt bewegen wir uns in deutlich abstrakteren Gefilden. Nach Duato/Shechter oder Maillod/Millepied ist „Doda/Goecke/Duato“ eine weitere Produktion, bei der drei unterschiedliche Choreographen zeigen, was sie können. In diesem Fall sind das Gentian Doda, Marco Goecke und Noch-Intendant Nacho Duato. Eines vorweg: Unterschiedlicher könnten die drei Choreographien nicht sein, aber eins nach dem anderen.

Staatsballett Berlin; Gentian Doda; Foto: Fernando Marcos

Gentian Doda – „was bleibt“
Der treibende Beat zu Beginn der Choreographie von Gentian Doda täuscht. Hier geht es nicht um wildes Treiben auf der Bühne oder umherwirbelnde Körper. Denn nachdem der Vorhang bereits zu Beginn mehrere Male nach unten geht, damit die Tänzer sich wieder neu positionieren können, werden die Bewegungen weniger hektisch, bleiben aber aufwendig und präzise ausgeführt. Im Zentrum stehen dabei immer die einzelnen Individuen, die mal als Einheit, mal als Einzelperson funktionieren. Erst sind sie tänzerisch symbiotisch vereint, dann spaltet sich hier und da wieder jemand ab. Das lässt natürlich Freiraum für Interpretationen. Man könnte eine Art Zelle sehen, die sich immer fortwährend teilt, zusammenfügt und dann am Ende doch wieder in ihren Einzelteilen in der Gegend herumirrt. Das wäre wohl das, was am nächsten liegt. Licht, Kostüme und Musik sind reduziert und gleichzeitig auf den Punkt. Durch die sehr langsamen Bewegungen mit allerlei Verrenkungen verlangt das Stück den Tänzern, aber auch dem Publikum viel ab. Und das ist an diesem Abend erst der Anfang. Gentian Doda, geboren in Albaniens Hauptstadt Tirana, arbeitete bereits unter der künstlerischen Leitung von Nacho Duato mit der Compania Nacional de Danza und weiteren internationalen Häusern.

Marco Goecke – „Pierrot Lunaire“
Nervtötend. Nicht falsch verstehen, aber hört man die ersten 5 Minuten von „Pierrot Lunaire“, uraufgeführt in Berlin im Jahr 1912, wünscht man sich, es wäre schnell wieder vorbei. Dann nach 10 Minuten und einer  grandiosen Performance der Tänzer, wird die Musik immer nebensächlicher. Dann, ein bisschen später, fällt sie nur noch auf, wenn Sängerin Christine Schäfer stimmlich mal wieder ausschlägt. Konstantin Lorenz geht in seiner Performance an die Grenzen des Körperlichen und das zusammen mit seinen Mittänzern. Zusammen mit dem fahlen bis hellen Licht (Udo Haberland) und der reduzierten Bühne sowie den Ballontrauben auf der Bühne (alles Marco Goecke), ist diese Choreographie mit Sicherheit das Highlight dieses Abends. Die Musik hat keinen Rhythmus und dennoch sind die Tänzer zu keinem Punkt asynchron oder weichen von ihrer extremen Körperspannung ab. Eine erneute und noch stärkere Tour de Force für die Zuschauer, die nach dem ersten Stück, zumindest eine Sitzreihe hinter mir, weniger geworden sind.

Staatsballett Berlin; Nacho Duato; Foto: Fernando Marcos

Nacho Duato – „Por Vos Muero“
„Für dich sterbe ich“ bedeutet der Titel der Inszenierung von Nacho Duato. Zum Sterben schön ist diese allerdings leider nicht. Das ist nicht zuletzt deswegen schade, da es Duatos letzte Inszenierung ist, bevor er das Feld räumt. Auch ist man nach Inszenierungen wie „Romeo & Julia“ oder „Duato/Shechter“ Besseres gewohnt. Trotz aller Bemühungen, moderne mit klassischen Elementen zu verbinden, reichte es an Innovation bzw. Begeisterungsfähigkeit nicht aus, um mit den vorherigen Stücken mitzuhalten. Die musikalische Untermalung war gelungen (Musik des spanischen 15. und 16. Jahrhunderts) und deutlich unaufgeregter als bei Doda oder Goecke. Die Bühne war zwar „opulenter“, aber vom Schlussbild abgesehen auch ein wenig überflüssig für die Performance. In einem anderen Kontext hätte das Stück mit Sicherheit eine größere Wirkung gehabt. Hier wirkte es etwas deplatziert.

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