(Dior Men, Frühling/Sommer 2020; Bild: Dior)
Ihr werdet es mitbekommen haben – Kim Jones hat vor wenigen Tagen seine Frühling/Sommer-Kollektion für Dior präsentiert. Die für die Entwürfe notwendige Inspiration lieferte Daniel Arsham, dessen eigentliches Werk die moderne Archäologie in Frage stellt. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist eine Hommage an das Dior-Erbe, das immer wieder weiterentwickelt wird. So wurden Souvenirs aus Monsieur Diors Büro – wie seine Uhr oder das Telefon – von Daniel Arsham im Stil seiner künstlerischen Serie ‚Future Relics‘ neu interpretiert.
Nun lassen sich naturgemäß die skulpturalen Werke des zeitgenössischen Künstlers nur sehr schwer 1:1 auf die Entwürfe von Kim Jones projizieren und verwundert es nicht, dass sich die „erodierenden Artefakte“ auf den ersten Blick nur beim Entrée im Institut du Monde Arabe am Seine-Ufer und dem beeindruckenden Setting der Schau zeigen:
Die Architektur war stets eine bedeutende Inspiration für Christian Dior: Er konzipierte seine Haute-Couture-Kreationen strukturiert und theatralisch, wie luftige Skulpturen – und so wirken auch die Formen in dieser Herrenkollektion weich, fließend und leicht. Sie wurden mit Techniken aus der Bildhauerei realisiert. Miteinander verklebtes Leder präsentiert sich mit Details wie Zierstreifen und das Dior Oblique-Motiv, gleichfarbig oder mit Farbverlauf gestaltet. Die Farbpalette aus neutralen, verwaschen wirkenden Tönen und intensiven Pink- und Blaunuancen erschafft eine beeindruckende Atmosphäre.
Klickt man sich durch die Key Looks, fällt eine ganz besondere Kooperation sofort ins Auge: „Dior et RIMOWA“. Die Minikollektion umfasst einen Rucksack, ein ‚Champagnercase‘, ein Handgepäckstück, eine Minaudière und einen Koffer, die mit den charakteristischen Aluminiumrillen der deutschen Marke versehen sind.
Doch kommen wir nochmals auf die Zusammenarbeit mit Daniel Arsham zurück. Auf den zweiten Blick fällt eine Überarbeitung des ‚Journaux‘-Prints von Dior (siehe Bild Klickstrecke) ins Auge. Auch wurden geschichtsträchtige Symbole von Dior, die Daniel Arsham neu interpretiert hat, zu Gipsabgüssen, die dann aus Silikon gefertigt die Accessoires verzieren – so zum Beispiel eine „Maiglöckchen-Brosche“, die Schlüssel und „CD“-Initialen als Ketten und Ohrringen.
Daniel Arsham führt zudem die von Kim Jones losgetretene Tradition fort, der die ‚Saddle‘ Tasche von Künstlern interpretieren lässt. Er hat von der Tasche – wie von einem Artefakt – einen Abguss genommen und neue Taschen in limitierter Edition geschaffen, die im 3D-Drucker gedruckt wurden (siehe zweites Bild in der Klickstrecke). Auch spürt man Arshams Einfluss auf einige Stoffe für Jacken und Overalls, die reliefartig so wirken, als seien sie ausgetrocknete Wüstenerde.
Auf den Bilder leider nicht so gut zu erkennen, daher erwähne ich es hier nochmal: Kim Jones springt auf den omnipräsenten Transparent-Trend auf und hat für Dior leicht transparente Schuhe entworfen, auf denen das Zeitungsdruck-Design der Socken durchschimmert – scheint so, als ob der britische Designer mit dieser Kollektion auch in den kommenden Saisons für jede Menge Objekte der Begierde gesorgt hat …
fred
26. Juni 2019 at 14:03Was man nicht tot kriegt, ist der Zeitungsdruck. Er taucht zuverlässig alle paar Jahre auf. Wir kennen in von Gaultier, wir kennen in zum Überdruss von Galliano und wir kennen ihn von was weiss ich woher noch. Selbst von WvB hatten wir in den 90ern den Zeitungsprint: Und nun, voila, schmuggelt er sich auf das Dior-Hemd und Boxer, versteckt untern Jacket, aber doch da. er war schlimm und er bleibt schlimm und das obwohl SJP in getragen hat beim Date mit Big. Der Zeitungsprint ist das schlimmste überhaupt und ich frage mich, was da drauf steht und ob die Leute das lesen? Sitzt man dann seinem Tinder-Date gegenüber und liest, was auf dem Hemd oder in diesem Fall auch auf den Boxer steht? Fake News?
Stephanberlin
29. Juni 2019 at 13:03Wenn man so einem Zeitungsdruck-Menschen gegenübersitzt, verliert man immerhin keine Zeit und weiß gleich: das wird nix mit uns! :-))