Männermode

Dior Homme Winter 2018/19 – Forever Young

(Foto: Adrien Dirand)

‚Forever Young‘ nennt der Dior-Homme-Designer Kris Van Assche seine in Paris im Grand Palais gezeigte Kollektion für die nächste Herbst/Winter-Saison. Doch eigentlich steckt viel mehr dahinter – das Konzept, feine Schneiderkunst der Dior-Ateliers mit Streetwear zu durchsetzen, ergibt eine der reizvollsten Kollektionen, die während der Pariser Menswear Fashionweek gezeigt wurden. Die rasante Evolution von sartorialer Schneiderkunst, wie sie in den Ateliers von Dior Homme in der Rue Marignan betrieben wird, und der Streetwear, die immer mehr auch in die klassische Menswear reinspielt, interpretiert Kris Van Assche natürlich mit Könnerschaft, denn, das fast abgedroschene Statement ‚Forever Young‘ wird bei ihm nicht zum lächerlichen Jugendwahn mit Rockstar Attitude, sondern verbindet die klassischen Dior-Codes mit Raverkultur und Streetwear Elementen.

Foto: Danko Steiner

Kris Van Assches Wurzeln, die in der Tradition der belgischen Designer der Neunziger wie Martin Margiela oder Dries Van Noten liegen, spielen mit dem Konstruieren und Dekonstruieren, was ja praktisch das A&O der Atelierkunst ist: Schnittführungen, Heftstiche und Markierungen werden sichtbar gemacht.
Kris Van Assche erklärt, dass er sich viele der Urmodelle, wie das „Tailleur Bar“ aus der „New Look“-Kollektion von 1947 und die Jackets der „Envol“-Kollektion von 1948 aus den Archiven, kommen ließ, bei denen Christian Dior auf Materialien aus der Männerkleidung zurückgriff. Der schwarze „Grain de Poudre“-Wollstoff erlebt so sein Comeback im neuen Dior-Homme-Jackett mit Couturedetails und zeitgemäßen Raverstickereien, die den Bogen zur Jugendkultur schlagen. Wie mit Wappenmotiven wird mit den Tattoos als Stickerei, Druck oder All-over-Motiv gespielt. Extreme Eleganz, wie doppelreihige Jacketts und skulptural ausgeführte, exakte Linienführung wird mit Layer Looks aus Polos, Rollis oder auch Tank Tops aufgebrochen. Dior Homme spielt mit Trompe-l’œil-Effekten von Teenagergarderobe und setzt mit gebondeten Kaschmirmänteln und Trenchcoats einen erwachsenen Akzent.

Foto: Adrien Dirand

Besonders toll, das von fluoreszierenden Farben aufgebrochene „Military/Camel“-Thema. Bomber mit „Atelier Dior“-Patches, scharf geschnittene Offiziersmänteln mit Weltstadtappeal, dazu Skaterschuhe mit offenen Schnürsenkeln. Gekonnt mischen und verfremden will gelernt sein und so raffiniert, wie es Van Assche macht, entsteht eine neue Ästhetik und ein gekonnter Look, der perfekt den Zeitgeist widerspiegelt. Sehr schön sind die Canvas Hightops und gelaserte Brogues als neue „Dior-Schuhe“. Die Combo Bag besteht aus zwei Komponenten und wird zusammengeclipt am Shoulder Strap getragen.

Dass Van Assche dabei so gekonnt die Hochwertigkeit der Stoffe und das handwerklich exorbitant hoch angesiedelte Know-how der Dior-Ateliers ausnutzt, lässt die Wertigkeit auch von Sportswear Teilen einen „couturigen“ Touch bekommen. Dior ist schließlich Dior und das internationale Klientel will nun mal nicht nur den Namen Dior, sondern auch ein Stück des Mythos und des Handwerks der Pariser Ateliers. Der Qualitätsstandard bei Dior Homme ist hoch, schon um die Preise und die Unterscheidung vom Massenmarkt deutlich zu rechtfertigen.

Genau wie Dior zur Legende wurde und früh mit Herrenkollektionen startete, scheint das Alter, Dior Homme zu tragen, fast hinfällig: Laufsteg- und Modellegenden wie Alain Goussin, Cameron Alborzian und Mark Vanderloo, die wie keine anderen Männer die Kampagnen und Runways der Neunziger Jahre prägten, wirken genau so selbstverständlich in den Looks wie Newcomer der heutigen Modelgeneration.

Ohne sich zu verbiegen oder viel beschrienen Trends anzupassen schafft es Kris Van Assche aus seinem stringent verfolgten eigenen Stil und der Heritage und den Dior-Codes eine eigenständige, überraschende und zukunftsweisende Kollektion für den nächsten Winter zu zeigen, die sehr viel Lust auf Dior Homme macht.
‚Forever Young‘, ohne futuristischen Visionen zum Opfer zu fallen und doch Avantgarde zu sein – der zurückhaltend wirkende Van Assche beeindruckt mit ausgiebiger Könnerschaft.

  • Siegmar
    23. Januar 2018 at 13:13

    Ich bin begeistert, sehr toll, leider hauen mich mittlerweile bei Dior auch die Preise um.

  • JanWho
    26. Januar 2018 at 16:13

    Ich hatte die Bilder auf Insta und eben Online gesehen und ich weiß nicht warum, aber als ich die Show komplett gesehen habe fand ich das alles eher nicht so toll. Und ich meine ich bin in den 90ern groß geworden aber genau dieses Tribal fand ich damals schon schlimm … 😀